Die Gerüchteküche der Formel 1 brodelt. Immer wieder fiel in diesem Zusammenhang zuletzt auch der Name von Mick Schumacher. Der Rookie wird mit einem Wechsel zu Alfa Romeo in Verbindung gebracht, obwohl sie bei Haas schon von einer bevorstehenden Vertragsverlängerung sprechen. Was steckt dahinter? Wie wahrscheinlich ist ein Wechsel des Deutschen? Was spricht dagegen, was dafür?
Das erste Formel-1-Jahr von Mick Schumacher läuft ganz nach Plan. Der Rookie holt aus dem unterlegenen Haas mehr oder minder das Maximum heraus, zeigt die erhoffte Lernkurve und bestätigt die Vorschusslorbeeren.
Dazu präsentiert sich der 22-Jährige im Gegensatz zu seinem Teamkollegen auch noch als "likeable guy", also als sympathischer, liebenswerter Kerl, über den Fahrer, Fans und das eigene Team nur Gutes zu erzählen haben. Dieses Gesamtpaket macht den Youngster naturgemäß auch für andere Rennställe interessant. Allen voran für Alfa Romeo, dessen Ruf in den letzten Jahren gelitten hat.
Und so wundert es nicht, dass sich Gerüchte über einen möglichen Schumacher-Wechsel zu Alfa Romeo hartnäckig halten. sport.de erklärt, was es damit auf sich hat, was für und was gegen einen Wechsel des Rookies zu Alfa spricht.
Wie ist die Vertragssituation von Mick Schumacher?
Der Vertrag des 22-Jährigen bei Haas läuft am Saisonende aus. Viele rechnen mit einer Verlängerung. Teamchef Günther Steiner sagte vor wenigen Tagen, es seien nur noch Kleinigkeiten zu klären. Kompliziert macht die Angelegenheit das Mitspracherecht von Ferrari. Will die Scuderia Schumacher bei einem anderen Team unterbringen, dann kann sie das.
Die Frage, die sich Ferrari stellen muss: Bietet Alfa Romeo dem Deutschen im nächsten Jahr bessere Voraussetzungen als Haas? Die Antwort darauf kennt niemand. Wie es nach der "Regel-Revolution" zur Saison 2022 aussieht, kann auch von den Scuderia-Bossen nur spekuliert werden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Haas im nächsten Jahr ein besseres Auto als Alfa zur Verfügung hat.
"Wenn Mick dann gewechselt ist, hätte er einen falschen Schachzug gemacht", erklärte Ex-Formel-1-Pilot Marc Surer die Problematik.
Wie ist die Fahrersituation bei Alfa Romeo?
Die Verträge von Kimi Räikkönen und Antonio Giovinazzi laufen aus. Der "Iceman" wird laut übereinstimmenden Medienberichten gehen. Die Frage ist: Wie geht es mit dem Italiener weiter? Hier wird es wieder kompliziert.
Alfa ist in der kommenden Saison nicht mehr dazu verpflichtet, ein Cockpit an einen Ferrari-Fahrer zu vergeben. Die Option darauf besteht aber weiterhin, die Tür für Mick steht somit offen.
Teamchef Vasseur hält sich mit Äußerungen zur Fahrerpaarung 2022 bisher auffallend zurück und schließt nichts aus. "Wir wissen nicht, was um uns herum passieren könnte, in den Nachwuchsserien, an der Spitze des Feldes und so weiter. Deshalb wollen wir uns heute auch nicht festlegen", sagte der Franzose in Silverstone.
Was spricht für einen Wechsel von Mick Schumacher zu Alfa?
Mehrere Dinge. Zum einen ist bei Alfa zur kommenden Saison mindestens ein Cockpit frei. Die Chance, dass sogar beide Plätze neu vergeben werden, ist ebenfalls gegeben.
Giovinazzi hat das Team in den letzten Jahren nicht entscheidend nach vorne gebracht. In diesem Jahr hat sich der Italiener zwar gesteigert, ein Ausnahmefahrer, so viel ist längst klar, ist er aber nicht. Seine Formel-1-Zukunft steht auf wackeligen Beinen.
Auch Mick Schumacher würde Alfa sportlich nicht direkt auf ein neues Level heben, aber mit dem Namen geht nunmal auch Publicity einher - und genau die kann der Rennstall gut brauchen. Vor allem, wenn der Abgang von Räikkönen kompensiert werden muss.
Wichtig in diesem Zusammenhang: Bei Alfa stehen demnächst Sponsoren-Gespräche an, in denen es um Millionen geht. Ein Zugpferd wie der Name Schumacher kann durchaus dienlich sein.
Und Haas? Das US-Team könnte einen Schumacher-Abgang dank Ferrari problemlos auffangen. Es gibt genug Scuderia-Junioren, die Micks Cockpit übernehmen würden. "Es kann sein, dass im nächsten Jahr ein anderer Ferrari-Junior im Haas sitzt", schrieb "Motorsport-Magazin" erst vor wenigen Tagen.
Was spricht gegen einen Wechsel von Mick Schumacher zu Alfa?
Im Moment steuert das Team auf eine unsichere Zukunft zu. Der Vertrag zwischen Sauber und Alfa Romeo wurde zwar erst kürzlich verlängert, doch bereits erwähnte Sponsoren-Gespräche stehen in Zukunft noch aus.
Außerdem ist nicht klar, wer das Team in Zukunft führt. Die Alfa-Bosse haben Vasseur den Rücken gestärkt, zahlreiche Insider und Experten zählen den Franzosen aber schwer an. "Er sitzt nicht so fest im Satten", sagte etwa Marc Surer im "formel1.de"-Interview.
Ralf Schumacher erklärte kürzlich gegenüber der "Sport Bild": "Alfa hat seit Jahren einen großen Investor im Hintergrund, und dafür kommt dort viel zu wenig. Ich mag die Truppe, aber Teamchef Fréd Vasseur würde ich schon mal langsam hinterfragen."
Wie wahrscheinlich ist ein Wechsel von Mick Schumacher zu Alfa?
Alles wird darauf ankommen, welche Perspektive Haas den Ferrari-Bossen und Schumacher für 2022 aufzeigen kann. Noch ein Jahr abgeschlagen am Ende des Feldes will weder Mick noch die Scuderia. Aktuell geht die Tendenz klar Richtung Verlängerung. Das ist zumindest das, was sich Günther Steiner und Co. wünschen.
Alfa hat hingegen den Luxus, Schumacher nicht nur mit dem womöglich schnelleren Auto, sondern auch mit einem Teamkollegen zu locken, von dem er eine Menge lernen kann. Ein Luxus, den er bei Haas nicht genießt.
Christian Schenzel