Er macht es schon wieder: Zum dritten Mal hilft Mike Büskens seinem FC Schalke 04 als Interimstrainer aus der Patsche. Bei der Nachfolger-Suche für den geschassten Dimitrios Grammozis soll der "Eurofighter" von 1997 die Wunschlösung gewesen sein, wie Sportdirektor Rouven Schröder betonte. Eine aus mehreren Gründen fragwürdige Aussage.
Mike Büskens genießt beim FC Schalke 04 allergrößtes Vertrauen. Kaum ein anderer ehemaliger Profi der Königsblauen wird gleichermaßen von den Verantwortlichen so geschätzt und von den Fans so geliebt wie der einstige Mittelfeld-Arbeiter.
Der 53-Jährige steht auf Schalke nicht zuletzt für eine der erfolgreichsten Zeiten: 1997 gewann er als Spieler den UEFA-Cup, Anfang der 2000er holte er zweimal den DFB-Pokal nach Gelsenkirchen.
"Seinem" S04 ist er anschließend treu geblieben, trotz auswärtiger Trainer-Engagements in Düsseldorf, Fürth und Wien.
Eine langfristige Beförderung zum Schalker Chefcoach lehnte Büskens dennoch stets ab, wenngleich sich angesichts der turbulenten letzten Jahre so manche Gelegenheit geboten hätte.
Büskens hatte jedoch seine Wunschrolle im Hintergrund gefunden. Der "Schalker Hermann Gerland" quasi.
FC Schalke 04 lehnt externe Lösung ab
Doch nach dem Aus von Dimitrios Grammozis gelang es den S04-Verantwortlichen, Büskens doch wieder zum (vorübergehenden) Wechsel in die erste Reihe zu überreden.
"Das war keine Bauchentscheidung, sondern ein Entwicklungsprozess. Gespräche wurden nicht auf emotionaler, sondern sachlicher Ebene geführt", versuchte Sportdirektor Rouven Schröder am Dienstag in einer Medienrunde ein geschlossenes Bild der Führungsriege zu zeichnen.
Die Entscheidung für Büskens sei "in vollster Überzeugung" getroffen worden, so Schröder. Einen anderen Kandidaten für die Nachfolge des gescheiterten Grammozis habe es nicht gegeben.
Und so wurde Schröders Aussage zufolge auch keiner der zuvor gehandelten und derzeit verfügbaren Trainer kontaktiert - nicht Bruno Labbadia (zuletzt Hertha BSC), Friedhelm Funkel (zuletzt 1. FC Köln) oder Markus Gisdol (zuletzt Lok Moskau) und auch nicht Daniel Farke (zuletzt FK Krasnodar).
Größtmöglicher Stallgeruch beim FC Schalke 04
Stattdessen setzt Schalke auf den Kandidaten mit dem größtmöglichen Stallgeruch.
Nach seinem Karriereende als Spieler erlernte er beim Revierklub den Trainerberuf, stand 2008 und 2009 jeweils für einige Monate als Interimslösung in der Bundesliga an der Seitenlinie. Anschließend rückte Büskens jeweils zurück in die zweite Reihe, wie es auch diesmal geplant ist.
Sein größter Vorteil gegenüber einer externen Lösung ist die Nähe zur Mannschaft. Schröder ließ durchblicken, dass Büskens' Qualitäten als Grammozis-Assistent verschenkt waren und dass die Schalker Profis nun von dessen Know-How mehr profitieren können.
Kein schneller Büskens-Effekt beim FC Schalke 04
Ein sofortiger Büskens-Effekt ist jedoch nicht zu erwarten. Aufgrund einer Corona-Infektion sitzt der neue Schalke-Coach nämlich derzeit in Isolation, mindestens bis zum Ende der laufenden Woche. Assistent Matthias Kreutzer übernimmt stattdessen die Trainingsleitung.
Zwar verbreitete Schalke die Hoffnung, Büskens könne am Sonntag beim FC Ingolstadt (13:30 Uhr) auf der Bank sitzen.
Angesichts einer sozusagen verschenkten ersten Woche mutet das Vorgehen der Schalker Bosse dennoch etwas fragwürdig an, denn viel Zeit bleibt für die Kehrtwende im Aufstiegsrennen nicht mehr.
FC Schalke 04: Kam die Grammozis-Entlassung zu spät?
Neun Partien stehen nur noch aus, sechs Punkte trennen Schalke von einem Aufstiegsrang. Nicht wenige im Umfeld kritisieren daher, dass die Grammozis-Entlassung schlicht zu spät kam.
Unter dem Deutsch-Griechen gelang 2022 keine einzige Siegesserie über zwei Spiele hinaus. Spielerisch wusste Schalke nur selten zu überzeugen.
Überzeugende Auftritte, wie der klare 5:0-Sieg gegen Erzgebirge Aue, vernebelten die Sicht auf die offensichtlichen Probleme in der Mannschaft, die in der Rückrunde nur zwei Mal eine Partie ohne Gegentor überstand und im Offensivspiel extrem ausrechenbar agierte.
Das jüngste 3:4 im Heimspiel gegen Hansa Rostock wurde Grammozis letztlich zum Verhängnis. Ebenso hätte aber schon das magere 1:2 gegen Fortuna Düsseldorf Anlass zum Umdenken geben können.
Schröder vertagte die auch für ihn wenig schmeichelhafte Diskussion lieber schnell. Man werde "am 15. Mai wissen", ob der Trainerwechsel zum richtigen Zeitpunkt erfolgte.
Spätestens nach dem Saisonende wird auch klar sein, ob sich die Wunschlösung Mike Büskens für die Mission Wiederaufstieg bewährt hat.
Gerrit Kleiböhmer





























