Sensation! Die New York Knicks reißen den Boston Celtics zum zweiten Mal in Folge einen sicher geglaubten Sieg aus den Händen.
Die Oklahoma City Thunder lassen dagegen keinen Zweifel und entscheiden Spiel 2 gegen die Denver Nuggets schon lange vor der Schlussminute dank historischer Dominanz.
Heim | Ergebnis | Gast | Serie |
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Boston Celtics | 90:91 | New York Knicks | 0-2 |
Oklahoma City Thunder | 149:106 | Denver Nuggets | 1-1 |
Spiel der Nacht: Celtics vs. Knicks
Runde 2 - Ding, Ding, Ding! Wer den Wahnsinn von Spiel 1 zwischen den Celtics und Knicks verpasst hat, hat gestern Nacht eine zweite Chance bekommen.
Die Knicks lagen erneut mit 20 Punkten hinten, bevor die Celtics spät im dritten Viertel zu vergessen schienen, wie man Basketball spielt. Boston vergab im Schlussviertel 13 Würfe hintereinander und traf keinen einzigen Feldwurf in über acht Minuten, bevor Jayson Tatum 18 Sekunden vor Schluss noch ein Dunk zum 90:89 gelang.
Jalen Brunson holte den Knicks die Führung mit zwei Freiwürfen zurück, die letzte Hoffnung der Celtics wurde erneut durch die gnadenlose Verteidigung von Mikal Bridges erstickt. Der Knicks-Star klaute Tatum 2,1 Sekunden vor Schluss den Ball und machte das nächste verrückte Comeback der Knicks perfekt.
Die Celtics wiederholten sogar exakt ihre miserable Dreierquote aus Spiel 1 mit 25 Prozent, 10 von 40 Distanzwürfen fanden ihr Ziel. Derrick White (9 Rebounds, 5 Assists, 2 Blocks) und Jaylen Brown (8/23 FG, 6 TO) führten Boston mit je 20 Punkten an. Tatum kam auf 13 Zähler (5/19 FG), 14 Rebounds und 3 Steals. Kristaps Porzingis (8, 3/5 FG, 3 Offensivrebounds) kam aufgrund von Krankheitsnachwirkungen nur für 14 Minuten als Reservist zum Einsatz.
Bei den Knicks war Josh Hart der beste Werfer mit 23 Punkten bei 9/15 FG, Karl-Anthony Towns zog nach mit 21 Zählern (9/16) und 17 Rebounds. Mit 9/31 ließen die Knicks auch kaum Feuerwerke von Downtown zünden.
Szene der Nacht: Bridges macht das Licht aus
Nach dem zweiten Freiwurf von Brunson zum 91:90 hatten die Celtics noch 12,7 Sekunden auf der Uhr, aber kein Timeout mehr. Tatum gab seinen Kritikern anschließend weiteres Futter zu behaupten, ihm fehle der Killerinstinkt manch anderer Superstars.
Nach einem Screen von Al Horford hatte er Mitchell Robinson gegen sich mit einer Menge Platz in der Mitte des Feldes, bevor er beim Dribbling leicht die Ballkontrolle verlor und sich auf den linken Flügel bewegte. Dort ging er gegen Anunoby direkt vor sich und Bridges neben sich hoch zum Jumper, bevor er die aussichtslose Situation erkannte - er wäre vermutlich geblockt worden.
Er versuchte den Ball in letzter Sekunde noch über Bridges zu Brown zu bekommen, doch die langen Arme des Eliteverteidigers waren im Weg und stellten die zweite Blamage der Celtics vor den heimischen Fans sicher. Tatum steht nach zwei Spielen in der Serie bei verheerenden Statistiken in den Schlussabschnitten mit 6 Punkten bei 1/12 FG sowie 0/7 von Downtown und 2 Turnover.
Machtdemonstration des Jahres: Blitz und Thunder
Wow, die junge Truppe der Thunder ließ sich von der höchst frustrierenden Niederlage in Spiel 1 gegen die Nuggets nicht unterkriegen. Ganz im Gegenteil, sie zeigten selten gesehene Dominanz in der zweiten Runde der Playoffs gegen einen 4. Seed mit der Erfahrung und Qualität der Nuggets.
OKC führte mit 87:56 zur Pause und stellte damit einen neuen ligaweiten Rekord auf für die meisten Punkte einer ersten Halbzeit in den Playoffs. Den Rekord hielten zuvor die Cleveland Cavaliers, die den Golden State Warriors in Spiel 4 der NBA Finals 2017 ganze 86 Zähler einschenkten.
Shai Gilgeous-Alexander führte eine Offensive der Thunder an, die jede Aktion mühelos aussehen ließ und phasenweise den Eindruck machte, als wäre schon ein einziger Stopp gegen sie ein Ding der Unmöglichkeit. SGA traf 11/13 aus dem Feld und all seine 11 Freiwürfe auf dem Weg zu 34 Punkten und 8 Assists, bevor er nach 30 Minuten auf dem Parkett schon Feierabend hatte. Alle anderen OKC-Starter durften sich sogar noch mehr ausruhen.
Russell Westbrook wurde erst mit Jubel begrüßt an seiner alten Wirkungsstätte, wenig später ausgebuht. Das schien den Sixth Man der Nuggets nicht zu irritieren, in knapp 22 Minuten war er mit 19 Punkten (5/11 FG, 5 Assists) schon Topscorer seiner Mannschaft. Nikola Jokic (17, 6/16) foulte im dritten Viertel aus und verschuldete 6 Turnover.
Statistiken der Nacht: OKC lässt Denver nicht mitspielen
Acht verschiedene Thunder-Spieler punkteten im zweistelligen Bereich, alle 14 aktiven Spieler wurden für mindestens 8:29 Minuten eingesetzt. Die Partie war nach dem ersten Vierten (45:21) entschieden, obwohl Denver sogar 40,5 Prozent von Downtown traf - besser als ihre Feldwurfquote von 37,9 Prozent.
Auch mit einer großen Führung blieb OKC diszipliniert und ließ Denver nicht einmal den Hauch einer Chance erschnuppern. Die Thunder ließen kaum einfache Punkte zu und dominierten mit 52:28 in der Zone sowie 26:5 im Fastbreak. SGA hatte mit +51 das höchste Net-Rating in der Geschichte der Statistik in den Playoffs.
Ligaweit endete mit dem Sieg der Thunder ein nie zuvor da gewesener Trend, nach sechs Niederlagen in Folge zum Auftakt der zweiten Runde war erstmals wieder die Heimmannschaft siegreich.
Die Knicks hielten dagegen eine wilde Serie am Leben, die sie selbst gestartet hatten. In der dritten Nacht in Folge gelang in den Playoffs ein Comeback nach mindestens 20 Punkten Rückstand, das gab es zuvor noch nie seit Beginn der genauen Dokumentation jedes Spielstands.
German' Ballin: Hartenstein lässt SGA schwärmen
Nach Spiel 1 inklusive 42 Punkten und 22 Rebounds von Jokic ließ sich kaum behaupten, Hartenstein hätte miserable Gegenwehr gegen den Serben geleistet. An manchen Tagen ist gegen Jokic eben nichts auszurichten, in Spiel 2 schien der Spieß fast umgedreht, Jokic wirkte phasenweise chancenlos gegen Hartenstein und die überragende Mannschaftsverteidigung der Thunder.
Dazu traf der deutsche Big Man 6 seiner 7 Feldwürfe für 14 Punkte, 8 Rebounds und 5 Assists, bevor er sich nach 22 Minuten ausruhen konnte. Besonders großes Lob gab es von SGA nach dem Spiel.
"Seine Passfähigkeiten, sein Rebounding, sein Playmaking, seine Kommunikation, seine Führungsqualitäten", schwärmte der Thunder-Star von Hartenstein: "Es ist kein Zufall, dass wir dieses Jahr so viel besser als letztes Jahr sind, nachdem wir ihn ins Team geholt haben".
U12-Moment der Nacht: Line Drive von der Linie
Mitchell Robinson warf im vierten Viertel gegen die Celtics einen der schlechtesten Freiwürfe aller Zeiten inmitten des furiosen Comebacks der Knicks. Dem Big Man wird es egal sein, ein Stück weit macht es die Blamage für die Celtics noch größer. Boston hat gegen einen Mann verloren, der den Eindruck machte, als würde er das erste Mal einen Basketball werfen.
Einen Airball beim Freiwurf sieht man in der NBA schon fast wöchentlich, Robinson ist schließlich nicht der einzige Grobmotoriker der Liga, der andere Fähigkeiten als ein weiches Handgelenk an der Linie mitbringt. Herausragend schlecht war jedoch die Flugkurve des Wurfs.
Mit ausgestreckten Armen muss der 7-Footer dem Ball in der Theorie kaum Höhe mitgeben, um den Korb auf 3,05 Meter zu erreichen. Die Erfolgschance wird dadurch jedoch deutlich besser. Stattdessen schien bei Robinson gar nichts zu passen, er feuerte quasi einen Strahl ab, der zu keinem Punkt die Höhe des Rings erreichte und nur das Netz streichelte. "Oh nein", war im TV-Kommentar passend zu hören.
NBA Playoffs: Stimmen der Nacht
Nikola Jokic (Denver Nuggets): "Heute Nacht hat praktisch nur ein Team gespielt."
David Adelman (Interims-Coach, Denver Nuggets): "Wir wurden bloßgestellt."
Shai Gilgeous-Alexander (Oklahoma City Thunder): "Wir sind verzweifelt in das Spiel gekommen."
Mikal Bridges (New York Knicks): "Wir finden einfach Wege, um zu gewinnen."
Jalen Brunson (New York Knicks): "Wir wissen um die Möglichkeit, die wir zu Hause haben. Ich glaube, wir sind uns aber noch nicht einmal bewusst, zu was wir fähig sind."
Kristaps Porzingis (Boston Celtics): "Irgendwie nimmt das uns jetzt auch den Druck. Wenn man sich die Wahrscheinlichkeiten anschaut, sind die Knicks jetzt vielleicht die Favoriten in der Serie."