Die Western Conference Semifinals werden mit den Golden State Warriors bereichert: Beim klaren Sieg in Spiel 7 in der Nacht auf Montag bei den Houston Rockets wurde ein Ergänzungsspieler zum Helden. Nun treffen die Dubs auf die Minnesota Timberwolves und Anthony Edwards.
Zuvor gab es im Spiel 1 zwischen den Cleveland Cavaliers und den Indiana Pacers eine kleine Überraschung. Der ausgeruhte Top-Seed der Eastern Conference gab gleich das erste Heimspiel an die Gäste ab, die in der Rocket Arena in Cleveland die Lichter ausschossen.
Heim | Gast | Serie | |
Houston Rockets | 89:103 | Golden State Warriors | 3-4 |
Cleveland Cavaliers | 112:121 | Indiana Pacers | 0-1 |
Spiel der Nacht: Warriors überzeugen in Spiel 7
Es spricht Bände, dass die Warriors nach der ersten Hälfte des Do-or-Die-Spiels in Houston nur drei Punkte von Stephen Curry bekamen und trotzdem mit 51:39 in Führung lagen.
Nur ein einziges Mal lagen die Rockets im Toyota Center dabei vorn: Ein Layup von Jalen Green sorgte für das zwischenzeitliche 19:17 für die Gastgeber, was postwendend von zwei Longballs des phänomenalen Buddy Hield (33 Punkte) egalisiert wurde.
Letztlich spiegelte sich das wider, was schon in der regulären Saison von beiden Mannschaften zu sehen war. Houston hatte große Probleme in der Halbfeld-Offensive, weil es den Gästen aus San Franciso gelang, nach vielen Ballverluste in den Spielen 5 (14 TO) und 6 (16) diesmal nur noch sieben zu produzieren und so die Fast-Break-Möglichkeiten der Gastgeber zu minimieren.
Zudem verteidigten die Warriors die Dreierlinie der Rockets hervorragend. Nur 18 Zähler (6/18) sammelten die Rockets über die 48 Minuten von Downtown, während Curry und Co. den Abend mit 54 Punkten aus Dreipunktewürfen (18/43) beendeten.
Im Schlussviertel konnte Houston einen kurzen Komplettausfall der Warriors-Offensive nicht für ein Comeback ausnutzen. Zwischen einem Curry-Zweier 7:38 Minuten vor dem Ende (82:70 für Golden State) und einem Butler-Zweier 3:50 Minuten vor dem Ende lagen gut vier Minuten ohne Punkte. Der Zweitplatzierte der Western Conference konnte den Rückstand trotzdem nicht auf eine einstellige Zahl verringern - und fährt jetzt in den Urlaub.
Meilensteine der Nacht: Hield stellt Game-7-Rekord ein, Mitchell toppt Jordan
Nach Spiel 4 hatte Head Coach Steve Kerr Buddy Hield für seine defensive (!) Vorstellung gelobt. In Spiel 7 machte der Mann aus den Bahamas wieder das, was er am besten kann: Mit neun Treffern aus der Distanz stellte er einen Rekord für eingenetzte Dreier in einem solchen Entscheidungsspiel ein.
Diesen teilt er sich mit Donte DiVincenzo, der letzte Saison im Entscheidungsspiel seiner New York Knicks ebenfalls neun Dreier gegen die Indiana Pacers getroffen hatte. Schon zur Halbzeit hatte Hield so viele Dreier auf dem Konto (6), wie die gesamte Rockets-Mannschaft nach 48 Minuten.
Donovan Mitchell war derweil mit 33 Punkten der beste Scorer auf Seiten der Cavaliers bei der Heimpleite gegen die Pacers. Für ihn war es sein achtes Auftaktspiel einer Serie in Folge, in dem er mindestens 30 Punkte anschreiben konnte.
Mit 30 Zählern zum Auftakt der Erstrundenserie gegen die Miami Heat war er mit Michael Jordan gleichgezogen, der in seiner Karriere gleich zweimal in sieben Auftaktspielen hintereinander 30 oder mehr Zähler markiert hatte. "Jordan hat Game 1 aber gewonnen", war Mitchells Kommentar nach der Partie. "Es ist immer schön, in solcher Gesellschaft zu sein. Aber wir haben verloren."
Begonnen hatte Mitchells Serie übrigens mit einem 57-Punkte-Spiel in der Bubble gegen die Denver Nuggets.
"Überbewertester" Spieler der Nacht: Haliburton lässt Kritiker verstummen
MIN | PTS | FG | 3FG | REB | AST | TO | STL | BLK |
36 | 22 | 9/15 | 2/6 | 3 | 13 | 1 | 1 | 3 |
Vor rund zwei Wochen veröffentlichte The Athletic eine anonyme Spielerumfrage. Die meisten Stimmen für den überbewertetsten Spieler in der Liga bekam Tyrese Haliburton: 14,4 Prozent seiner NBA-Kollegen wählten den Point Guard, wodurch er vor Rudy Gobert (10 Prozent) und Trae Young (8,9 Prozent) landete.
Das kam bei Haliburton nicht gut an. Offenbar hat er sich zum Ziel gesetzt, an seinem Image zu arbeiten: Mit einer kontrollierten wie effizienten Vorstellung dirigierte er die Pacers-Offensive zu 121 Punkten in Cleveland. "Ich finde, wir haben den Ring gut attackiert und unseren Stil umgesetzt. Wenn wir unsere Würfe so treffen, sind wir hart zu schlagen", bilanzierte er anschließend.
Statistik der Nacht: Pacers schießen in Cleveland die Lichter aus
Haliburton sprach von einer Vorstellung der Extraklasse seiner Mannschaft. Und er hat recht: Mit diesen Quoten können die Indiana Pacers fast nicht verlieren.
Die Gäste trafen 53,0 Prozent (44/83) aus dem Feld, 52 Prozent von der Dreierlinie (19/36) und blieben auch an der Freiwurflinie mit 93,3 Prozent (14/15) konzentriert.
In dieser Effizienz-Maschine stach Andrew Nembhard heraus. Er wurde mit 23 Zählern Topscorer seiner Mannschaft: 7/10 aus dem Feld, 5/6 Dreier und 4/4 von der Linie.
Szene der Nacht: Thompson gleitet durch Warriors-Defense
Amen Thompson stellte in Spiel 7 wiederholt unter Beweis, warum in den kommenden Jahren mit ihm zu rechnen ist. Der 22-jährige Monster-Athlet beendete seine Saison mit 24 Punkten, darunter wohl die schönsten der Nacht.
Phasenweise übernahm der Youngster alleine die Verantwortung in der Rockets-Offensive. Von den 23 Punkten der Rockets im dritten Viertel erzielte Thompson zehn selbst und legte sieben weitere auf.
Er fand dabei eine gute Mischung aus Physis und seiner unwiderstehlichen Geschwindigkeit, um immer wieder zum Korb zu kommen.
Stimmen der Nacht: Butler und Hield haben Spaß
Nach dem sichergestellten Einzug in die Western Conference Semifinals herrschte bei den Warriors und insbesondere Matchwinner Buddy Hield eine ausgelassene Stimmung. Bei der anschließenden Pressekonferenz kam es zu einem unterhaltsamen Hin und Her zwischen ihm und Jimmy Butler (20 Punkte):
Unmittelbar nach der Partie wollte ein scherzender Butler bei NBCS kein Wort über die Galavorstellung seines Teamkollegen verlieren: "I plead the fifth". Heißt: Er verweigerte die Aussage, um sich nicht selbst zu belasten – ein Recht, das der 5. Verfassungszusatz garantiert.
Butler und Hield hatten schon in den vergangenen Wochen immer wieder öffentlich gutmütig gegeneinander gestichelt.
Kommentar der Nacht: Den Warriors reicht es nicht zum Titel
Dass diese eindrucksvolle Umkehr der Warriors-Saison eine Fortsetzung in der zweiten Runde der Playoffs findet, ist Steve Kerr und seiner Mannschaft hoch anzurechnen. "Bedeutenden Basketball" wollte Stephen Curry im Spätherbst seiner Karriere spielen, was ihm seit der Ankunft von Jimmy Butler doch noch vergönnt ist.
Den ganz großen Wurf, einen fünften Ring an der Hand Currys, werden die Warriors (in dieser Saison) jedoch nicht landen können. Das hat die Serie gegen die doch limitierten Rockets gezeigt. Gut vier Minuten ohne Punkte, in der über die Saison entscheidenden Phase eines Do-or-Die-Spiels, kann sich ein Titelkandidat einfach nicht erlauben.
Natürlich kann man der Houston-Defensive dafür ein großes Kompliment aussprechen. Doch letztlich können die Warriors sich glücklich schätzen, dass die Rockets selbst im eigenen Angriff zu viele Fragezeichen auf der Stirn kleben hatten.
Um überhaupt in die Finals einziehen zu können, müssten (zunächst) die ebenso defensivstarken Timberwolves nach deren Statement-Sieg über die Los Angeles Lakers aus dem Weg geräumt werden. Mit einem 37-jährigen Curry und nach einem Kraftakt über sieben Spiele.
Ja, er ist noch immer ein überragender Spieler, was man auch über Jimmy Butler sagen kann. Aber die T-Wolves haben gezeigt, dass man sich gegen sie keine Fehler erlauben kann. Diese sind von den Warriors jedoch immer zu erwarten, erst recht, wenn man sie dazu drängt.
Das Buddy-Hield-Spiel ist eine schöne Sache, aber der ehrliche Blick zeigt auch, dass sie ein Buddy-Hield-Spiel vom Saisonaus entfernt waren. Da kann einem als Warriors-Fan schon mal mulmig werden.