Die NBA ist eine Liga der Scharfschützen geworden. Ein Point Guard ohne guten Distanzwurf dürfte also heute eigentlich keine Schnitte haben. Doch Ben Simmons von den Philadelphia 76ers beweist das Gegenteil. Der Rookie wandelt auf den Spuren von Magic Johnson und LeBron James - und schickt sich an, die Spielmacherrolle zu revolutionieren.
Schon Ben Simmons' Statistiken verraten bereits, dass der Australier ein ganz besonderer Spieler ist. 18,7 Punkte, 9,5 Rebounds und 7,2 Assists pro Partie legt er für die wiedererstarkten Sixers auf. Der 21-jährige NBA-Neuling befeuert damit Vergleiche zu den besten Rookies aller Zeiten.
Erinnerungen werden wach an Magic Johnson (18 Punkte, 7,7 Rebounds, 7,3 Assists als Rookie), der 1980 schon in seiner ersten Saison andeutete, dass er die Geschichtsbücher der Liga neu schreiben würde. Gerade weil er als Point Guard mit 2,06 Metern nie vorher gesehene Länge mitbrachte.
Simmons als Inbegriff des modernen "Point-Forwards"
Mit 2,08 Meter und 108 Kilogramm kommt Ben Simmons nun noch wuchtiger daher als Johnson damals. Trotz eines quasi nicht existenten Wurfes von draußen – bis jetzt traf Simmons noch keinen einzigen Dreier - läuft er für die Sixers als Spielmacher auf und prägt den modernen Begriff des "Point-Forwards".
Mit geschickten Dribblings, einem raumgreifenden, schnellen ersten Schritt und exzellenter Körperbeherrschung schafft es der Rookie gegen jede Defense, weit in die Zone einzudringen. Ein großer Vorteil für den Linkshänder ist zudem, dass er hier mit beiden Händen gleich gut abschließen kann und somit für seine Verteidiger kaum ausrechenbar ist.
Mit seiner Spielweise erinnert Ben Simmons nicht nur an Magic Johnson. Einige NBA-Stars sehen bereits Ähnlichkeit zum wohl besten Spieler unserer Generation: LeBron James.
"Beide verbinden den Körper eines Power Forwards mit den Fähigkeiten eines Guards. Man kann sie aufgrund dieser Kombination kaum vor sich halten", sagt Dwyane Wade. Der Shooting-Guard der Cleveland Cavaliers und 12-malige All-Star muss es wissen. In der Offseason trainierte Wade zusammen mit James und Simmons, die bei derselben Management-Firma unter Vertrag stehen.
Auch "King" James selbst hält viel vom jungen Australier. "Ben ist ein sehr talentierter Spieler, dem alle Wege in der Zukunft offen stehen. Ich fühle mich geehrt, dass ein so begabter Junge mich als Mentor sieht und ich werde ihm helfen, wo ich kann."
Dämpfer gegen LeBron James & Co.
Dass Simmons tatsächlich noch Ratschläge des elf Jahre älteren Superstars brauchen kann, zeigte sich unlängst im Regular-Season-Matchup der Cavaliers und 76ers.
James führte die Cavs mit 30 Punkten zum Sieg, Simmons legte nur magere zehn Punkte auf. An Clevelands erfahrener Defense biss sich der Youngster die Zähne aus.
Solange Simmons noch keinen Jumper in seinem Repertoire hat, wird ihm das gerade gegen die Top-Teams noch häufiger blühen. Doch der Hochbegabte weiß genau, wo seine Schwächen liegen und will daran arbeiten.
"Natürlich muss ich meinen Wurf verbessern", gibt Simmons selbstkritisch zu. "Doch im Sommer habe ich mich bereits gut entwickelt und fange erst an, mein Potenzial zu realisieren."
Simmons Leistungen sind umso bemerkenswerter, da er die gesamte letzte Saison mit einem gebrochenen Fuß verpasst hatte. Philadelphia hatte ihn bereits 2016 an erster Stelle im Draft gezogen. Jetzt zeigt sich, dass sich das Warten auf das Riesentalent mehr als gelohnt hat.
Simmons will mit Philadelphia ganz hoch hinaus
Denn die 76ers stehen dank Simmons und einer Vielzahl von jungen Talenten wie zum Beispiel auch Center-Riese Joel Embiid mit einer Bilanz von 12-9 auf dem fünften Platz der Eastern Conference. Viele Experten sagen ihnen eine große Zukunft voraus – eine Zukunft, die direkt an Ben Simmons gebunden ist.
"Wir können in den kommenden Jahren viel erreichen", so der Rookie, der in seiner Jugend auch ein hervorragender Australian-Football-Spieler war. "Und ich werde die Mannschaft anführen. Ich bin zwar noch sehr jung, doch ich habe das Zeug dazu."
NBA-Superstars wie Dwyane Wade und LeBron James geben ihm da recht. Und wenn Simmons noch seinen Distanzwurf verbessern kann, dann darf sich die Liga erst recht warm anziehen.
Moritz Wollert







































