Die brisanteste Personalie verkündete der japanische Fußballverband bereits 68 Tage vor dem Anstoß der Weltmeisterschaft - aber die hatte es in sich: Nach rund drei Jahren lösten die Blauen Samurai den Vertrag mit ihrem Trainer Vahid Halilhodzic überraschend auf. Für ihn übernahm der Japaner Akira Nishino die in der Krise befindliche Mannschaft, welche er in Russland mit extrem kurzer Vorlaufzeit in die K.o.-Phase führen soll.
Sein Führungsstil war dem 65 Jahre alten Halilhodzic zum Verhängnis geworden. "Die Kommunikation mit den Spielern und das gegenseitige Vertrauen haben abgenommen", begründete Verbandspräsident Kozo Tashima im April die Entscheidung. Die zuletzt schwachen Ergebnissen gegen Mali (1:1) und die Ukraine (1:2) seien nicht ausschlaggebend für die Trennung gewesen.
Vielmehr brachten fragwürdige Personal-Entscheidungen Halilhodzic in die Schusslinie. Der Ex-Coach war bekannt, des Öfteren auf große Namen und Stammkräfte wie Shinji Kagawa zu verzichten - mit ausbleibenden Erfolg: Japan liegt auf Platz 60 der Weltrangliste, so schlecht stand die Auswahl in den vergangenen 18 Jahren nicht mehr da.
Das Ziel in Russland liegt auf der Hand: das Achtelfinale erreichen und im Idealfall darüber hinauskommen.
- Der Star: Shinji Kagawa
Bundesliga-Profi Shinji Kagawa kann auf eine lange Profi-Karriere zurückblicken. Der Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund unterzeichnete bereits mit 17 Jahren bei Cerezo Osaka seinen ersten Profivertrag.
In der Saison 2008/09 wurde Kagawa mit 27 Treffern Torschützenkönig in der 2. japanischen Liga. Dann wechselte er zum BVB und avancierte unter Trainer Jürgen Klopp zur großen Entdeckung. Mit dem BVB gewann er jeweils zweimal die Meisterschaft und den DFB-Pokal. Von 2012 bis 2014 trug er den Dress von Manchester United, mit Englands Rekordmeister konnte er den Titel in der Premier League und den Supercup gewinnen. Dann kehrte er nach Dortmund zurück.
Für die Nationalmannschaft erzielte Kagawa in 89 Länderspielen 29 Tore - davon sechs bei der Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Russland. Der 29-Jährige nahm bereits 2014 an der WM in Brasilien teil, bei der Japan in der Gruppenphase ausschied. 2008 war er für Nippon bei den Olympischen Spielen in Peking am Start. 2012 wurde er zu Asiens Fußballer des Jahres.
Die Hoffnungen Japans auf das Überstehen der Gruppenphase bei der WM in Russland liegen vor allem auf den schmalen Schultern Kagawas. Der 29-Jährige fühlt sich dieser Rolle gewachsen: "Ich kann dem Druck standhalten und möchte zeigen, dass ich die Kraft habe, auf internationaler Bühne zu bestehen."
>>> der WM-Kader Japans in der Übersicht
- Der Trainer: Akira Nishino
Der japanische Fußballverband hat kurz vor der Weltmeisterschaft in Russland Vahid Halilhodzic entlassen und durch Akira Nishino ersetzt. Der 63-Jährige hat hohe Ansprüche an sein Team: "Ich möchte Resultate sehen. Es ist WM, und wir können beweisen, dass wir gut genug sind, um die Endrunde zu erreichen. Wir haben die Spieler, die dazu in der Lage sind."
Er weiß, wie er seine Spieler einstellen muss. "Der japanische Fußball hat seine eigene Spielweise, die Fähigkeiten, Disziplin und Organisation beinhaltet", sagte Nishino, "ich möchte das als Basis verwenden, um darauf aufzubauen."
Nishino trainierte die japanische Olympiamannschaft 1996 bei den Sommerspielen in Atlanta, bei denen sie sensationell die brasilianische Star-Truppe um Ronaldo, Rivaldo und Roberto Carlos mit 1:0 besiegen konnten. In der Gruppenphase mussten sie sich lediglich dem späteren Olympiasieger Nigeria geschlagen geben.
Nishino kennt sich in der japanischen Liga perfekt aus. In seiner 18-jährigen Trainerkarriere trainierte er Kashiwa Reysol, Gamba Osaka, Vissel Kobe und Nagoya Grampus. Für die WM muss er die passenden Spieler auswählen, damit die Blauen Samurai seinen Worten auch Taten folgen lassen.
- Die Prognose:
Sollten die Japaner die Gruppe mit Kolumbien, Polen und Senegal überstehen, käme dies einer kleinen Sensation gleich. Die Mannschaft stolperte mehr schlecht als recht durch die WM-Qualifikation und deutete auch in den letzten Wochen keine signifikante Formsteigerung an.
Offensiv wie defensiv ist die Elf nur punktuell gut besetzt. In der Breite fehlt es dem Team dagegen schlicht an Klasse - trotz sieben Deutschland-Legionären im Team. Fast alles spricht für ein Aus nach der Vorrunde.















