Als Andreas Wellinger endgültig im Kreis der WM-Favoriten gelandet war, setzte der deutsche Überflieger sein breitestes Grinsen auf.
"So macht Skispringen Spaß. Im Moment passt das Gefühl einfach", sagte der 21-Jährige nach seinem starken zweiten Platz bei der WM-Generalprobe im südkoreanischen Pyeongchang. Bei den letzten sieben Springen stand Wellinger sechsmal auf dem Podest - eine wahrlich weltmeisterliche Bilanz.
Genau eine Woche vor Beginn der Titelkämpfe im finnischen Lahti musste sich Wellinger auf der Olympia-Schanze des kommenden Jahres einzig dem Österreicher Stefan Kraft geschlagen geben. Die Rolle des Medaillenkandidaten wollte der Bayer aber nur nach einigem Zögern annehmen. "Die Chancen stehen nicht so schlecht", sagte Wellinger und schob dann doch hinterher: "Mit ein bisschen Glück... schauen wir mal, was passiert."
Schuster: "Er hat im Moment eine sehr gute erste Flugphase"
In Fernost segelte Welllinger zweimal auf 136,0 m, zum schon zur Halbzeit führenden Kraft (138,0 und 137,5 m) fehlten umgerechnet wegen der schlechteren Landung fast acht Meter. "Andi ist heute wieder gut gesprungen, er war sehr entschlossen. Er hat im Moment eine sehr gute erste Flugphase", sagte Bundestrainer Werner Schuster. Dritter wurde der polnische Vierschanzentournee-Gewinner Kamil Stoch.
Drei weitere DSV-Adler landeten unter den besten Elf: Stephan Leyhe sorgte als Fünfter für das beste Ergebnis seiner Karriere, im zweiten Durchgang gelang dem Willinger mit 139,5 m sogar ein Schanzenrekord. "Schanzenrekord? Das wusste ich gar nicht", sagte der 25-Jährige im Auslauf überrascht. Karl Geiger und der von einer Erkältung geplagte Richard Freitag belegten die Ränge neun und elf.
"Ich bin sehr zufrieden mit der Mannschaft. Das war in dem Maße nicht zu erwarten. Besonders für Stephan Leyhe freut es mich", sagte Schuster. Andreas Wank folgte auf dem 25. Rang und hat damit wohl keine Chance mehr auf eine WM-Teilnahme. "Die Tür ist noch offen, aber der Spalt ist zwei Zentimeter breit. Vielleicht entwickle ich mich noch zum Briefumschlag und schlüpfe durch", sagte Wank.
Geringes Zuschauerinteresse
Das endgültige WM-Team wird nach dem letzten Springen am Donnerstag (10:45 MEZ) nominiert, allerdings ist für den Wettbewerb starker Wind vorhergesagt. Das Ticket bereits sicher haben Wellinger, Freitag und der in Pyeongchang pausierende Markus Eisenbichler. Im Rennen um die beiden noch freien Plätze dürften Geiger und Leyhe gegenüber Wank die Nase vorn haben.
Enttäuschend war ein Jahr vor Olympia derweil das Zuschauerinteresse in Pyeongchang, nur wenige Hundert Fans verirrten sich rund um den Auslauf. Die moderne Anlage wusste dagegen zu gefallen. "Die beiden Schanzen liegen mir ganz gut. Es gibt hier noch ein schönes, altes Profil, das macht Spaß", sagte Wellinger.
Skispringen, Weltcup der Männer in Pyeongchang/Südkorea:
1. Stefan Kraft (Österreich) 293,5 Punkte (138,0+137,5 Meter)
2. Andreas Wellinger (Ruhpolding) 279,8 (136,0+136,0)
3. Kamil Stoch (Polen) 268,2 (126,5+134,0)
4. Anze Lanisek (Slowenien) 256,8 (130,0+139,5)
5. Stephan Leyhe (Willingen) 256,7 (130,5+139,5)
6. Daniel Andre Tande (Norwegen) 254,6 (132,5+126,5)
7. Maciej Kot (Polen) 252,5 (131,0+127,0)
8. Michael Hayböck (Österreich) 251,2 (132,0+129,0)
9. Karl Geiger (Oberstdorf) 245,2 (131,0+123,0)
10. Robert Johansson (Norwegen) 244,6 (129,0+123,5)
11. Richard Freitag (Aue) 243,0 (126,5+133,0)
25. Andreas Wank (Hinterzarten) 226,8 (134,0+119,5)
38. Pius Paschke (Kiefersfelden) 98,1 (123,5)

