Das dramatische Meisterrennen in der Bundesliga legt eine Pause ein - doch wirklich durchschnaufen können die Nationalspieler nicht. Schon am Montagvormittag bat Bundestrainer Alfred Gislason seine Handballer zur ersten (regenerativen) Trainingseinheit mit einer Runde Fußball vorweg.
"Ich freue mich auf die Arbeit mit den Jungs", sagte Gislason zum Lehrgangsstart in Damp und kündigte an: "Wir werden in dieser Woche einen Schwerpunkt auf die Abwehr legen." Die zwei Länderspiele gegen Weltmeister Dänemark läuten für Deutschlands Handballer dann praktisch schon den Start in die lange Vorbereitung auf die Heim-EM ein. "Das wird anstrengend", sagte Rückraumspieler Christoph Steinert, "aber es wird auch viel Spaß machen. Ich freue mich."
Gislason formulierte klare Ziele für den ersten Lehrgang des DHB-Teams seit der mit Platz fünf gelungenen Weltmeisterschaft im Januar: "Auch wenn es gegen Weltmeister Dänemark geht - wir schauen größtenteils nur auf uns." Die WM-Analyse ist auf digitalem Wege längst erledigt, nun gilt der Fokus voll dem Turnier in zehn Monaten. "Wir Trainer können das Team Stück für Stück weiter einspielen", sagt Gislason, "und auch die Spieler können nach und nach mehr Verständnis untereinander entwickeln."
Nicht weniger als die Hälfte aller 16 Spieler, die der Isländer für die kommenden Tage an der Ostseeküste, nördlich von Kiel, um sich geschart hat, stehen bei den aktuellen Top-Fünf-Teams der Liga unter Vertrag. Jene fünf Mannschaften, die seit Sonntag und den Niederlagen von Berlin und Kiel nur noch drei Minuspunkte voneinander trennen.
40.000 Tickets für Eröffnungsspiel verkauft
Richtig gut dürfte die Stimmung dieser Tage vor allem bei Spielmacher Juri Knorr von den Rhein-Neckar Löwen sein, der zusammen mit Oldie Patrick Groetzki, Keeper Joel Birlehm und Kreisläufer Jannik Kohlbacher das größte Team-Kontingent stellt und als neuer Tabellenführer in den Norden reiste. Doch selbst für die Nationalspieler vom THW Kiel und den Füchsen Berlin, den großen Verlierern des Wochenendes, könnte der Lehrgang mit den Spielen am Donnerstag (in Aalborg) und am Sonntag (in Hamburg) etwas Positives haben.
"Das ist zwar blöd, jetzt zur Nationalmannschaft zu fahren, weil man das mitschleppt", sagte Ex-Weltmeister Pascal Hens bei Sky: "Aber man sieht mal wieder andere Jungs, hat ein Länderspiel und bekommt den Kopf frei. Man muss sich auch nicht so viel damit beschäftigen. Das ist zwar bitter, aber es geht weiter."
Zumal das große Ziel Heim-EM im kommenden Jahr immer näher rückt. Das Turnier ist nicht nur im Verband längst das übergeordnete Thema. So absolvierte Gislason vor einer Woche einen öffentlichkeitswirksamen PR-Termin zusammen mit Fußball-Bundestrainer Hansi Flick. Für das Eröffnungsspiel im Düsseldorfer Fußballstadion am 10. Januar 2024 wurden bereits mehr als 40.000 Tickets verkauft.