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Gastgeber Russland träumt vom WM-Wunder

Stanislav Cherchesov ist Trainer der russischen Nationalmannschaft
Stanislav Cherchesov ist Trainer der russischen Nationalmannschaft
Foto: © dpa
22. Mai 2018, 11:55

Erstmals ist Russland stolzer Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft - und das größte Land der Erde will die historische Rolle gut ausfüllen. Zu den Favoriten zählt die Sbornaja nicht. Das ist dem Nationaltrainer, der früher in Deutschland spielte, gerade recht.

Das rasselnde Tänzeln der Fußballschuhe auf dem Flur. Der Gang durch den elend langen Korridor. Schließlich der kurz geschorene Rasen. Winkende Hände grüßen eine brodelnde Kulisse. Unter dem roten Trikot klopft das Herz schneller. Endlich ist der Moment da. Donnerstag, 14. Juni 2018. Eröffnungsspiel der Heim-WM, Russland gegen Saudi-Arabien in Moskau. Der Beginn einer Erfolgsstory? Daran glauben nur wenige beim Gastgeber. Aber alle hoffen. Es ist diese Herausforderung, die das größte Land der Erde bewegt.

Vor zehn Jahren verzückte Russland bei der EURO 2008 die Sportwelt mit unbeschwertem. Die Elf um Andrey Arshavin und Roman Pavlyuchenko mischte Einfallsreichtum mit Technik und scheiterte erst im Halbfinale am späteren Turniersieger Spanien. Daran konnte die Sbornaja aber nicht anknüpfen. Zuletzt scheiterte das Team vor zwei Jahren bei der Europameisterschaft in Frankreich kläglich - begleitet von skandalösen Fan-Ausschreitungen. Nun soll die Heim-WM den russischen Fußball aus der Lethargie reißen.

Cherchesov liebt die Improvisation

Auf Platz 66 der FIFA-Weltrangliste steht Russland derzeit - so schlecht wie nie. Und die jüngsten Ergebnisse sind nicht unbedingt vielversprechend: gegen Frankreich 1:3, gegen Brasilien 0:3. Beim Confed-Cup im eigenen Land gab es im vergangenen Jahr Niederlagen gegen Portugal (0:1) und Mexiko (1:2) und nur einen Sieg gegen Neuseeland (2:0).

Und doch gelang es den Schützlingen von Trainer Stanislav Cherchesov, individuelle Klasse aufblitzen zu lassen. Ball halten, Tempo verschleppen, Risiko kleinhalten - so lautet Cherchesovs Devise. Und Russlands Fußballexperten murren wenig.

Cherchesov, einst Bundesliga-Torwart bei Dynamo Dresden, liebt die Improvisation. Seit er das Amt im Juli 2016 antrat, beherrscht die Mannschaft plötzliche Rhythmuswechsel. Der Coach will das Team nach und nach aus dem taktischen Würgegriff befreien. Die Hoffnung auf das Viertelfinale bei der Heim-WM lebt, geboren aus dem Debakel der EURO in Frankreich und aus Cherchesovs Strategie.

"Andere Länder haben die gleichen Probleme wie wir"

Es gibt eine klare Hackordnung. Wortführer sind Zügler des Risikos wie Torwart gor Akinfeev und Abwehrspieler Sergei Ignashevich. Dann kommen wuselnde Löcherstopfer wie die Ex-Bundesligaprofis Roman Neustädter und Konstantin Rausch sowie Dmitri Kombarov. Im Mittelfeld wirkt Aleksandr Samedov, der praktisch jeden Grashalm zwischen den beiden Strafräumen berührt.

Und da sind dann noch die offensiven Energiebündel: Denis Glushakov, Alan Dzagoev und Fedor Smolov. Zum Schluss die Talente Aleksandr Golovin und die Zwillinge Aleksey und Anton Miranchuk. Der verletzte Stürmer Aleksandr Kokorin wird die WM wohl verpassen - ein schwerer Schlag für Cherchesov, der das aber nicht als Ausrede gelten lassen will: "Andere Länder haben die gleichen Probleme wie wir."

Saudi-Arabien, Ägypten und Uruguay heißen Russlands Gruppengegner: keine übermächtigen Rivalen. Danach würden in der K.O.-Runde wohl Spanien oder Portugal warten. Cherchesov baut keine Luftschlösser. Er weiß, dass der Gastgeber nicht zu den Favoriten dieser WM gehört. Aber zu den positiven Überraschungen des Turniers - dazu will Russland ganz sicher zählen. Unterschätzt zu werden: Das ist wohl das Beste, was der Sbornaja passieren kann.

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