Mit gerade einmal 15 Feldspielern tritt der FC Bayern am fünften Gruppenspieltag der Champions League bei Dynamo Kiew (ab 18:45 Uhr im LIVE-Ticker) an. Grund dafür ist vor allem die brisante Corona-Lage bei den Münchnern. Während die zahlreichen Ausfälle beim sportlich bedeutungslosen Auswärtsspiel in der Ukraine verschmerzbar sind, drohen dem Rekordmeister langfristig ernsthafte Probleme.
Die ersten Tage nach der Länderspielpause hätten für den FC Bayern kaum bitterer verlaufen können. Neben der überraschenden 1:2-Niederlage beim FC Augsburg musste der Bundesligist erneut Corona-Fälle innerhalb der Mannschaft sowie im Betreuerkreis hinnehmen.
Neben dem vollständig geimpften Josip Stanisic soll es ebenfalls Teammanager Bastian Wernscheid sowie den Technischen Direktor Marco Neppe erwischt haben. Durch die Befunde mussten sich die wohl ungeimpften Serge Gnabry, Jamal Musiala, Eric Maxim Choupo-Moting und Michael Cuisance in Isolation begeben. Niklas Süle weilt nach seiner Infektion noch in München, der Nationalspieler hat sich nach Angaben von Trainer Julian Nagelsmann mittlerweile "freigetestet" und wird frühestens beim nächsten Ligaspiel gegen Bielefeld zurück im Kader stehen.
Zu allem Überfluss befindet sich Joshua Kimmich nach einem Kontakt zu einer positiv getesteten Person im privaten Umfeld erneut in Quarantäne. Der zentrale Mittelfeldspieler hatte vor wenigen Wochen verraten, bislang noch nicht gegen das Coronavirus geimpft zu sein, schloss dies für die Zukunft aber auch nicht aus.
Zwei Lager beim FC Bayern?
Die Thematik um die ungeimpften Spieler beschäftigt den FC Bayern seitdem. "Es ist eine Debatte, die den gesamten Verein nervt", gestand Bayerns ehemaliger Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge am Sonntag bei "Sky90" und gab damit Einblicke in das Innenleben des Klubs.
Wie sehr es beim FC Bayern rumort, zeigen auch jüngste Berichte über den Münchner Beschluss, nicht geimpften Profis im Quarantänefall nicht das Gehalt weiterzuzahlen. Laut dem "kicker" sorgt die Entscheidung für "atmosphärische Nachwirkungen". Dem Fachblatt zufolge ist gar von "Vertrauensverlust" die Rede.
Der "BR" sowie "Spox" und "Goal" vermelden, dass sich einzelne Spieler rechtliche Schritte gegen die Maßnahmen des FC Bayern vorbehalten. Die "tz" wird sogar noch deutlicher. Demnach haben sich im Kader des Rekordmeisters inzwischen zwei Lager gebildet: Geimpfte gegen Ungeimpfte.
FC Bayern drohen weitere Ausfälle
Trainer Julian Nagelsmann befürchtet derweil nicht, dass die Impf-Debatte zu Rissen innerhalb des Teams führen wird. "Eine Gruppe muss nicht extrem homogen sein", erklärte der 34-Jährige: "Da darf ruhig einmal eine andere Meinung herrschen. Eine Diskussion befruchtet auch. Ich denke nicht, dass die Mannschaft daran zerbricht. Man muss daran wachsen und füreinander da sein."
Zu einer sportlichen Schwächung führen die Quarantäne-Anordnungen aber allemal. Schließlich zählen insbesondere Kimmich und Gnabry beim FC Bayern zu den unverzichtbaren Stammspielern. Sollten die ungeimpften Stars in wichtigen Spielen fehlen, drohen die Münchner Titelambitionen in Gefahr zu geraten.
"Wenn sie sich nicht impfen lassen, und wir haben dieselbe Situation in vier, fünf Monaten, kann es sein, dass das in einer Champions-League-Woche passiert, wo du im Viertelfinale oder Halbfinale spielst. Gar nicht auszudenken, wenn du dann vier, fünf Spieler in Quarantäne hast", warnte Ex-Nationalspieler Dietmar Hamann den FC Bayern bei "Sky".
Imageproblem statt Vorbild für die Bevölkerung?
Neben den personellen Ausfällen droht dem FC Bayern zudem ein Imageproblem. Zwar gibt es bei fast allen Bundesligisten noch einige ungeimpfte Spieler, doch die Münchner bemühten sich im vergangenen Winter um das Corona-Vakzin, als noch nicht einmal alle älteren Bevölkerungsgruppen an der Reihe waren.
"Wir wollen uns überhaupt nicht vordrängen, aber Fußballer könnten als Vorbild einen gesellschaftlichen Beitrag leisten. Lässt sich beispielsweise ein Spieler von Bayern München impfen, wächst das Vertrauen in der Bevölkerung", sagte der damals noch amtierende Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge im Februar bei "Sport1".
Mehr dazu: Kehrtwende bei ungeimpften Bayern-Stars?
Dass es ein Dreivierteljahr später bei einigen Spielern selbst offenbar noch Zweifel am Corona-Impfstoff gibt, rückt den Vorstoß des FC Bayern rückblickend in kein gutes Licht. Darüber hinaus sehen sich die Münchner gerne als Vorzeigeklub. Interne Differenzen und Diskussionen über Gehaltsfortzahlung in Zeiten einer Pandemie kommen dabei äußerst ungelegen.
Jannik Kube






























