Die Houston Rockets sind mit sechs Siegen aus elf Spielen durchschnittlich in die Saison gestartet. Superstar James Harden präsentierte sich dabei hingegen bereits in absoluter Topform und ist der Meinung, dass es momentan keinen besseren Spieler in der NBA gibt als ihn. Die beeindruckende Frühform von "The Beard" dürfte auch mit seiner neuen Rolle zusammenhängen.
Auf die Frage, ob er derzeit der beste Spieler der Liga sei, antworte Harden kürzlich dem Internetportal "The Vertical": "Das bin ich." Damit meldete der 26-Jährige den nicht zu unterschätzenden Anspruch an, besser als Chris Paul, Russell Westbrook oder der zweimalige MVP Stephen Curry zu sein. Denn aller spätestens seit dieser Saison sind es in erster Linie die Größen auf der "Position Eins", mit denen sich Harden messen muss. Denn in der Vorbereitung auf seine achte NBA-Saison machte ihn Neu-Rockets-Coach Mike D'Antoni offiziell zum Spielmacher der Texaner.
Für viele ist diese Entscheidung reine Formsache, agierte Harden doch auch schon in den vergangenen Jahren de facto als Point Guard. Er hatte als nomineller Zweier eine der höchsten Usage Rates (32,5 Prozent) der vergangenen Saison. Zudem hatte er den Ball häufiger in der Hand als jeder anderer Spieler der Rockets.
Coach D'Antonio lässt nun deutlich schnelleren Basketball spielen als sein Vorgänger J. B. Bickerstaff, Stichwort: "seven seconds or less". Unter dem 65-Jährigen bekommt Harden den Ball jetzt noch früher und soll sich im Stile eines klassischen Point Guards um den Ballvortrag kümmern.
"Er ist mehr oder weniger dafür verantwortlich, unserem Team einen Rhythmus zu verleihen. Das ist es, was ein Point Guard macht", erklärte D'Antoni seine Pläne vor der Saison. "Er wird den Ball ins Spiel bringen. Er hat deutlich mehr Verantwortung als Point Guard."
Zahlen lügen nicht
Bislang geht dieser Plan voll auf. Die Saison befindet sich zwar noch in den Kinderschuhen, dennoch untermauert ein Blick in die Statistik die neue Rolle von "The Beard". Durchschnittlich 28,7 Punkte sind ebenso beeindruckend wie 12,6 Assists pro Nacht. Damit ist der 1,96 m-Mann aktuell die Nummer eins, wenn es darum geht, seine Mitspieler in Szene zu setzten. Das ist nicht zuletzt deshalb beeindruckend, weil Harden seit dem Beginn seiner Karriere der Ruf nacheilt, ein eigensinniger Spieler zu sein.
Natürlich sind die Amerikaner ganz vorne mit dabei, die beeindruckende Frühform des 26-Jährigen in Zahlen und Rekorde zu gießen. So ist der Olympiasieger von 2012 der erste Spieler der NBA-Geschichte, dem in den ersten zehn Spielen mehr als 300 Punkte und 120 Assists gelangen. Alleine in den ersten sieben Partien des Jahres schloss Harden ganze vier Mal mit mehr als 30 Zählern und 15 Assists ab. Dieses Kunststück vollbrachten all seine Konkurrenten zusammen nur vier Mal im Laufe der ganzen letzten Saison.
Defense bleibt Hardens Achillesferse
Eine herrliche Mischung aus Step-Back-Sprungwürfen, einem konstanten Dreier und unwiderstehlichen Zügen zum Korb macht "The Beard" zu einem der komplettesten Scorer der ganzen NBA. Allerdings waren es auch nie die offensiven Fähigkeiten des 26-Jährigen, die viele daran hinderten, ihn auf eine Stufe mit den Backcourt-Größen der Liga zu stellen.
Es braucht zweifelsohne schon etwas mehr, als ein ausgewogenes Offensiv-Repertoire, um der beste Point Guard der Welt zu sein. Zumal der No.3-Pick von 2009 mit 374 Turnovers letzte Saison einen neuen Negativ-Rekord aufstellte.
Seine größte Schwachstelle ist und bleibt die Defense. Immer wieder agiert das Gesicht der Franchise in der eigenen Hälfte halbherzig, verpasst Back-Door-Cuts oder kommt einfach zu spät. Kein Wunder also, dass die Texaner mit durchschnittlich 106,4 zugelassenen Punkten im vergangenen Jahr zu den schlechtesten Verteidigungen der NBA gehörten. Nur vier Teams kassierten noch mehr Punkte als die Rockets.
O'Neal: "Schlechtes Vorbild für seine Mannschaft"
In diesem Zuge werden auch immer wieder seine Führungsqualitäten kritisiert. "Das Problem mit James Harden ist, dass er ein schlechtes Vorbild für seine Mannschaft ist. Als Anführer des Teams muss er sich auch in der Defense engagieren, wenn er will, dass ihm die anderen folgen", sagte der vierfache NBA-Champion Shaquille O'Neal am Rande des Playoff-Aus in der ersten Runde gegen die Golden State Warriors.
Für diese erste Runde konnten sich die Houston Rockets zuvor nur mit Ach und Krach als Achter der Western Conference qualifizieren.
Erst, wenn Harden lernt, sein Team zum Erfolg zu führen und nicht nur als Einzelkämpfer zu glänzen, ist er auch ein Anwärter der beste Point Guard der NBA zu sein. Dazu gehören dann aber auch Leadership und Defense!
Julian Biermann






































