Lange wurde spekuliert, nun ist es amtlich: Christian Prokop wird neuer Handball-Bundestrainer. Der 38-Jährige tritt im Sommer die Nachfolge von Dagur Sigurðsson an.
Eine Stunde bevor Dagur Sigurðsson emotional Abschied nahm, betrat sein Nachfolger die Bühne. Bei einer Pressekonferenz im Rahmen des Allstar-Game am Freitagabend in Leipzig wurde Christian Prokop als neuer Handball-Bundestrainer präsentiert. Der 38-Jährige, der einen Fünfjahresvertrag ohne Ausstiegsklausel unterschrieb, präsentierte sich selbstbewusst und erfolgsorientiert.
"Das ist der Traum eines jeden Bundesligatrainers", sagte der Coach des SC DHfK Leipzig: "Ich freue mich auf die Zukunft. Ich freue mich, mit dieser jungen und ambitionierten Mannschaft zu arbeiten. Ich weiß, dass Dagur Sigurdsson Unglaubliches geleistet hat. Aber ich werde versuchen, die Entwicklung weiter voranzutreiben."
Sigurðsson sichtlich gerührt
Sein Vorgänger Sigurðsson verabschiedete sich vor dem Allstar-Game zwischen der Nationalmannschaft und der Bundesliga-Auswahl von den Fans, die sich beim Isländer mit "Dagur, Dagur"-Rufen und Standing Ovations bedankten. "Es war eine sehr erfolgreiche Zeit. Es gibt nichts Schöneres, als mit einer Handball-Nation wie Deutschland einen Titel zu gewinnen", sagte der sichtlich gerührte Isländer, der die Bad Boys im vergangenen Jahr zum EM-Titel und zu Olympia-Bronze geführt hatte.
Beim Allstar-Game gewann Prokop als Trainer der Bundesliga-Auswahl mit 40:36 (17:19) gegen sein künftiges Team.
Als erste Amtshandlung hatte er die Nationalspieler am Freitagnachmittag im Teamhotel besucht und jeden per Handschlag begrüßt. Der Leipziger hatte den Vorzug gegenüber Markus Baur erhalten. Nach wochenlangen Verhandlungen erzielten der DHB und Leipzig am Freitagvormittag eine Einigung.
500.000 Euro Ablöse?
"Wir freuen uns, mit Prokop einen absoluten Fachmann für den deutschen Handball gewonnen zu haben. Er wird auf der Arbeit von Dagur aufbauen, aber seinen eigenen Weg finden und der Mannschaft seine Philosophie mit auf dem Weg geben", sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning: "Unsere großen Ziele, die WM-Medaille im eigenen Land 2019 und Olympiasieg 2020, bleiben unberührt."
Prokop wird seine Arbeit beim DHB offiziell am 1. Juli aufnehmen. Er soll das deutsche Team aber parallel zum Job in Leipzig möglichst schon in den wichtigen Spielen der EM-Qualifikation im Mai gegen den WM-Dritten Slowenien betreuen. Leipzig kassiert nach "SID"-Informationen eine Ablösesumme von rund 500.000 Euro. Sigurðsson wird künftig die Auswahl Japans betreuen.
Kein Umbruch nötig
Prokop, der in der vergangenen Spielzeit als "Trainer der Saison" ausgezeichnet wurde, ist seit 2013 Trainer in Leipzig, schaffte 2015 den Aufstieg in die Bundesliga und sorgt dort mit seinem Team als aktueller Tabellenachter für Furore. Der frühere Rückraumspieler hatte seinen Vertrag bei den Sachsen erst im Herbst bis 2021 verlängert.
Prokop muss keinen Umbruch einleiten. Sigurðsson hinterlässt eine junge, hungrige Mannschaft, die ihren Zenit noch längst nicht erreicht hat. Ex-Welthandballer Daniel Stephan ist fest von einer "tollen Zukunft" für das DHB-Team überzeugt. Und auch Weltmeister-Coach Heiner Brand glaubt "fest daran, dass die jetzige Mannschaft eine große Zukunft hat".
Vor seinem Wechsel auf die Trainerbank spielte Prokop unter anderem beim HC Wuppertal und bei GWD Minden. Neben dem gebürtigen Köthener wurde Baur als Sigurdsson-Nachfolger gehandelt. Der Trainer des TVB Stuttgart führte die DHB-Auswahl 2007 als Kapitän zum WM-Titel im eigenen Land.