Deutschland vs. Frankreich: Noten und Einzelkritik

Am Dienstagabend startete die deutsche Fußball-Nationalmannschaft mit der Partie gegen Top-Favorit Frankreich in die Europameisterschaft. Gegen den amtierenden Weltmeister verlor die DFB-Elf durch ein Eigentor von Mats Hummels mit 0:1. Alle Akteure in der Einzelkritik:

Zeigte gegen Mbappé eine frühe Glanztat (17.), hatte beim unglücklichen Eigentor von Hummels allerdings keine Chance. Zeigte sich bei langen Bällen als mitspielender Torwart, setzte die Abwehrkollegen mit seinen kurzer Abschlägen aber teilweise unnötig unter Druck. Hatte Glück, dass Mbappé (67.) und Benzema (86.) bei ihren Treffern im Abseits standen.

Zeigte auf der letzten Linie mitunter wichtige Rettungstaten. Bügelte etliche Patzer der Kollegen aus und verhinderte mehrfach Schlimmeres. Agierte zwar in den direkten Duellen mit Mbappé vereinzelt zu zögerlich, war unter dem Strich aber klar bester Verteidiger.

Rückte für die Schlussminuten ins Mittelfeld und löste damit die Dreierkette auf. Einfluss auf den Ausgang der Partie hatte die Umstellung aber nicht mehr.

Brachte die Nationalmannschaft durch sein Eigentor ins Hintertreffen (20.). Leistete sich auch in der Folge einige Aussetzer am eigenen Strafraum. Fand die Sicherheit erst nach der Pause wieder, zeigte mit Tackling gegen Mbappé eine Weltklasse-Aktion (77.).

Agierte im Herausrücken überwiegend aufmerksam und löste so viele gefährliche Situationen schon im Ansatz auf. Erwischte aber auch Momente, in denen er sich verschätze. Verlor vor dem 0:1 ein entscheidendes Duell um den Ball.

Kam wie schon gegen Lettland wieder über die rechte Außenbahn. Wirkte gegen den großen Gegner im Defensivverhalten zunächst nicht eingespielt. Holte sich eine frühe Gelbe Karte ab (6.), leistete sich vor dem 0:1 gegen Hernández einen schweren Stellungsfehler. Drehte mit Wut im Bauch offensiv auf. War nach der Pause einer der Besten, konnte das Spiel aber nicht mehr drehen.

Traf mit dem Leder meist in Sekundenbruchteilen die richtigen Entscheidungen und offenbarte im deutschen Team oftmals die besten spielerischen Einfälle. Bewies auch gegen den Ball eine beachtliche Aggressivität, die mehrfach mit schnellen Balleroberungen belohnt wurde. Bei seinen Standards ergab sich jedoch zu wenig.

Sorgte mit geschickten Pässen oftmals für wichtige Spielverlagerungen. Deutete im letzten Drittel ebenfalls die richtigen Ideen an, bekam den letzten Pass aber fast nie zum Mitspieler. Hatte gegen den Ball seine Momente, war aber nicht immer optimal positioniert.

Brachte sich auf der linken Seite oftmals in die richtigen Positionen und setzte Pavard so unter Druck. Legte einige der besten deutschen Chancen auf und war insgesamt sehr agil. Leistete sich jedoch immer wieder hektische Aktionen und verpasste so einen noch besseren Auftritt.

Wurde vom Bundestrainer als letzte Hoffnung auf den Ausgleich eingewechselt. Musste allerdings auf die linke Seite, konnte von dort aus keine Impulse mehr setzen.

Suchte im Angriffsspiel selbstbewusst die Eins-gegen-eins-Aktionen. Hatte im Umschaltspiel ebenfalls Chancen, für Gefahr zu sorgen. Traf aber zu oft die falschen Entscheidungen. Blieb blass und glücklos.

Brachte nur wenig Schwung von der Bank, agierte vielfach zu träge und nahm nur selten wirklich Tempo auf. Seine einzige Chance resultierte aus einem verunglückten Freistoß (89.).

Bewegte sich viel durch die Räume im offensiven Drittel. Fand aber kaum die Lücken in der französischen Hintermannschaft. Bekam aus dem Nichts die beste Chance der ersten Halbzeit, verzog aber klar (23.). Wurde danach fast komplett aus dem Spiel genommen, forderte die Bälle zudem oftmals vergeblich an.

Fand als Stoßstürmer der DFB-Elf lange nicht wirklich ins Spiel. Wurde von Kimpembe und Varane engmaschig abgedeckt, verlor zudem alle Zweikämpfe vor der Pause. Vergab später noch eine Top-Chance um Zentimeter (54.), blieb unter dem Strich vieles schuldig.

Bot vereinzelt tiefe Laufwege an, machte mit dem Leder aber wie Gnabry vor ihm zu wenig. Verlor den Ball mehrfach in aussichtsreichen Positionen. Abschlüsse ergaben sich nicht mehr.

Wurde auf der Linie von der DFB-Offensive kaum gefordert. Tat zumindest bei hohen Bällen allerdings seine Pflicht. Wirkte auch sonst abgeklärt und begann nach der Führung schon früh mit dem Zeitspiel.

Konnte Gosens nicht in jeder Szene kaltstellen, bot defensiv dennoch eine gute Zweikampfquote an. Beteiligte sich zudem durchaus produktiv an den Angriffen der Franzosen. Schlug von der rechten Seite einige gute Flanken, der Lohn dafür blieb aber aus.

Machte die Räume im Strafraum extrem eng und ließ nur wenige echte Durchbrüche zu. Gewann obendrein alle Zweikämpfe.

Harmonierte mit Varane meist richtig gut und erfüllte seine Pflichten über weite Strecken konsequent. Stieß in den Duellen aber öfter an seine Grenzen als sein Nebenmann. Wirkte gerade nach Flanken nicht unbedingt sattelfest.

Führte mit Vereinskollege Kimmich auf der linken Abwehrseite viele verbissene Duelle. Behielt dabei zu Beginn fast immer die Oberhand. Ließ hinten nur wenig zu und erzwang auf der anderen Seite mit seiner Flanke das Eigentor (20.). War mit seiner Schwerstarbeit nach der Pause ein wichtiger Schlüssel für den Erfolg.

Antizipierte viele Zuspiele der deutschen Mannschaft aufmerksam und war in den Zweikämpfen um den Ball stets dicht an seinen Gegenspielern. Stopfte so viele Löcher, war aber lange nicht so dominant wie beispielsweise im Champions-League-Finale.

Drehte nach kurzer Eingewöhnungszeit mächtig auf und entwickelte sich zum besten Mann auf dem Platz. Meldete sich mit einem Kopfball in der Partie an (16.), leitete den Führungstreffer dann mit einem brillanten Pass ein (21.). Wirkte auch sonst robust und abgeklärt in seinen Szenen und war für die Gegenspieler selten zu kontrollieren.

Zeigte im Zentrum einen mannschaftsdienlichen Auftritt. Machte wenig Fehler und bot sich vielfach in den Kombinationen an. Wurde mit der Zeit im Spiel nach vorne mutiger. Traf in seiner besten Szene den Pfosten (52.).

Wurde in der Nachspielzeit eingewechselt, um Zeit von der Uhr zu nehmen.

Setzte aus dem Rückraum mit direkten Pässen in die Spitze wiederholt kreative Impulse, die in Torchancen mündeten. Häufte durch schlechte Einzelaktionen aber auch eine Menge unnötiger Ballverluste an. Arbeitete dafür engagiert mit nach hinten.

Bewies auf engstem Raum stets seine ganze Klasse und war in seinen schnellen Dribblings von der DFB-Abwehr häufig kaum zu halten. Prüfte Neuer früh mit einem starken Abschluss (17.) und netzte aus Abseitsposition ein (67.). Tappte zu oft in die Abseitsfalle.

Ackerte gerade in den Zweikämpfen mit Rüdiger unermüdlich und schuf so vielfach die nötigen Freiräume für die Kollegen. Abschlüsse ergaben sich für den Real-Star aber kaum. Sein Treffer wurde zu Recht zurückgepfiffen (86.).

Kam für die letzten Minuten, um das Zentrum noch weiter zu stabilisieren.