Von seinem Wechsel zum FC Bayern hat sich Bryan Zaragoza ganz offensichtlich mehr erhofft. Anstatt auf dem Platz herumzuwirbeln sitzt der Neuzugang fast nur auf der Bank. Ist der Flügelstürmer das nächste große Transfer-Missverständnis des deutschen Rekordmeisters?
Sadio Mané, Bouna Sarr, Marc Roca oder Ryan Gravenberch: Die Liste der Transferflops, die der FC Bayern in der jüngeren Vergangenheit getätigt hat, ist nicht gerade kurz.
Gesellt sich mit Bryan Zaragoza ein weiteres Missverständnis dazu?
Auf die schwere Verletzung von Kingley Coman im Januar reagierte der FC Bayern am Deadline Day mit der vorgezogenen Verpflichtung von Bryan Zaragoza vom FC Granada.
Der 1,64 Meter kleine Spanier wurde zunächst bis zum Sommer ausgeliehen. Im Anschluss greift die Vereinbarung, die der Bundesligist bereits im Dezember verkündet hatte. Zaragoza erhält dann an der Säbener Straße einen Vertrag bis Juni 2029.
Zahlt der FC Bayern 18 Millionen Euro für Zaragoza?
13 Millionen Euro hätte der FC Bayern ohnehin schon für Zaragoza an Granada gezahlt. Wahrscheinlich ist, dass der deutsche Branchenprimus zudem eine Leihgebühr für den vorgezogenen Wechsel nach Spanien überweist. Laut "Sky" belaufen sich die Mehrkosten auf vier bis fünf Millionen Euro.
Eine beachtliche Summe, die sich bislang nicht auszahlt. Beim FC Bayern kommt Zaragoza seit seinem Wechsel nicht über die Rolle des Bankdrückers hinaus. Nur zwei Kurzeinsätze in der Bundesliga stehen bislang zu Buche. Insgesamt kommt der 22-Jährige gerade einmal 35 Spielminuten.
Trainer Thomas Tuchel schenkt auf den Außenbahnen zumeist Leroy Sané, Jamal Musiala oder Mathys Tel das Vertrauen. Damit setzt der Coach auch ein klares Zeichen.
FC Bayern: Sprachbarriere bei Zaragoza
Der 50-Jährige setzt kompromisslos um, was er nach der Bekanntgabe seiner Trennung im Sommer öffentlich ankündigte: Bei seinen Entscheidungen nimmt Tuchel keine Rücksicht auf mögliche Auswirkungen auf die Zukunft.
Das bekommt Zaragoza mehr als deutlich zu spüren. An seinem Status als Ersatzspieler dürfte sich nicht allzu schnell etwas ändern. "Bryan fehlt in erster Linie einfach die Sprache", hatte Tuchel zuletzt erklärt.
Der Übungsleiter ergänzte: "Es ist schwer in Englisch und schwer in Deutsch. Das ist ein elementarer Bestandteil. Wir haben den Transfer vorgezogen, um einfach ein bisschen mehr Zeit zu gewinnen. Und, weil wir nicht genau wussten, wie lange die Ausfallzeiten von Kingsley und Serge (Gnabry, Anm. d. Red.) sind."
Der Wechsel vom FC Granada zum FC Bayern sei ein "sehr, sehr großer Schritt". Zwar sehe man im Training Zaragozas Qualitäten, "wir merken aber auch, dass die Integration von der sprachlichen Seite noch nicht abgeschlossen ist", merkte Tuchel an.
Leihgeschäft offenbar kein Thema
Ein Leihgeschäft im Sommer, bei dem der einmalige Nationalspieler Spaniens Spielpraxis sammeln könnte, ist laut "Sky" allerdings nicht geplant. Demnach streben weder der Verein noch der Spieler einen Abschied (auf Zeit) an.
Zaragoza fühle sich beim FC Bayern trotz seines Reservistendaseins wohl. Seine Ambitionen, sich einen Stammplatz zu erkämpfen, seien durch ein Gespräch mit Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund bestärkt worden.
Die Bayern-Bosse haben dem Spanier dem Bericht zufolge bei dem Treffen das Vertrauen ausgesprochen. "Wir glauben an dich! Bleibe geduldig, arbeite hart - dann wirst du in der neuen Saison unter dem neuen Trainer ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft werden", soll die Botschaft gelautet haben.
In dieser Saison stehen Zaragozas Chancen auf mehr Spielzeit allerdings schlecht. Gnabry kehrte nach langer Verletzungspause beim 8:1-Kantersieg gegen Mainz 05 eindrucksvoll zurück. Bei Coman wird ein zeitnahes Comeback nach der Länderspielpause erwartet.
Auch in der kommenden Spielzeit dürfte der Konkurrenzkampf beim FC Bayern groß sein. Dass sich Zaragoza dann gegen Sané, Coman, Gnabry, Musiala oder Tel durchsetzt, darf durchaus angezweifelt werden - unabhängig davon, wer die Münchner dann trainiert.
Hoffnung bereiten könnten Zaragoza lediglich die Wechsel-Gerüchte um Sané und Gnabry. Das Duo wird immer wieder mit einem Abschied in Verbindung gebracht. Wirklich konkret waren die Spekulationen zuletzt aber nicht.
Lissy Beckonert