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Rampenlicht spezial: German Championship

Elias Kachunga hat sein Glück auf der Insel gefunden
Elias Kachunga hat sein Glück auf der Insel gefunden
Foto: © imago sportfotodienst
13. Januar 2017, 10:51

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blicken wir auf die stetig wachsende deutsche Enklave im englischen Unterhaus.

Es läuft die 80. Spielminute im Zweitliga-Duell zwischen Wigan Athletic und Huddersfield Town. Der favorisierte Gast tut sich schwer, bis sich Gäste-Angreifer Elias Kachunga zehn Minuten vor Ende ein Herz nimmt und aus 25 Metern abzieht - Wigans Schlussmann kann nur nach vorne abwehren und Nahki Wells gedankenschnell zum Sieg einschieben. Die Konsequenz: Huddersfield startet als Tabellenvierter ins Jahr 2017, ein Platz der zur Teilnahme an den Aufstiegs-Playoffs zur milliardenschweren Premier League berechtigen würde.

Unterdessen verzeichnete Vorbereiter Kachunga bereits seine elfte Torbeteiligung in dieser Saison. Ein echter Neuanfang oder nur ein Zwischenhoch in einer Karriere voller Tiefschläge?

Diese Frage stellt sich nicht zum ersten Mal in der Profilaufbahn des Stürmers mit Spitznamen "Kache", die in Mönchengladbach ihren Anfang nahm. Durchsetzen konnte er sich dort ebenso wenig wie beim VfL Osnabrück oder der Berliner Hertha. Erst durch eine Leihe nach Ostwestfalen fand der gebürtige Kölner sein Glück: Mit 15 Treffern in zwei Jahren hatte Kachunga maßgeblichen Anteil am Höhenflug des SC Paderborn 07, der 2014 im sensationellen Aufstieg in die Bundesliga gipfelte.

Neustart in der englischen Provinz

Nach dem direkten Wiederabstieg zog der frühere deutsche U21-Nationalspieler weiter nach Ingolstadt, wurde dort jedoch zum teuren Missverständnis. Zeit für ein neues Abenteuer: Kachunga wechselte im Sommer 2016 in die zweite englische Liga. Eine gute Idee: Mit acht Toren ist Kachunga aktuell bester Torjäger der formstarken "Terriers".

Doch nicht nur mit Treffern sorgte der Stürmer für Schlagzeilen, sondern auch als Diebstahlopfer. Beim Heimspiel gegen Sheffield Wednesday im Oktober stand dabei ein Taktik-Zettel im Mittelpunkt. Huddersfield-Coach David Wagner gab seine Weisungen per Zettel im Spiel weiter, der auch Kachunga erreichte. Was dann passierte darf in keinem Saisonrückblick fehlen:

Der 24-Jährige ließ sich den Zettel von Gegenspieler Ross Wallace stibitzen, der einen interessierten Blick darauf warf. Die Aktion war am Ende von Erfolg gekrönt - Sheffield gewann mit 1:0. Sollte "Kache" jedoch weiter so beständig treffen, wird dieser Zettel mutmaßlich einen Ehrenplatz in der Vereinschronik erhalten. Und am Ende findet ein ewig Ausgeliehener vielleicht sein Glück in Nordengland.

Huddersfields Höhenflug lässt sich jedoch nicht nur an den Toren von Kachunga festmachen. Im Sommer leitete Wagner, der frühere Trainer von Dortmunds Zweitvertretung, einen personellen Umbruch ein. Im Fokus standen dabei ganz offensichtlich deutsche Führungsspieler: Drei ehemalige Kapitäne deutscher Zweitligisten laufen mittlerweile für Huddersfield auf.

Deutsche Kapitäne erobern Yorkshire

Die linke Abwehrseite beackert Chris Löwe. Der frühere Lauterer stand in dieser Saison nur in zwei Spielen nicht auf dem Platz und gehört zu den absoluten Leistungsträgern des Tabellenvierten. Bereits in Dortmund trainierte der 27-Jährige unter Wagner und benötigte entsprechend keinerlei Eingewöhnungszeit.

Dies gilt auch für seinen Kollegen Christopher Schindler in der Abwehr. Der 26-Jährige kam vor der Saison vom TSV 1860 München. Nach Jahren des Abstiegskampfes in Deutschland träumt der gebürtige Münchener nun vom großen Wurf in England – dem Aufstieg in die Premier League. Gefallen hat Schindler insbesondere an der Spielweise in der vermeintlich härtesten Liga gefunden: "Es geht auf jeden Fall anders zur Sache als in Deutschland. Du kannst als Abwehrspieler richtig hinlangen", schwärmte der Innenverteidiger gegenüber der "tz". Mit seiner robusten Spielweise eroberte er die Herzen der Fans im Sturm und verpasste im Jahr 2016 kein Spiel der "Terriers".

Einen solchen eroberte sich in der Hinrunde auch Michael Hefele. Der aus Dresden gekommene Innenverteidiger wurde am dritten Spieltag kurz vor Schluss beim Stand von 0:1 gegen Aston Villa eingewechselt. Ganze 30 Sekunden später ging der 26-Jährige einem eigentlich viel zu weit geschlagenem Ball seiner Kollegen hinterher und warf sich in den Klärungsversuch von Villas Torhüter. Von der Brust des 1,92-Meter-Hünen prallte der Ball zum umjubelten Ausgleich in die Maschen.

Hünemeier und Hofmann im Abseits

Auch abseits von Huddersfield tummeln sich viele deutsche Kicker in der Championship. So zum Beispiel Uwe Hünemeier, der beim aktuellen Tabellenführer Brighton & Hove Albion unter Vertrag steht. Der im Sommer 2015 aus Paderborn gekommene Innenverteidiger zählt nach langen Verletzungspausen allerdings nicht mehr zum Stamm des Teams. Der Vertrag des 31-Jährigen, der lediglich dreimal im Kader stand, besitzt noch Gültigkeit bis 2018.

Ähnlich durchwachsen läuft es für einen Mann, der einst antrat, die Lücke im deutschen Mittelsturm zu schließen. Die Rede ist von Sturmtank Philipp Hofmann. Der 23-Jährige, dessen Laufbahn in der legendären Schalker Knappenschmiede ihren Anfang nahm, kam in seiner Debütsaison 2015 für Brentford FC noch auf 21 Spiele und vier Tore. Vor der aktuellen Spielzeit hoffte der Arnsberger im Interview mit der "Reviersport" auf Besserung: "Jetzt möchte ich die Vorbereitung voll durchziehen und anschließend eine erfolgreiche Saison spielen".

Eine Hoffnung die sich jedoch nicht erfüllte: 51 Einsatzminuten ohne Torbeteiligung sprechen nicht für den Stürmer, der sich einstmals Tipps des legendären Klaus Fischer abholte.

Polter ergreift die Flucht

Die Bilanz eines anderen ehemaligen Junioren-Nationalspielers fällt mit sieben Torbeteiligungen in der Hinrunde deutlich besser aus. Dennoch entschied sich Sebastian Polter kürzlich, seinen Traum vom englischen Fußball zu beenden und von den Queens Park Rangers wieder nach Berlin zu Union zurückzukehren.

Vorerst weiter in der Championship geht es für Robert Tesche. Nach seinem Wechsel vom Hamburger SV zu Nottingham Forest vor drei Jahren, zog es den 29-Jährigen weiter zu Birmingham City. Für den zweimaligen englischen Ligapokalsieger lief der zentrale Mittelfeldspieler in dieser Serie bereits elfmal auf. Einsätze über die volle Distanz sind jedoch selten geworden in der Karriere gebürtigen Wismarers.

Seinen ersten Einsatz über die volle Distanz hat Jens Hegeler bereits hinter sich. Der 28-Jährige wechselte zu Jahresbeginn von der Berliner Hertha zur Bristol City, um diese vor dem Abstieg zu bewahren.

Patrick Senft

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