Martin Hanne ist die große Überraschung im deutschen Kader für die Handball-EM im eigenen Land. Wer ist der Rückraumspieler von HBL-Klub TSV Hannover-Burgdorf? Wie kann er dem DHB-Team weiterhelfen? sport.de stellt den Debütanten vor.
Martin Hanne lernte das Handballspielen bei der SG Nord Edemissen. In der B-Jugend folgte der Wechsel zur TSV Hannover-Burgdorf. Bei den Recken legte der Halblinke einen Durchmarsch bis zu den Profis hin.
Bereits im zarten Alter von 17 Jahren durfte Hanne in der Saison 2018/2019 sein Debüt in der Handball-Bundesliga geben.
Beim Klub aus der niedersächsischen Landeshauptstadt feilten gleich mehrere Top-Trainer an der Entwicklung des heute 22-Jährigen. In der Jugend wurde er von der spanischen Handball-Legende Iker Romero gecoacht, bei den Profis lernte er von Antonio Carlos Ortega (heute beim FC Barcelona) und Ex-Bundestrainer Christian Prokop, der seit 2021 für die Geschicke bei der TSV verantwortlich ist.
Mit der Nominierung für die Handball-EM in Deutschland hat Hannes Karriere den vorläufigen Höhepunkt erreicht - und das obwohl der 1,93-Meter-Mann 2022 noch ein Horrorjahr erlebt hatte.
Wegen schwerwiegender Rückenprobleme musste Hanne eine elfmonatige Zwangspause einlegen und konnte in der vergangenen Saison nur 13 Pflichtspiele für Hannover-Burgdorf absolvieren. "Das Gefühl, nicht fit zu sein, war für mich sehr frustrierend", blickte er im Interview mit "handball-world.news" auf seine Leidenszeit zurück.
Doch Hanne ist ein Kämpfer, arbeitete sich Stück für Stück zurück. "Wir haben sehr viel gemacht, auch mit Spritzen und Einlagen und einer Zahnschiene. Viele Arten von Therapien sollen dafür sorgen, dass das Becken wieder gerade wird und damit sich die Wirbelsäulen-Struktur wieder verbessert", erzählte er.
"Er hat sich immer wieder nach dem Training angeboten für kleine Extraschichten", berichtete Trainer Prokop vor Kurzem. Hanne selbst betonte: "Ich habe keine Probleme mehr, fühle mich topfit."
Mehr dazu:
Handball-EM: Hanne pfeilschnell im 1:1
Bei der deutschen Handball-Nationalmannschaft soll Hanne für mehr Variabilität und vor allem für Tiefe im Angriff sorgen. Der 22-Jährige ist nicht nur aus der zweiten Reihe wurfgewaltig, sondern auch sehr schnell und wendig.
"Im Vergleich zu anderen bin ich relativ schnell, aber in erster Linie sehe ich meine Stärke im Eins gegen Eins", sagte er bei "handball-world.news" und ergänzte: "Wenn ich auf dem Feld stehe, versuchen wir das gezielt auszuspielen, indem ich isoliert in den Zweikampf gehe."
Im Entscheidungsverhalten hat Hanne noch Verbesserungsbedarf. "Daran will ich noch arbeiten, auch wenn es mit der Zeit schon deutlich besser geworden ist", merkte er kürzlich an. Hannover-Trainer Prokop hob die Entwicklung ebenfalls hervor: "Er hat ein bisschen mehr Geduld gelernt, die Abwehr richtig lesen zu können und zu wissen, wann er angreift."
Ein Sonderlob strich Hanne zuletzt auch von Sportchef Sven-Sören Christophersen ein. "Ich bin selten dabei, dass ich einzelne Spieler rausgreife, aber ich freue mich gerade sehr für Martin", sagte der ehemalige Rückraumspieler nach dem 34:29-Sieg gegen die Rhein-Neckar Löwen im September.
Durch weitere starken Leistungen in der Liga spielte sich Hanne in den Fokus von Bundestrainer Alfred Gislason. Der Nominierung vorausgegangen waren "Beobachtungen der individuellen Formkurven". Genau dabei konnte der Neuling wohl punkten.
Lissy Beckonert