Viele bekannte Gesichter aus dem deutschen Fußball spielen inzwischen weitgehend unbeachtet von den deutschen Medien im Ausland. Heute im sport.de-Rampenlicht: zwei einstige Hoffnungsträger des FC Bayern, die im Profigeschäft Fuß fassen.
Kurz nach seinem 19. Geburtstag feierte Meritan Shabani unter dem damaligen Coach Jupp Heynckes sein Profidebüt im Trikot des FC Bayern, ein gutes Jahr später zog es den Mittelfeldspieler für 1,5 Millionen Euro zu den Wolverhampton Wanderers in die englische Premier League - dann endete der steile Aufstieg.
Seit dem Sommer 2022 läuft der ehemalige deutsche Junioren-Nationalspieler abseits der ganz großen Fußball-Bühne beim Schweizer Erstligisten Grasshoppers Zürich auf, wo der Deutsch-Kosovare satte viereinhalb Jahre nach seinem verheißungsvollen Debüt endlich Fuß im Profigeschäft zu fassen scheint.
Nachdem Shabani während seines ersten Halbjahrs in Zürich nur zweimal länger als 45 Minuten zum Einsatz kam, steht er seit Ende Februar regelmäßig in der Startformation. Zuletzt erzielte der offensive Mittelfeldspieler zwei wichtige Tore.
Dass sich Shabani mit inzwischen 24 Jahren noch am Anfang seiner Profi-Karriere befindet, ist einigen heftigen Verletzungsrückschlägen geschuldet: Nach seinem Wechsel in die Premier League verpasste Shabani beinahe die komplette Saison infolge eines Kreuzbandrisses, zwischen März 2021 und Ende April 2022 folgte die nächste Blessur am Kreuzband, die den gebürtigen Münchner mehr als ein Jahr außer Gefecht setzte.
Die Bilanz der heftigen Rückschläge: 16 Minuten im Liga-Pokal für die Wolves und eine überschaubar erfolgreiche Halbjahresleihe zu VVV-Venlo in die Niederlande (7 Pflichtspiele/6 Pleiten).
Ex-Talent des FC Bayern wird zu "Kung-Fu-Shabani"
Seit vergangenen Sonntag ist Shabani nun erneut zum Zuschauen verdammt, diesmal machte allerdings nicht sein Körper dem einstigen Bayern-Youngster einen Strich durch die Rechnung - Shabani brannten bei der 1:3-Pleite gegen den FC Sion schlicht die Sicherungen durch.
In der 39. Minute traf Shabani seinen Gegenspieler Joel Schmid am Mittelkreis mit voller Wucht mit dem Fuß im Gesicht. Der Rechtsfuß, der selbst geschockt wirkte, kassierte zuerst die Gelbe Karte, nach einer kurzen Überprüfung durch den Videoschiedsrichter korrigierte Referee Anojen Kanagasingam seine Entscheidung allerdings und zog glatt Rot.
In der Folge zog Sion um den italienischen Ex-Superstar Mario Balotelli auf 2:0 davon und gewann letztlich 3:1. Die Gäste verhinderten dank des Dreiers den Fall auf den letzten Tabellenplatz, für Zürich bedeutet die Pleite hingegen einen empfindlichen Dämpfer im Kampf um die Teilnahme an den europäischen Wettbewerben.
Den Ausrutscher wieder auszubügeln, dürfte sich als schwieriges Vorhaben erweisen, zumal Shabani nicht zur Verfügung steht. Inzwischen ist klar, dass der Schweizer Verband "Kung-Fu-Shabani", wie "Sport.ch" titelte, für sein Vergehen für drei Partien aus dem Verkehr zieht.
Ehemaliger Bayern-Keeper mit "einfach bitterem" Remis
Weite Teile seines Weges absolvierte Shabani Seite an Seite mit Christian Früchtl. Der Keeper spielte jahrelang gemeinsam mit Shabani für die Jugend des FC Bayern, stand ebenfalls einige Saisons im Kader der Profis und brachte es auch nur auf wenige Pflichtspielminuten im Bundesliga-Team.
2022 entschied sich der 23-Jährige dann für einen Abschied aus München, um endlich einen Stammplatz zu ergattern. Ein Vorhaben, das in Reihen des österreichischen Bundesligisten Austria Wien gelang. Seit seinem Wechsel bestritt Früchtl 35 von 36 möglichen Partien für die "Veilchen".
Zuletzt mussten Früchtl und Co. allerdings einen Rückschlag wegstecken. Im Stadt-Derby gegen Rapid Wien kassierte Austria kurz vor dem Ende in Überzahl den 3:3-Ausgleich. In der aktuell laufenden Meisterrunde der österreichischen Liga dürften die Violetten die beiden verpassten Zähler noch schmerzlich vermissen. Derzeit beträgt der Rückstand auf Platz drei, der zur Teilnahme an der Qualifikation zur Europa Conference League berechtigt, bereits fünf Zähler.
Auffallend: Im dritten Spiel der Meisterrunde verspielte Austria zum dritten Mal eine Führung. Alle Partien endeten remis.
"Einfach bitter!", kommentierte Früchtl nach der Partie gegenüber "ViolaTV". "Elf gegen zehn müssen wir das einfach heimfahren." Es überwiege die Enttäuschung, zwar sei man in der Meisterrunde noch ungeschlagen, hätte jedoch eigentlich neun Punkte einfahren müssen.
Marc Affeldt