Ab Mitte Januar ist die deutsche Handball-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Ungarn und der Slowakei gefordert. Vor dem EM-Turnier macht sich schlechte Laune im DHB-Team breit.
Noch neun Tage verbleiben, bis die deutsche Handball-Nationalmannschaft zum ersten Spiel der EHF EURO 2022 gegen Belarus (18:00 Uhr) antreten muss. Doch vor Turnierbeginn ist die Stimmung schlecht, denn eine Vielzahl von Absagen machen dem DHB-Team zu schaffen.
Etliche Spitzenspieler werden nicht für Deutschland an der EM teilnehmen, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Während Uwe Gensheimer und Steffen Weinhold komplett zurücktraten und Johannes Bitter und Hendrik Pekeler nur für den absoluten Notfall zur Verfügung stehen, verzichtet Fabien Wiede aus familiären Gründen. Juri Knorr hingegen verpasst die Europameisterschaft, weil er eine Impfung verweigert.
Daniel Stephan, früherer Nationalspieler und ehemaliger Welthandballer, kann die Personalentwicklung nur zum Teil verstehen. "Jeder hat sicherlich seine Gründe, warum er auf die EM verzichtet. Für manche habe ich auch Verständnis. Zum Beispiel Hendrik Pekeler, der sich um seine eigene Gesundheit als Familienvater Sorgen macht", sagte Stephan gegenüber "Sport Bild" und fügte an: "Aber es ist schon traurig, dass es die Absagen in dieser Vielzahl gibt. Das hätte es zu meiner Zeit sicher nicht gegeben."
Vor allem für Impfverweigerer Knorr hat er "kein Verständnis, vor allem in der jetzigen Zeit". Bundestrainer Alfred Gislason und der deutsche Handball hätten es nicht verdient, dass sich so viele Spieler "gerade jetzt zur EM eine Auszeit nehmen", so der Welthandballer von 1998 weiter.
Vor Gislason liegt nun ein schweres Turnier. Insgesamt neun EM-Debütanten hat der DHB-Coach in seinem Kader. Lediglich fünf Akteure, die 2016 den EM-Titel holten, sind noch dabei.
Golla: "Da fehlen Spieler, die international alles erlebt haben"
Anders als Stephan sieht Gislason das Fehlen von Youngster Knorr differenziert. "Ich finde es schade, dass er uns nicht helfen kann. Ich habe mit ihm darüber gesprochen", sagte der Isländer. "Meine Meinung zu dem Thema ist, dass sich jeder impfen lassen muss. Auch wenn viele Betroffene kaum Symptome haben – man muss Rücksicht auf die anderen nehmen, auch auf die, die Vorerkrankungen haben und dadurch sterben könnten."
Der neue Kapitän Johannes Golla warnte aufgrund der Verzichtswelle bereits seine Mitspieler. "Da fehlen Spieler, die international alles erlebt haben. Wir müssen unsere Taktiken deshalb noch genauer durchsprechen, dürfen keinen taktischen Fehler machen. Wir müssen uns auf unsere Stärken besinnen", forderte der Flensburger.
Neben Belarus trifft die deutsche Nationalmannschaft in der Vorrunde auf Österreich und Polen. Nur die beiden Bestplatzierten der sechs Gruppen erreichen die Hauptrunde der EM.
