Die lange Offseason und auch die Preseason sind hinter uns, die NFL-Saison 2023 steht vor der Tür. Zeit für eine erste Einordnung der Kräfteverhältnisse in der Liga. NFL-Redakteur Marcus Blumberg präsentiert das erste Power Ranking zur neuen Spielzeit.
Grundlegend ist es immer schwer, die Kräfteverhältnisse in der NFL vor Saisonstart genau einzuschätzen, denn wer weiß schon, wo die 32 Teams nach einem langen Sommer stehen? Die Preseason liefert dafür traditionell wenige Erkenntnisse, weil Teams kaum mit ihren echten Playbooks spielen oder ihre Topstars in normaler Weise einsetzen. Entsprechend ist hier auch viel Spekulation involviert.
Doch genug der Vorrede, hier ist es, das erste Power Ranking der neuen Saison auf sport.de!
32. Arizona Cardinals
Offen ist hier eigentlich nur, wie das Motto für die Saison lautet. Ich präferiere "Crashing for Caleb", denn genau das ist das Ziel der Cardinals. Möglichst viel verlieren, um am Ende den ersten Pick zu ergattern, der wahrscheinlich QB Caleb Williams von USC bedeutet.
Kyler Murray beginnt das Jahr auf der PUP List und wird aller Voraussicht nach kein Spiel mehr für die Cards machen. Backup Colt McCoy wurde auch entlassen, sodass mit Josh Dobbs ein Platzhalter übernimmt, der möglichst wenig Hoffnung machen wird. Insgesamt hat das Team wenig Substanz und wird wohl vor sich hindümpeln.
31. Tampa Bay Buccaneers
Tom Brady ist weg, die Offensive Line gleicht einem Flickenteppich und offenbar will nun auch Mike Evans auf absehbare Zeit weg. Entsprechend sollten sich die Erwartungen für die Bucs auch in der schwachen NFC South in überschaubaren Grenzen halten. Immerhin: Mit Dave Canales kommt ein Offensive Coordinator, der nicht Byron Leftwich heißt, was die Offense immerhin wieder brauchbarer erscheinen lassen könnte.
30. Los Angeles Rams
Im Vorjahr kam natürlich an Verletzungspech alles zusammen, was möglich war. Doch auch 2023 wird vermutlich ohne Superstar-Receiver Cooper Kupp beginnen, was einen weiteren holprigen Start nach sich ziehen könnte - außer ihm gibt es keine wirklichen verlässlichen Targets für Rückkehrer Matthew Stafford, den man am liebsten getradet hätte.
Die O-Line bleibt fragwürdig und für die Defensive Front muss man sich jetzt Aaron Donald in diesem GIF von Will Smith denken, wie er im leeren Banks-Haus steht und traurig dreinblickt.
29. Indianapolis Colts
Eigentlich herrscht in Indy Aufbruchstimmung. Mit Anthony Richardson kommt endlich ein neuer Quarterback mit Zukunft - der erste seit Andrew Luck - und mit Shane Steichen ein innovativer Head Coach, der Richardsons Qualitäten auch gewinnbringend einsetzen kann. Allerdings fehlt es an Targets abgesehen von Michael Pittman Jr., was die Sache schwieriger macht.
Die Offensive Line bleibt ein Fragezeichen und wann und ob Jonathan Taylor dieses Jahr spielt, ist auch völlig offen, zumal er sauer ist nach der Vertragsposse. Die Defense kommt überdies fragwürdig daher, zumal besonders die Secondary bedenklich aussieht. Richardson wird also viel selbst machen müssen, damit hier was geht.
28. Houston Texans
Auch in Houston beginnt eine neue Ära dank der Ankunft von DeMeco Ryans, der sicherlich keine Einjahreslösung auf Head Coach wie seine beiden Vorgänger ist. C.J. Stroud ist der neue Quarterback, zudem hat die Defense mit Will Anderson einen neuen Anführer. Die Offensive Line geht mit Ausfällen in die Saison, doch sollte das zu Beginn aufzufangen sein.
Generell gehen die Dinge in Texas in die richtige Richtung, die Frage bleibt jedoch, wie schnell sich Stroud ans NFL-Niveau gewöhnen kann, nachdem er in der Preseason seine Probleme hatte. Auch muss sich zeigen, wie hilfreich seine Targets sein werden, speziell Robert Woods lief im Vorjahr in Nashville seiner Topform hinterher.
27. Atlanta Falcons
Die Falcons bestritten ihre Offseason wie ein stabiles Team, das gerade um einen etablierten Quarterback herum aufbaut. Die Secondary bekam mit Safety Jessie Bates III namhafte Verstärkung und mit Jeff Okudah einen Cornerback, der womöglich nur einen Tapetenwechsel brauchte. An der Front soll Bud Dupree auf QB-Jagd gehen und offensiv leisteten sich die Falcons neben hochdotierten Vertragsverlängerungen in der O-Line allen voran Running Back Bijan Robinson mit dem 8. Pick im Draft.
Das Problem bei der ganzen Sache? Der Quarterback heißt Desmond Ridder, der es als Rookie erst gegen Ende schaffte, Marcus Mariota zu überholen und der bislang keine Argumente lieferte, wirklich Starter-Potenzial zu haben. Eine gewagte Herangehensweise in Georgia.
26. Carolina Panthers
Eine Leistungssteigerung in Charlotte ist sehr wahrscheinlich, da man sich von Run-Game-Fanatiker Matt Rhule getrennt hat und mit Frank Reich wieder fortschrittlicher auftreten wird. Generell steht das Team auf einem recht stabilen Gerüst, was die einzelnen Parts angeht, zumal auch gezielt Veterans geholt wurden, um auf gewissen Baustellen nachzubessern - allen voran sind hier Safety Vonn Bell und Edge Rusher Justin Houston zu nennen.
Die große Frage wird auch hier sein, ob die O-Line vor Bryce Young hält und ob die Anspielstationen gut genug sind. D.J. Chark ist schon am Oberschenkel verletzt, Adam Thielen nicht mehr der Jüngste. Dies könnte ein Übergangsjahr mit etwas Luft nach oben werden.
25. New Orleans Saints
Auf dem Papier sind die Saints sicherlich das beste Team der NFC South, was gar nichts bedeutet in der Gesamtbetrachtung. Doch setzen sie ihre Hoffnungen in Derek Carr, der zuletzt sein schlechtestes Jahr seit 2017 hingelegt hat und der auch bedeutend schlechter war, als sein Vorgänger im Bayou, Andy Dalton. Das ist schon mal eine klare Red Flag.
Hinzu kommt, dass man erneut Federn ließ, weil die Cap-Situation weiterhin ein Fass ohne Boden ist. Running Back Alvin Kamara ist für drei Spiele nach einer Schlägerei gesperrt und keiner weiß, in welcher Verfassung Wide Receiver Michael Thomas nach drei Jahren voller Verletzungen zurückkehrt. Ein Schneckenrennen in der South ist vorprogrammiert.
24. Tennessee Titans
Quarterback Ryan Tannehill geht in sein letztes Vertragsjahr und war schon im Vorjahr vor seiner Verletzung nicht mehr ganz auf der Höhe. Die O-Line ist auch hier eine Großbaustelle, die das Spiel der Titans merklich behindern könnte.
Spannend wird zu sehen, ob die Ankunft von DeAndre Hopkins das Passspiel wiederbeleben kann - Dessen Gegenüber Treylon Burks beginnt das Jahr derweil mit einer Knieverletzung. Insgesamt wirkt das Gesamtkonstrukt wenig überzeugend.
23. Las Vegas Raiders
Nach einer enttäuschenden ersten Saison in Sin City spielt Head Coach Josh McDaniels jetzt schon auf Bewährung. Mit Jimmy Garoppolo hat er einen Quarterback bekommen, der sein Scheme kennt und versteht, gleiches gilt für Wide Receiver Jakobi Meyers.
Entsprechend hat McDaniels keine Ausreden mehr, auch wenn die Defense ein Abenteuer bleiben dürfte. Am Ende muss eine gewaltige Leistungssteigerung im Vergleich zur Vorsaison (6-11) her, um diesem Projekt nicht schon frühzeitig den Stecker zu ziehen.
22. Denver Broncos
Vor dem Start der Preseason durfte man optimistischer in die Mile High City blicken. Jetzt jedoch gestaltet sich die Lage für den neuen Head Coach Sean Payton schon merklich schwieriger. Wide Receiver Tim Patrick verpasst mit einem Achillessehnenriss eine zweite Saison in Folge (Kreuzbandriss 2022), Slot-Receiver Jerry Jeudy wird den Start derweil mit Oberschenkelproblemen sehr wahrscheinlich verpassen, hat aber wohl einen Trip auf Injured Reserve vermieden.
Russell Wilson gehen also schon früh die Anspielstationen aus - gut daher, dass Paytons Offense wohl ohnehin aufs Run Game aufbauen wird. Insgesamt jedoch gibt es wenig Raum für Fehler.
21. Washington Commanders
Ginge es hier nach Stimmung im Umfeld, dann wäre den Commanders der größte Umschwung in dieser Saison gelungen. Der Verkauf des Teams von Dan Snyder an Josh Harris macht es möglich. Auf dem Platz jedoch hält sich die Begeisterung erstmal in Grenzen, denn Sam Howell ist keine allzu inspirierende Option auf QB.
Das Gute jedoch ist, dass man mit Eric Bieniemy einen innovativen Offensive Coordinator geholt hat, der großen Anteil am Erfolg der Chiefs in den vergangenen paar Jahren gehabt hat. Nun muss er zeigen, dass sein Scheme auch mit einem Quarterback funktioniert, der nicht Mahomes heißt.
20. Chicago Bears
Der Hype um "Da Bears" war schon lange nicht mehr so groß wie dieser Tage. Der Grund dafür ist Justin Fields, dem man mit Neuzugang D.J. Moore als neuem X-Receiver eine große Leistungssteigerung zutraut. Als (laufender) Playmaker zeigte Fields im Vorjahr schon berauschende Vorstellungen, das Passspiel jedoch ließ zu wünschen übrig.
Begründet wurde dies mit wenig hochklassigen Targets. Moore soll da für Abhilfe sorgen. Auch wurde in großem Stil eingekauft, die Offensive Line erhielt Verstärkung, ebenso die Front Seven der Defense. Und da Aaron Rodgers nicht mehr Teil der NFC North ist, ist diese Division ohnehin offener als in jüngerer Vergangenheit.
19. Green Bay Packers
Wer weiß, was Jordan Love zu bieten hat. Keiner kann das nach seinen bisherigen Kurzeinsätzen in den ersten drei Jahren seiner Karriere seriös beurteilen. Die Umstände sollten jedoch passen. Matt LaFleur bleibt der Play-Caller, besonders Christian Watson dürfte nach vielversprechender Rookie-Saison noch einen Schritt nach vorne machen und die O-Line wirkt gesünder als zuletzt.
Die Defense wiederum dürfte nach einem Down-Jahr 2022 auch wieder besser daher kommen. Sollte Love kein Fehlgriff sein, dann müssten die Packers zumindest im Norden konkurrenzfähig sein.
18. New England Patriots
Apropos Fehlgriff ... die Patriots haben ihre grandiose Fehleinschätzung, Defensiv-Spezialist Matt Patricia zum offensiven Play-Caller zu machen, mittlerweile korrigiert und mit Bill O'Brien einen Fachmann als Offensive Coordinator engagiert. Erste Früchte dieses Moves sah man bereits im Camp, die Offense hat wieder mehr Struktur und Mac Jones mehr Selbstvertrauen.
Die großen Fragezeichen zu Saisonbeginn stehen jedoch hinter dem Personal - reicht die dünne Personaldecke auf Receiver und vor allem in der Offensive Line? Die Defense sollte derweil erneut eine Stärke des Teams sein.
17. Pittsburgh Steelers
Nach überschaubarem Start bekamen die Steelers ihre Offense 2022 gegen Saisonende immer besser in Schwung, was auch mit Kenny Pickett zusammenhing, der sich allmählich freigeschwommen hatte. Nun gilt es darauf aufzubauen. Der Schlüssel zum Erfolg könnte sein, dass das Stammpersonal größtenteils zusammengehalten wurde und damit eingespielt ist. Und T.J. Watt ist wieder fit, was der Defense einen gewaltigen Boost vom Start weg geben wird.
Die Plätze 16 bis 1 findet Ihr hier!





































