Italien vs. Spanien: Noten und Einzelkritik

Am Dienstag kam es im ersten Halbfinale der Fußball-EM zum Duell zwischen Italien und Spanien. In einer intensiven Partie war Spanien lange Zeit überlegen, trotzdem ging es letztlich ins Elfmeterschießen. Dort setzten sich die am Ende die Italiener mit 4:2 durch. Alle Akteure in der Einzelkritik:

Zeigte bei den platzierten Abschlüssen der Spanier oftmals seine ganze Klasse und reagierte vielfach blitzschnell. Hielt gegen Olmo stark (25.), packte auch gegen Oyarzabal (58.) und Morata (98.) sicher zu. Leistete sich im Spielaufbau derweil mehrfach leichte Fehlpässe. Brachte Italien mit seiner Parade im Elfmeterschießen gegen Morata ins Finale.

Führte mit Ferran Torres auf der rechten Abwehrseite viele verbissene Duelle. Warf gegen den dribbelstarken Offensivspieler viel Körperlichkeit in die Waagschale. Bekam die Außenbahn mit überzeugender Zweikampfquote recht gut in den Griff. Nach vorne ging derweil wenig.

Wirkte auf der letzten Linie ausgesprochen ruhig und klärte regelmäßig konzentriert die direkten Zuspiele der Spanier. Leistete sich mit der Zeit vereinzelt kleinere Wackler in seinen Zweikämpfen. Vor dem Ausgleich nicht mit optimalem Defensivverhalten.

Ließ sich von den direkten Einfällen des Gegner anfangs ein paar Mal auf dem falschen Fuß erwischen. Steigerte sich aber gewaltig und wurde zunehmend souveräner. Je hitziger die Partie, desto besser wurde der Routinier. Mit seiner perfekten Zweikampfquote ein wichtiger Teil der defensiven Stabilität.

Rückte für den verletzten Spinazzola auf die linke Abwehrseite. Konnte sich vereinzelt losreißen und war bei seinen offensiven Ausflügen teilweise brandgefährlich. Traf einmal das Lattenkreuz (45.) und legte mehrere gute Chancen auf. Hinterließ defensiv einen ordentlichen Eindruck.

Ersetzte Emerson, der sich müde gelaufen hatte. Lief allerdings viel hinterher und fand zunächst keine Antworten auf die wütend anlaufenden Spanier.

Hinterließ einen sehr ballsicheren Eindruck und ließ sich auch vom Pressing der Spanier nie einschüchtern. Fand regelmäßig spielerische Lösungen in kniffligen Situationen. Kreative Einfälle in Richtung Tor kamen aber nur selten. Netzte den entscheidenden Strafstoß sicher ein.

Sorgte aus dem Mittelfeld für viele unterstützende Laufwege. Wirkte in den zwingenden Momenten aber unglücklich. Traf einmal den Pfosten (4.) und verpasste später den Moment zum Abschluss auf das leere Tor (21.). Im Defensivverhalten häufig unkonzentriert.

Der Held aus dem Gruppenspiel gegen die Schweiz wurde erst kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit eingewechselt. Die Torgefahr aus dem Duell mit den Eidgenossen konnte er aber nicht imitieren. Tiefe Laufwege kamen zu selten. Scheiterte dann auch im Elfmeterschießen.

War im Zentrum der Squadra Azzura defensiv der stärkste Spieler und sorgte mit seinen Ballgewinnen vielfach für gute Umschaltsituationen. Bis auf wenige Momente blieb er aber spielerisch unter seinen Möglichkeiten.

Hatte Probleme gegen spielstarke Spanier zum Zug zu kommen. Brachte nur noch wenige klare Ideen zustande und war praktisch durchgehend hinten gebunden.

Traute sich mit dem Leder viel zu und rannte immer wieder entschlossen an. Agierte dabei zunächst meist ungestüm. Verlor viele Bälle und brachte es lange kaum zu gelungenen Aktionen. Kam nach der Pause wie ausgewechselt aus der Kabine. Meldetete sich erst mit einem wuchtigen Abschluss zurück (54.) und markierte dann den Führungstreffer (60.).

Durfte für die letzten Minuten mitmischen, da es bei Torschütze Chiesa nicht weiterging. In der zerfahrenen Schlussphase ging auch für ihn wenig.

Bot bei den Angriffen seiner Mannschaft vielfach sehr direkte Ideen an und forcierte oftmals selbst das Tempo. Am Strafraum verlor er allerdings mitunter diese Geradlinigkeit und lief sich vielfach fest. Vor dem Führungstreffer machte er aber viel richtig.

Kam bei der Mancini-Elf als bulliger Mittelstürmer erst kur vor dem Ende. Bekam nur noch wenige Zuspiele. Warf sich zwar in etliche Duelle um den Ball, Torgefahr ging von ihm aber nicht aus. Behielt im Elfmeterschießen die Nerven.

Hing in der Sturmspitze lange etwas in der Luft und hinterließ am Ball einen unglücklichen Eindruck. Verschleppte in aussichtsreichen Positionen wiederholt unnötig das Tempo, blieb so ohne Abschlüsse. Steckte dennoch nicht auf und war am Führungstreffer beteiligt. Musste danach runter.

Ermöglichte gleich mit seiner ersten Aktionen eine gute Chance für die Spanier. Fokussierte sich dann auf seine offensiven Qualitäten und sorgte mit Kontern wiederholt für Entlastung. Hätte beinahe selbst mit einem Treffer noch für die Entscheidung gesorgt (68., 80., 111.).

Wirkte im Herauskommen teilweise unsicher und hatte viel Glück, dass sein komplett verunglückter Ausflug nicht bestraft wurde (21.). Machte den Aussetzer mit starken Paraden gegen Chiesa (54.) und Berardi (68., 80.) wieder wett. Hielt im Elfmeterschießen zudem gegen Locatelli.

Hatte mit Emerson phasenweise seine Probleme und kam im Vollsprint nicht immer hinterher. Gab aber keinen Ball verloren und kämpfte sich vielfach noch zurück in die Situationen. In der ansonsten starken spanischen Abwehr noch am ehesten ein Unsicherheitsfaktor.

Investierte nach seiner Einwechslung viel gegen den Ball und half so, die Gegenstöße der Italiener einzudämmen. Bewies auch im Vorwärtsgang gute Ansätze, wirklich zwingend wurde es aber nur einmal.

Bot in der Defensive wenig an und stellte die gefährliche Zone aufmerksam zu. Bekam so selbst bei kniffligen Bälle oftmals noch einen Fuß dazwischen. Trieb den Spielaufbau seiner Mannschaft mit hoher Passquote an. Hatte vor dem 0:1 mit seiner Grätsche Pech (60.).

Harmonierte gut im Verbund mit Laporte und beteiligte sich ähnlich engagiert am Spielaufbau. In den brenzligen Situationen ließ er seinen Nebenmann aber defensiv den Vortritt. Agierte vor dem 0:1 deutlich zu passiv (60.). Verletzte sich in der Verlängerung.

Rückte für die letzten zehn Minuten in die Innenverteidigung, nachdem sich García verletzt hatte. Echte Härteprüfungen gab es nicht mehr.

Fand sich mannschaftsdienlich ins spanische Spiel ein und agierte in viele Szenen sehr intelligent. Nutzte kleine Freiräume für Nadelstiche und bewies ständig den Blick für den besser positionierten Mitspieler. Defensiv derweil kaum gefordert.

Gab im Mittelfeld der Spanier den defensiveren Part und war zumeist auf einfache Pässe und Absicherung bedacht. Leistete sich am Ball aber ungewöhnlich viele leichte Fehler und brachte Italien so immer wieder ins Spiel. Machte nicht sein bestes Spiel.

Wurde in der Verlängerung zur Halbzeit für Kapitän Busquets eingewechselt. Konnte dem Spiel aber nicht mehr seinen Stempel aufdrücken.

Beteiligte sich uneigennützig an den Kombinationen seiner Mannschaft und behielt die Kugel nie unnötig lange am Fuß. Traf im letzten Drittel zwar nicht immer die richtigen Entscheidungen. Ließ vereinzelt aber seine ganze Klasse mit starken Zuspielen aufblitzen. Schrammte mehrfach nur knapp an einem Assist vorbei.

Sollte mit seiner Ballsicherheit eine kontrollierte Schlussoffensive organisieren. Machte am Ball tatsächlich praktisch keine Fehler. Sammelte bis zum Ende der Verlängerung fast 50 angekommene Pässe.

Setzte aus dem Mittelfeld vielfach die entscheidenden Impulse zur Tempoverschärfung und bewies trotz seines jungen Alters ein starkes Spielverständnis. Spielte im ersten Durchgang nicht einen Fehlpass, legte mit einem brillanten Zuspiel zudem die beste Chance durch Oyarzabel auf. Baute nach der Pause etwas ab.

Schaffte es punktuell die italienische Abwehr mit seinen Tempodribblings auseinander zu ziehen. Kam so einigen Halbchancen (15.) und zeigte im Zusammenspiel mit Olmo und Co. gute Einfälle. Hielt auch körperlich dagegen und gewann erstaunlich viele direkte Duelle. Wurde nach dem Rückstand ausgewechselt.

Musste zunächst auf die Bank und kam erst, als Italien bereits in Führung lag. War in der Schlussphase einer der agilsten Spanier. Kam kurz vor dem Ende erst zu einer Halbchance (77.) und netzte dann zum Ausgleich ein (81.). Hatte in der Verlängerung fast noch den Siegtreffer beigesteuert (98.,102.). Verschoss den entscheidenden Strafstoß.

Besetzte die Position des Mittelstürmers und deutete auf engstem Raum mit feiner Ballbehandlung seine Qualitäten an. War häufig an Angriffen beteiligt und hatte selbst eine dicke Chance (25.). Legte schließlich auch den späten Ausgleichstreffer auf (81.). War mit seiner Unberechenbarkeit und Spielstärke der beste Spanier. Schoss seinen Elfmeter dann aber über das Tor.

Rückte etwas überraschend für Morata ins Team und beackerte zumeist den rechten offensiven Flügel. Wurde von den Kollegen wiederholt freigespielt, ließ aber viel zu viel liegen. Vergab gleich zwei Hundertprozentige kläglich (11., 65.). Später zurecht ausgewechselt.

Kam in der Schlussphase als zusätzlicher Stürmer in. Anders als Morata war er aber nicht direkt in der Partie. War in der Verlängerung bemüht, fand aber nur noch wenige Mitstreiter.