Bundestrainer Julian Nagelsmann greift mit seiner DFB-Auswahl am Donnerstag (20:45 Uhr, ARD) in der Slowakei in die WM-Qualifikation ein. Nach den zwei Niederlagen im Finalturnier der Nations League ist ein Sieg Pflicht. Gleich mehrere Fragezeichen müssen nun aus dem Weg geräumt werden.
Platz neun in der Weltrangliste, dazu zwei Niederlagen im Juni gegen die europäischen Schwergewichte aus Portugal (1:2) und Frankreich (0:2) und dennoch lautet das große Ziel von Bundestrainer Julian Nagelsmann und der deutschen Fußball-Nationalmannschaft klipp und klar: WM-Titel 2026.
Doch bei der DFB-Auswahl will man tunlichst nicht den zweiten Schritt vor dem ersten machen. "Wir müssen uns noch qualifizieren", hob etwa Bayern Münchens Abwehrchef Jonathan Tah hervor. "Mit Überzeugung" wolle man die beiden Quali-Duelle gegen die Slowakei (Donnerstag, 20:45 Uhr, ARD und im Live-Ticker auf sport.de) und in Köln gegen Nordirland (Sonntag, ab 20:15 Uhr live bei RTL) bestreiten.
Personell kann die DFB-Auswahl nicht aus dem Vollen schöpfen. Vor allem im Tor, in der Abwehr und in der Offensive fehlen wichtige Nationalspieler wie Marc-André ter Stegen, Nico Schlotterbeck, Benjamin Henrichs, Jamal Musiala, Kai Havertz oder Tim Kleindienst. Auf den Stuttgarter Deniz Undav verzichtete der Bundestrainer, inzwischen ist auch er verletzt.
Nagelsmann macht Baustelle auf: Wer gibt den Rechtsverteidiger?
Das größte der Fragezeichen vorab: Wer spielt in den beiden Qualifikationsspielen auf der rechten Abwehrseite?
Da Joshua Kimmich von Julian Nagelsmann zurück auf die Sechs beordert wurde, wird - durchaus ohne Not - eine neue Baustelle aufgemacht. Denn allzu viele Optionen stehen nicht im 23er-Kader zur Verfügung.
Waldemar Anton vom BVB hat diese Position in der Vergangenheit öfter gespielt, in Dortmund ist er aber inzwischen eine Rolle als zentraler Mann in einer Dreierkette gewohnt. Auch Jonathan Tah kann den Rechtsverteidiger geben, ist jedoch in der DFB-Auswahl in der Mitte neben Antonio Rüdiger von Real Madrid gesetzt.
Bliebe also Nnamdi Collins von Eintracht Frankfurt, einer von drei Neuen im Aufgebot. Der 21-Jährige spielte zwar in der vergangenen Saison mehrfach hinten rechts, hat sich inzwischen aber ebenfalls als Innenverteidiger etabliert. Ob Nagelsmann ausgerechnet den 1,91 Meter großen Neuling gleich bei der ersten Nominierung von Anfang an bringt und dann auch noch auf seiner Nebenposition? Unklar, aber wahrscheinlich.
Auch Tah konnte vorab nichts zur Aufklärung beitragen. Wer den Rechtsverteidiger gibt, wisse er nicht, sagte er in einer Medienrunde auf RTL-Nachfrage. Nur so viel: "Es gibt ein paar Optionen. Der Trainer wird es entscheiden." Im Training habe es "viele Rotationen, viele Wechsel" auf der Position gegeben: "Ich werde dazu jetzt nichts verraten."
Wirtz ohne Musiala - Goretzka neben Kimmich?
Auf der linken Seite gibt es in Abwesenheit von Nico Schlotterbeck mit David Raum von RB Leipzig und Maximilian Mittelstädt vom VfB Stuttgart hingegen gleich zwei Option. Italien-Legionär Robin Gosens wurde nicht berücksichtigt.
Während im Tor Oliver Baumann seinen Platz bis zur Rückkehr von Marc-André ter Stegen inzwischen sicher hat, könnte Leon Goretzka wie im Verein auf der Doppel-Sechs neben Kapitän Joshua Kimmich agieren. Gesetzt ist Liverpools neuer Superstar Florian Wirtz auf der Zehn, erst recht, da Kreativkopf Jamal Musiala fehlt. Und sonst?
Nick Woltemade muss jetzt liefern
Der Fokus liegt natürlich vor allem auf 90-Millionen-Mann Nick Woltemade. Der 23-Jährige hat einen turbulenten Sommer hinter sich: Aus seinem Wunschwechsel zum FC Bayern wurde nichts, nach drei Spielen in der neuen Saison für den VfB Stuttgart zog er zu Scheich-Klub Newcastle United in die Premier League.
Die Wechselposse sorgt letztlich aber automatisch dafür, dass die Erwartungshaltung bei Woltemade, der von einem Jahr ablösefrei von Werder Bremen nach Stuttgart gewechselt ist und gerade einmal zwei A-Länderspiele auf dem Buckel hat, noch einmal größer geworden ist. Während andere Newcomer im DFB-Trikot frei aufspielen dürfen, werden vom 1,99 Meter großen Angreifer nicht weniger als Wunderdinge erwartet.
Gegen die Slowakei könnte Woltemade gemeinsam mit Wirtz und dem wiedererstarkten Serge Gnabry dafür sorgen, dass Mittelstürmer Niclas Füllkrug mit Zuspielen beliefert wird. Der Einsatz des Ex-Dortmunders ist nahezu alternativlos, da Julian Nagelsmann freiwillig auf die Nominierung von Jonathan Burkardt - immerhin mit 18 Treffern im Mainz-Trikot bester deutscher Torjäger der vergangenen Bundesliga-Saison - verzichtet.
Für Füllkrug kommt es vor allem darauf an, endlich wieder einen Torerfolg zu verbuchen. Beim in der zurückliegenden Spielzeit von Verletzungen gebeutelten West-Ham-Profi steht in 2025/26 bei vier Einsätzen noch die Null. Ein letztes Erfolgserlebnis in der Premier League hatte der Routinier Anfang April - mit dem viel zitierten Momentum reist Niclas Füllkrug also keineswegs an.