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So will der Veranstalter Betrug beim Online-Schach verhindern

Nächster Akt der Schach-Posse? Carlsen und Niemann vor Duell

Schach-Superstar Magnus Carlsen konnte seine Vorwürfe gegen Hans Niemann bislang nicht beweisen
Schach-Superstar Magnus Carlsen konnte seine Vorwürfe gegen Hans Niemann bislang nicht beweisen
Foto: © IMAGO/Sri Loganathan
18. September 2022, 12:06
sport.de
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Ab Sonntag versammelt sich die Schach-Elite zum Julius-Bär-Generationen-Cup. Beim Online-Schachturnier treffen 16 der weltbesten Schachspieler aufeinander. Das Event der Meltwater Champions Chess Tour steht in diesem Jahr im besonderen Fokus der Aufmerksamkeit, da sowohl Schach-Superstar Magnus Carlsen als auch der erst 19-jährige Großmeister Hans Niemann, den Carlsen kürzlich des Betrugs beschuldigt hatte und damit für ein regelrechtes Beben in der Schachwelt sorgte, am Start sind. 

Was war passiert? Beim Sinquefield Cup in St. Louis verlor Schach-Superstar Magnus Carlsen völlig überraschend gegen den Weltranglisten-49. Hans Niemann. Wenig später verkündet der Norweger via Twitter seinen Rückzug vom Turnier - und deutet an, dass sein Gegner womöglich betrogen habe. 

Seither sind Carlsens Anschuldigungen gegen Niemann das Thema Nummer eins unter Schach-Experten und -Beobachtern. Der US-Amerikaner reagierte gereizt auf die Vorwürfe Carlsens und feuerte nach dessen Betrugsvorwürfen scharf gegen den Norweger zurück, zumal dieser seine Vorwürfe bislang nicht präzisierte geschweige denn Beweise vorlegte.

Auch andere Größen der Schachszene sehen Niemanns jüngste Leistungsexplosion kritisch und werfen dem 19-Jährigen Betrug vor. Die weltweit größte und bedeutendste Schachplattform "chess.com" verbannte den Amerikaner vorübergehend und schloss ihn von den kommenden Liveturnieren aus

Diese Maßnahmen sollen Betrug bei Online-Schachturnieren verhindern

Nun kommt es beim Generationen Cup, bei dem übrigens auch der erst 17-jährige Deutsche Vincent Keymer am Start ist, zum nächsten Showdown der beiden Streithähne. Die Vorrunden-Partie zwischen Niemann und Carlsen ist für Montagabend, 19:00 Uhr angesetzt.

Da das Turnier online ausgetragen wird, die Spieler also von zu Hause aus teilnehmen, erklärte Arne Horvei, Turnierdirektor der Veranstaltungs-Serie, gegenüber "Aftenposten" im Vorfeld die Maßnahmen, die ergriffen werden, um ein sauberes Turnier durchzuführen:

  1. Die Spieler müssen allein in dem Raum sitzen, in dem sie spielen.
     
  2. Die Spieler müssen ein Mikrofon am PC haben.
     
  3. Ein separates Schiedsrichterteam überwacht die Bewegungen der Spieler während des Spiels.
     
  4. Alle Spieler müssen eine Kamera installieren, die den Bildschirm und das Pult der Spieler filmt. Der Organisator weist die Spieler darauf hin, wo die Kamera aufgestellt werden soll.
     
  5. Alle Spieler müssen ihren Bildschirm teilen. Auf diese Weise können die Schiedsrichter verfolgen, welche Programme die Spieler haben.
     
  6. Spieler können auch aufgefordert werden, den Aktivitätsmonitor auf dem PC anzuzeigen. Auf diese Weise können sich die Richter einen Überblick darüber verschaffen, ob sie Programme heimlich verwenden.
     
  7. Ohrkontrolle. Zu einem beliebigen Zeitpunkt während des Spieltages werden die Teilnehmer gebeten, ihre Ohren zu filmen. Der Zweck besteht darin, die Verwendung von Ohrstöpseln zu verhindern, die zum Empfangen von Nachrichten und Tipps verwendet werden können
     
  8. Analyse: Experten und Analysten kontrollieren via Anti-Betrugs-Software jeden Zug und können erkennen, wie viele Züge der Spieler mit berechneten Zügen von Schach-Computern übereinstimmen. Sollten auffällig viele Züge mit den Vorschlägen der künstlichen Intelligenz übereinstimmen, könnt dies ein Zeichen für Betrug sein.

Da nach den Betrugs-Vorwürfen Carlsens gegen Niemann, die Möglichkeiten beim professionellen Schach-Sport zu schummeln, in den Fokus des öffentlichen Interesses geraten sind, hat man vor dem Generations Cup zusätzliche Kampfrichter eingestellt, erklärte Horvei. Außerdem habe man noch weitere Maßnahmen ergriffen, die man vor dem Start am Sonntagabend aber nicht verraten wolle. 

Bei dem Turnier steht viel auf dem Spiel: Es geht nicht nur um einen Preispool von 150.000 Euro, sondern auch um den Ruf einer ganzen Sportart.

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