Top-Favorit Dänemark peilt bei der EM den Grand Slam des Handballs an. Der französische Dauerbrenner Nikola Karabatic will das verhindern.
Sie sind Olympiasieger und haben vor einem Jahr den WM-Titel gewonnen - nun wollen Dänemarks Handball-Stars alles. "In Schweden bekommen wir nun die einmalige Gelegenheit, auch Europameister zu werden", sagte Nationaltrainer Nikolaj Jacobsen der Handballwoche.
Der Grand Slam des Handballs, so etwas wie der Heilige Gral der Sportart, übt auf den langjährigen Bundesliga-Coach und seine Spieler um Welthandballer Mikkel Hansen eine magische Anziehungskraft aus. "Nur Frankreich hat das bisher geschafft, aber wir sind in Reichweite", sagte Jacobsen vor dem EM-Start.
In Reichweite ist fast untertrieben. Bei den Buchmachern gilt Dänemark als Topfavorit für das bevorstehende Turnier, alles andere als der dritte EM-Titel für die handballverrückte Nation nach 2008 und 2012 wäre eine Überraschung.
"Wenn man die WM ohne Punktverlust gewinnt und dabei so souverän auftritt wie wir, dann ist man automatisch Titelkandidat", sagte Mads Mensah der dänisch-deutschen Tageszeitung "Flensborg-Avis".
Der Rückraumspieler von den Rhein-Neckar Löwen, einer von elf Bundesliga-Legionären im erweiterten 19-Mann-Kader, sieht "keinen Grund, weshalb wir nicht auch die EM gewinnen sollten". Aber, zumindest das fügt er noch an, "es wird verdammt schwer".
Dänemark setzt auf Fans, Frankreich auf Karabatic
Verlassen kann sich Danish Dynamite beim Unternehmen Titel-Hattrick auf seine Fans. Der Spielort Malmö, in dem sämtliche dänische Vor- und Hauptrundenpartien ausgetragen werden, wird dank der kurzen Anreise über die Öresundbrücke bei den Spielen der Dänen in Rot und Weiß erstrahlen. Das Auftaktspiel gegen Island ist mit über 12.000 Zuschauern längst ausverkauft.
"Ich erinnere mich noch sehr gut an die Weltmeisterschaft 2011 in Schweden, als wir auch in Malmö spielten. Das war wie zu Hause und echt ein großes Erlebnis", sagt Kapitän Niklas Landin vom THW Kiel. Damals wurde das dänische Team am Ende Zweiter, diesmal soll es noch einen Platz nach oben gehen.
Verhindern wollen das in erster Linie die beiden Gastgeberländer Norwegen und Schweden. Aber auch die Franzosen, die zwischen 2008 und 2010 als bislang erste und einzige Mannschaft die drei wichtigsten Titel zeitgleich vereinigte, gehören zusammen mit 2018-Europameister Spanien und Deutschland zum erweiterten Favoritenkreis.
Bei den Franzosen sind die Augen mal wieder auf den unverwüstlichen Nikola Karabatic gerichtet. Nach einem Prozess der Verjüngung und dem Abschied eines Großteils der Goldenen Generation um Thierry Omeyer und Daniel Narcisse geht der Superstar von Paris St. Germain (3 EM-Titel, 4 Mal Weltmeister, 2 Olympiasiege) in seine neunte (!) Europameisterschaft.
"Ich kann es kaum erwarten loszulegen", sagte Karabatic vor dem französischen Auftaktmatch gegen Portugal am Freitag. Nach zwei dritten Plätzen bei den vergangenen Großturnieren brennt der EM-Rekordspieler (60 Einsätze) auf EM-Titel Nummer vier.