Den Oklahoma City Thunder gelang in der Nacht auf Dienstag der erste Auswärtssieg der Western Conference Finals, sodass sie mit2:1 gegen die Minnesota Timberwolves in Führung gingen. Shai Gilgeous-Alexander überragte, zwei weitere Spieler zeigten reife Leistungen.
Autor: Tim Kosel
Heim | Ergebnis | Gast | Serie |
Minnesota Timberwolves | 128:126 | Oklahoma City Thunder | 1-3 |
Spiel der Nacht: Thunder vs. Timberwolves
Mit einer eindrucksvollen Intensität starteten beide Mannschaften in die Partie. Beide Defensivfraktionen gingen mit einer Körperlichkeit ans Werk, die in dieser Serie ihresgleichen suchte. Und das ist die Geschichte dieses Spiels: Beide Offensiven funktionierten trotzdem über weite Strecken hervorragend.
Das hatte jedoch unterschiedliche Gründe. Wie schon beim 143:101-Blowout in Spiel 3 fanden die T-Wolves ihr Glück in der Distanz. Die Thunder konnten sich über 43 Minuten lang auf Shai Gilgeous-Alexander (40 Punkte) verlassen. Dieser brauchte gut fünf Minuten für seine ersten Zähler, war dann von der Defensive der Gastgeber nicht mehr aufzuhalten.
Dieser Einfluss auf das Spiel wurde Anthony Edwards (16 Punkte) von der platzraubenden Defense der Thunder verwehrt. Der 23-Jährige suchte, aber fand keine Mittel, im Spiel anzukommen. Zu wenig Raum wurde ihm von der besten Verteidigung der Liga geboten.
Während die Thunder also ein ums andere Mal auf den MVP und seine beiden Co-Stars Jalen Williams (34 Punkte) und Chet Holmgren (21 Punkte) verlassen konnte, mussten bei den hartnäckigen Timberwolves andere Spieler ins Rampenlicht treten. Julius Randle (5 Punkte) war wie schon in Spiel 2 überhaupt kein Faktor für die Mannschaft von Trainer Chris Finch. An seiner Stelle sprangen Nickeil Alexander-Walker (23 Punkte) sowie Donte DiVincenzo (21 Punkte) in die Bresche. "Sie waren stark. Ich hoffe, sie nehmen das mit ins nächste Spiel. Dann wird alles gut", bilanzierte Ewards nach der Niederlage.
Ein Williams-Dreier 1:21 Minute vor dem Ende stellte die Thunder-Führung auf 123:116. Es gab in diesen Playoffs schon eine Reihe an atemberaubenden Comebacks, doch im Stile einer Spitzenmannschaft ließen die Thunder das letzte Aufbäumen der Wolves abfedern und nahmen so einen Sieg samt Matchball mit in die Heimat nach Oklahoma City.
Star-Trio der Nacht: SGA, Williams und Holmgren werden erwachsen
Was für einen Einfluss wird dieser Sieg auf die Karrieren der drei Leitwölfe der Franchise aus OKC haben? Anstatt mit einer ausgeglichen Serie kehren die Thunder mit einem 3:1-Vorteil zurück ins Paycom Center. Hauptursache für diesen Umstand waren die Leistungen von Gilgeous-Alexander, Williams und Holmgren.
SGA war in MVP-Manier immer zur Stelle, wenn die Thunder mal wieder eine Antwort auf eine Serie an Timberwolves-Dreiern geben mussten. Im hohen Pick and Roll fanden die Gastgeber keine Mittel gegen den glänzend aufgelegten Shai. Auch sein Cousin Alexander-Walker konnte nichts dagegen ausrichten. Aus allen drei Leveln, also am Korb, aus der Midrange und von der Dreierlinie zeigte sich der Kanadier der T-Wolves-Defense überlegen.
Jalen Williams übernahm die Scoring-Aufgaben nicht nur zu Zeiten, in denen SGA auf der Bank Platz nahm. Der vielseitige Forward erzielte die ersten fünf Thunder-Zähler und war von da an wie besessen davon, dem Gegner Punkt nach Punkt einzuschenken. Eine aggressive Mentalität, die man in der Form in den Playoffs erst selten von ihm gesehen hat und in einem Playoff-Career High mündete.
Der Dritte im Bunde des heranwachsenden Star-Trios war Chet Holmgren. Schon in der ganzen Serie konnte er offensive Nadelstiche setzen und defensiv den Ring beschützen. Diese Rolle reproduzierte er in Spiel 4 in einer neuen Güteklasse. Er traf zweimal von der Dreierlinie und wusste sich zu dem in der Zone für Punkte am Ring zu positionieren.
Ein Block gegen Jaden McDaniels in der Schlussminute tütete den Auswärtssieg der Thunder auf spektakuläre Art und Weise ein. "Wir haben immer noch so viel Potenzial, zu wachsen. Ich bin 26 Jahre alt, was alt aussieht neben den anderen beiden. Sie sind 23 und 24 Jahre alt und sind nicht mal in ihrer Blütezeit", beschrieb SGA nach dem Sieg.
Shai Gilgeous-Alexander | Jalen Williams | Chet Holmgren |
40 Punkte | 34 Punkte | 21 Punkte |
13/30 FG | 13/24 FG | 9/14 FG |
9 Rebounds | 3 Rebounds | 7 Rebounds |
10 Assists | 5 Assists | 3 Blocks |
12/14 Freiwürfe | 3 Steals | 1 Steal |
Statistik der Nacht: Wolves lassen goldene Möglichkeit liegen
In den Playoffs lag die Ausbeute von Gastgebern in den Playoffs bis in den frühen Dienstagmorgen bei 55-0, wenn sie mindestens 50 Prozent ihrer Würfe von der Dreierlinie und 18 oder mehr Longballs verwandelten. Die Widerspenstigkeit der Thunder trotzte dieser Statistik und fuhr unter diesen Voraussetzungen erstmals einen Auswärtssieg ein.
Blickt man auf das Rebounding findet man ein Spiel vor, dass es in der Form auch nicht alle Tage zu bestaunen gibt. Die Thunder nahmen 95 Würfe aus dem Feld entgegen Minnesotas 84. Da beide Teams über 50 Prozent dieser Versuche verwandelten, gab es nicht allzu viele Defensivrebounds einzusammeln.
Allerdings sah die Partie beinahe so viele Offensivrebounds wie eingesammelte Abpraller der Defensivreihen. Sowohl die Wolves als auch die Thunder griffen sich je 19 zweite oder dritte Chancen. In Sachen Defensivrebounds war die Truppe um Rudy Gobert und Randle mit 22:17 überlegen.
Szene der Nacht: Gobert dunkt über Hartenstein
Es dürfte Isaiah Hartenstein mit Blick auf das Endresultat ziemlich egal sein, am Ende eines Poster-Dunks gelandet zu sein. Bei der Wiederholung dieser spektakulären Szene ließ sich TV-Expertin Doris Burke auf einen eher ungewöhnlichen Kommentar ein: "Ich kenne mich nicht besonders mit Geschichte aus, aber ich weiß, dass Franzosen und Deutsche sich nicht besonders mögen... Rudy sagt: Bonjour, Herr Hartenstein – hier, ein bisschen was von diesem Linkshänder-Dunk!"
Rookie der Nacht: Terrence Shannon Jr. tut es schon wieder
Im zweiten Spiel in Folge kam Terrence Shannon Jr. in die Partie und sorgte für einen Umschwung des Momentums. Nach 15 Punkten in 13 Minuten in Spiel 3 versorgte der 24-Jährige seine Mannschaft wieder mit vielen Punkten in wenig Zeit auf dem Parkett. Diesmal waren es 9 Zähler in 8 Minuten.
German Ballin: Hartensteins Spielzeit sinkt weiter
In Spiel 4 erlebte Isaiah Hartenstein seinen bis dato kürzesten Arbeitstag in den Playoffs für die Thunder. Nur 16 Minuten stand der deutsche Center auf dem Feld, schrieb in dieser Zeit 2 Punkte, 6 Rebounds und 2 Assists an. Obwohl auf der anderen Seite Rudy Goberts Spielzeit im Verlauf der Serie tendenziell steigt (13 Punkte in 32 Minuten in Spiel 4) vertraut Hartensteins Trainer Daigneault auf die Lineups um Holmgren als einzigen Big Man auf dem Feld.
Stimmen der Nacht
Jalen Williams (Oklahoma City Thunder) stört sich nicht an Kritik: "Wenn du nicht gut bist, wirst du auch nicht unter die Lupe genommen. Viele von denen, die über mich reden, können nicht das, was ich kann."
Shai Gilgeous-Alexander (Oklahoma City Thunder) über das Label des "Freiwurf-Schinders": "Es ist mir egal, es hat mich noch nie interessiert. Ich habe schon mehr Freiwürfe in einer Saison geworfen, als in dieser Saison."
Anthony Edwards (Minnesota Timberwolves) kommentiert seine 16 Punkte: "Es sind nicht so viele Punkte, wie ich es mir vorgestellt habe. Aber sie haben mir einfach nur wenige Würfe erlaubt."
Chris Finch (Minnesota Timberwolves) lobt Nickeil Alexander-Walker: "Er hatte einen großartigen Abend, hat seine Würfe getroffen. Den Zug zum Korb hatte er und er hat defensiv alles hereingeworfen. Er war hervorragend."
Julius Randle (Minnesota Timberwolves) nennt einen Grund für seine blasse Vorstellung: "Es war ähnlich wie in Spiel 2. Sie stehen nur herum und schauen zu. Ich weiß es nicht."