Christian McCaffrey ist zurück bei den San Francisco 49ers, die in der NFL aber dennoch weiter schwächeln. Die große Frage vor dem anstehenden Prestigeduell mit den Green Bay Packers lautet daher, ob der Running Back schon wieder der Alte ist.
Wenn die San Francisco 49ers in Woche 12 der NFL auf die Green Bay Packers im Lambeau Field treffen (live am Super-Sport-Sonntag bei RTL ab 22:25 Uhr), dann wird zweifelsohne auch wieder Christian McCaffrey im Fokus sein. Er ist der beste Offensivspieler der Gäste und derjenige, der schon so oft den Unterschied gemacht hat für das Team aus der Bay Area.
Nachdem er die ersten neun Spiele der Saison aufgrund von Entzündungen an beiden Achillessehnen verpasst hatte, kehrte er in Woche 10 zurück und sah direkt wieder eine beachtliche Workload, gerade auch im Vergleich zur Vorsaison, in der er als MVP gehandelt wurde. Doch der Ertrag hält sich bislang noch in Grenzen.
In seinen ersten beiden Spielen in dieser Saison bei den Tampa Bay Buccaneers (23:20) und gegen die Seattle Seahawks (17:20) sah man McCaffrey im Schnitt in 57,5 Snaps auf dem Feld. Das sind fast fünf Snaps mehr als im so erfolgreichen Vorjahr (52,9) und auch 2022 (53,7) waren es für die Panthers (6 Spiele) und die Niners (11 Spiele) weniger (53,7). Zwei Spiele sind natürlich eine sehr kleine Sample Size, zeigen jedoch, wie wichtig McCaffrey für die Niners ist. Und wie schnell es ihm gelang, zumindest mal wieder in der Lage zu sein, nach so langer Pause direkt wieder ins kalte Wasser geworfen zu werden.
49ers: McCaffrey fehlt die Explosivität
Was McCaffrey mit dieser Workload gemacht hat, war bislang aber zumindest überschaubar. Er kam jeweils auf über 100 Scrimmage Yards, was per se stark ist. Doch der Teufel liegt im Detail. Er hat noch keinen Touchdown erzielt und auch generell noch keine Bäume ausgerissen. Im Schnitt bringt er es gerade mal auf 3,7 Yards pro Carry und liegt damit ein ganzes Yard unter seinem Karriereschnitt. Im Vorjahr waren es sogar 5,4. Und seine Success Rate liegt gerade mal bei 40,6 Prozent - fast 10 Prozent unter seinem Karriere-Schnitt (50,4).
Und auch als Receiver war er bislang nicht sonderlich effektiv. Hier sind seine totalen Zahlen derzeit etwas besser als im Vorjahr, doch liegt das derzeit auch daran, dass seine durchschnittliche Target-Tiefe mit 4,7 Air Yards exorbitant tiefer liegt als im Vorjahr (1,9) oder generell in seiner Karriere (1,3). Und gemessen daran macht er zu wenig aus diesen Targets.
In seinen zwei Spielen in dieser Saison generierte McCaffrey bei seinen 10 Receptions laut "Next Gen Stats" nur 4,6 Yards nach dem Catch. Er lag damit noch unter dem ohnehin sehr niedrigen Niners-Schnitt aus den ersten neun Wochen mit gerade mal 4,8 Yards nach dem Catch. Überhaupt sind die 49ers das einzige Team, bei dem kein einziger Running Back wenigstens einmal in diesem Jahr mehr als 20 Yards nach einem Catch generiert hat.
Erwähnen muss an dieser Stelle aber auch, dass CMC auch bei ein paar aussichtsreichen Situationen im Passspiel von Brock Purdy übersehen wurde. Aber das allein ist keine ausreichende Erklärung für das, was tatsächlich mit dem Ball in der Hand gemacht hat.
Diese mangelnde Explosivität macht sich indes auch im Run Game bemerkbar. Generell stehen die Niners derzeit vor einer Aufgabe, die neu für sie ist, denn in dieser Saison sehen sie sich in 54,1 Prozent ihrer Plays loaded Boxes gegenüber (mehr Verteidiger als Blocker) und führen damit die Liga an. So hoch war dieser Anteil seit der Ankunft von Head Coach Kyle Shanahan (2017) noch nie. Selbst im Vorjahr lag der Wert nur bei 39,1 Prozent, was dem Liga-Durchschnitt entspricht.
Ursächlich dafür dürfte vor allem die Tatsache sein, dass das Passspiel aufgrund zahlreicher Ausfälle - allen voran X-Receiver Brandon Aiyuk, der nicht eins-zu-eins ersetzt werden kann - nicht mehr ganz so gefährlich daherkommt wie früher.

49ers: McCaffrey bestraft Defenses nicht mehr
Das zeigt Wirkung, auch bei McCaffrey, der in 27 seiner 32 Carries in dieser Saison nach außen am Tackle vorbei lief. Damit hat er die höchste Outside Rush Rate (84,4 Prozent) aller Running Backs mit mindestens 30 Carries in dieser Saison. Normalerweise ist das ein Vorteil für die Niners, denn McCaffrey in Space ist eine kaum zu stoppende Waffe. Doch in dieser Saison kommt er bislang nicht so recht vom Fleck.
In diesen Laufversuchen nach außen nämlich brachte es CMC lediglich auf 3,2 Yards pro Carry - im Vorjahr waren es in solchen Runs noch 6,2 Yards im Schnitt! Grund dafür ist sein verminderter Speed. Laut "NGS" wurde er beim Überqueren der Line of Scrimmage bei Outside Runs lediglich mit 9,64 Meilen pro Stunde gemessen. Im Vorjahr waren es hierbei noch 11,46 Meilen pro Stunde. So erklärt sich die verminderte Production recht simpel.
Es bleibt dabei, dass zwei Spiele einfach noch keine solide Messgrundlage sind, doch knapp drei Monate größtenteils ohne echtes Training aufgrund von Problemen an beiden Achillessehnen haben offensichtlich auch bei McCaffrey Spuren hinterlassen. Er ist 28 Jahre alt und ist in seinem achten NFL-Jahr. Zudem hatte er schon einige Verletzungen in der Vergangenheit.
Das muss jetzt alles nichts heißen und kein Fingerzeig auf die Zukunft sein, doch die aktuelle Version von McCaffrey ist vielleicht - noch? - nicht gut genug, um als Heilsbringer für ein 49ers-Team zu taugen, das einen solchen dieser Tage angesichts eines schwierigen Saisonstarts (5-5) und einer so engen NFC West wie lange nicht sicher gut gebrauchen könnte.



































