Der Ski-Weltverband FIS hat vor dem Beginn der neuen Saison eine Material-Reform vorangebracht. Künftig wird die Anzahl der Sprunganzüge streng reguliert. Skisprung-Ikone Martin Schmitt hat die Änderungen im exklusiven sport.de-Interview befürwortet.
Auf die Skispringer kommt wenige Wochen vor dem Beginn der neuen Weltcup-Saison eine neue und durchaus einschneidende Regeländerung zu. Gemäß neuer Vorschriften dürfen die Athleten pro Saison künftig nur noch maximal zehn Anzüge nutzen.
Im Detail: Die neue Weltcup-Saison der Männer ist in fünf Perioden eingeteilt, in der jeder Springer einen neuen Anzug verwenden darf. Hinzu kommen maximal drei weitere Anzüge zu Saisonbeginn sowie zwei weitere für die Nordische Ski-WM in Trondheim (25. Februar bis 9. März 2025). Obendrein ist es nicht mehr erlaubt, den Anzug am Wettkampftag auszutauschen, sofern kein Materialdefekt vorliegt.
Schmitt: "Die Kosten sind ein bisschen aus dem Ruder gelaufen"
Ex-Skispringer Martin Schmitt dazu im exklusiven sport.de-Interview: "Das ist schon sinnvoll. Die Kosten für die Anzüge sind ein bisschen aus dem Ruder gelaufen, wenn man für jedes Springen einen neuen Anzug braucht oder sogar im ersten und zweiten Durchgang mit unterschiedlichen Anzügen springt. Da kommt schon etwas zusammen. Und da haben sich gerade die Top-Teams schon ein kleines Wettrüsten geliefert."
Diesem Wettrüsten wolle man nun mit den neuen Vorschriften Einhalt gebieten, so der "Eurosport"-Experte, der hinzufügte: "Bei so einer Regeländerung gilt es natürlich auch zu beachten: Viel Entwicklungsarbeit wurde schon betrieben. Man weiß, dass die Anzahl zum Saisonstart limitiert ist und dass man erst zur nächsten Periode einen zusätzlichen Anzug hinzunehmen kann. In der Summe kann man zehn Anzüge nutzen. Aber natürlich haben die Top-Teams im Vorfeld schon viele Anzüge getestet, der Aufwand war trotzdem groß."
Der 46-Jährige bewertet die Änderung dennoch als "guten Start". Auf lange Sicht werden sicher die Kosten heruntergehen, so der Mannschafts-Olympiasieger von 2002.

Material-Revolution im Skispringen: "Auch ein kleines Glücksspiel"
Die Auswirkungen für die Athleten sind dadurch enorm. Der norwegische Skispringer Halvor Egner Granerud hatte jüngst gegenüber "NRK" von der wohl "größten Veränderung in meinem Leben" gesprochen: "Letzte Saison habe ich etwa 20 Anzüge benutzt. Ich hätte gerne mehr, aber es ist für alle gleich." Etwa 600 Euro kostet ein maßangefertigter Sprunganzug.
Die Material-Revolution birgt somit auch ein neues taktisches Element, müssen sich die Skispringer doch nun künftig gut überlegen, welchen Anzug sie wann einsetzen. "Darüber hat man sich im Vorfeld sicher viele Gedanken gemacht und viel getestet", meint auch Martin Schmitt im sport.de-Interview: "Man versucht über die Sommermonate hinweg natürlich, das Beste zu finden. Aber ein Anzug verhält sich im Sommer anders als im Winter. Deswegen ist es auch ein bisschen ein kleines Glücksspiel."
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Zudem: Teams, die zum Saisonstart das richtige Setup gefunden haben, könnten der Konkurrenz ein Stück weit enteilen. "So ein Rückstand ist für andere natürlich viel schwieriger aufzuholen, weil man nicht mehr so große Möglichkeiten hat, Anzüge zu testen. Wenn man am ersten oder zweiten Wochenende merkt, man ist hinten dran, muss man nun etwas länger warten, bis das Anzug-Setup angeglichen werden kann", so der ehemalige Weltklasse-Skispringer.



