Der FC Bayern ist im Viertelfinale der Champions League an Außenseiter FC Villarreal gescheitert. Sehr überraschend kam das frühe Aus nicht. Auch der Druck auf Trainer Julian Nagelsmann wächst. Ein Kommentar.
"Wir haben viele Fehler gemacht im Hinspiel. Sie (Villarreal, Anm. d. Red) haben einen gemacht, dass sie uns am Leben gelassen haben - und das sollten wir bestrafen", lautete Nagelsmanns Kampfansage vor dem Knockout.
Doch am Dienstagabend wurde dem Münchner Star-Ensemble das letzte Fünkchen Leben durch den Treffer von Samu Chukwueze zum 1:1 (88.) genommen.
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Anstatt eine kämpferisch und spielerisch überzeugende Leistung an den Tag zu legen und den Gegner tatsächlich zu bestrafen, spielten die Münchner nahezu verunsichert, ideenlos und zeigten abermals einen blutleeren Auftritt.
Im Angriff traten die Münchner nicht als Team auf und verstrickten sich immer wieder in Einzelaktionen, hinten unterliefen den Bayern einmal mehr taktische Fehler, wie der des eingewechselten Alphonso Davies, der wie die gesamte Abwehrreihe des FC Bayern beim Gegentreffer viel zu hoch stand und dadurch das Abseits aufhob.
Das frühe Aus in der Champions League als "Paukenschlag" oder "Sensation" zu bezeichnen, wäre allerdings angesichts des so deutlichen Hinspiels vermessen. Als Betriebsunfall kann das Scheitern ebenfalls nicht abgestempelt werden. Vielmehr ist der Auftritt ein Sinnbild für die gesamte Saison.
Defensive taktische Fehler gehören mittlerweile fast zur Tagesordnung beim FC Bayern. Offensiv überzeugt der deutsche Rekordmeister zumeist nur durch individuelle Klasse. Konstanz, Stabilität und Siegessicherheit sind an der Säbener Straße schon längst keine Selbstläufer mehr.
FC Bayern: Julian Nagelsmanns Ruf bröckelt
Und das muss sich auch Julian Nagelsmann ankreiden lassen. Der Coach, für den die FCB-Bosse rund 20 Millionen Euro hinblätterten, soll in München eigentlich eine neue Ära prägen.
Doch seine erste Saison kann nunmehr nur als Misserfolg verbucht werden. Zwar holen die Bayern aller Voraussicht nach wieder die Meisterschaft, doch das frühe Aus im DFB-Pokal und in der Königsklasse werden dem jungen Trainer lange nachhallen. Die Ausbeute von einem Titel pro Saison entspricht schließlich nicht den Ansprüchen der erfolgsverwöhnten Münchner.
Hinzu kommt, dass Nagelsmanns Ruf als Taktikgenie angesichts der jüngsten ideenlosen Auftritte anfängt zu bröckeln. Der Druck auf den 34-Jährigen wächst also - wenn auch noch nicht in dieser Saison.
FC Bayern muss Transfer-Politik hinterfragen
Doch Nagelsmann alleine für den jüngsten Misserfolg verantwortlich zu machen, wäre falsch. Auch die Kaderplaner müssen sich hinterfragen. Für Spieler wie David Alaba, Jérôme Boateng oder Thiago wurde kein adäquater Ersatz verpflichtet. Edeljoker wie Philippe Coutinho oder Ivan Perisic, die 2020 ein Faktor auf dem Weg zum Königsklassen-Titel waren und sich anschließend aus München verabschieden mussten, konnten ebenfalls nie ebenbürtig ersetzt werden.
Und so klafft im Kader letztlich eine große qualitative Lücke zwischen Stammkräften und Bankspielern.
Mit Blick auf die kommende Saison muss sich der FC Bayern hinterfragen, ob die geplanten Transfers des Ajax-Duos Ryan Gravenberch und Noussair Mazraoui ausreichen, um international wieder ein Wörtchen mitreden zu können.
Lissy Beckonert






























