Die Fußballwelt staunt über Leicester City! Sechs Spieltage vor Schluss steht der Fast-Absteiger des Vorjahres in der Premier League kurz vor dem Titel. Eine einmalige Geschichte? Mitnichten! weltfussball.de hat die Archive der Top-Ligen durchforstet und dabei einige Überraschungsmeister gefunden.
VfL Wolfsburg 2008/2009: Magath macht torhungrige Wölfe zum Meister
Erst Ottl, dann Lell und Breno, zuletzt hatte auch Michael Rensing keine Chance: Grafite narrte im Alleingang die komplette bayrische Verteidigung und veredelte mit der Hacke unhaltbar sein Traum-Solo zum 5:1-Endstand gegen den FC Bayern München. Der Höhepunkt der Wolfsburger Meistersaison 2008/09 war perfekt. Zwei Punkte trennten die Wolfsburger nach dem letzten Spieltag vom Zweiten Bayern München.
Die Stützen der Wölfe-Meister waren vor allem in der Offensive zuhause. Das Sturmduo Grafite und Edin Džeko sicherte sich mit 28 bzw. 26 Toren Platz eins und zwei in der Torschützenliste. Dahinter spielte Zvjezdan Misimović die Saison seines Lebens und stellte mit 20 Vorlagen einen neuen Liga-Rekord auf. Über allem stand aber der Vater des Erfolgs – Felix Magath. Der Coach, von VW mit allen Möglichkeiten ausgestattet, mutierte vom ewigen Feuerwehrmann zum "Meisterschleifer".
Überhaupt steckte die Saison voller Überraschungen: Ein Aufsteiger aus Hoffenheim krönte sich zum Herbstmeister. Die Provinz-Mannschaft um Ralf Rangnick und Co. wirbelte die Liga durcheinander und wurde am Ende Siebter. Beim Rekordmeister verlor der einstige WM-Held Jürgen Klinsmann seinen Nimbus und ging schließlich als Trainer-Flop in die Geschichte ein.
1. FC Kaiserslautern 1997/1998: Rote Teufel schaffen einmaligen Durchmarsch
Bei der Lauterer Meisterschaft in der Saison 1997/98 von einer Sensation zu sprechen wäre schon eine arge Untertreibung. Der Durchmarsch des pfälzischen Aufsteigers zur deutschen Meisterschaft gebührt viel mehr das Prädikat "Märchen".Bereits am 33. Spieltag feierte der 1. FC Kaiserslautern mit Spielern wie Olaf Marschall und Harry Koch unter Trainer Otto Rehhagel die vorzeitige Meisterschaft. Der damalige Lauterer Andreas Brehme erinnert sich: "Ich feierte zusammen mit dieser fantastischen Mannschaft die größte Sensation, die ich in meiner Karriere erlebt habe."
Deportivo La Coruña 1999/2000: Makaay und Co. düpieren die Konkurrenz
Die Favoriten auf die spanische Meisterschaft sind meist schnell genannt: Zwei Vereine aus Madrid und der FC Barcelona. Höchstens Valencia und der FC Sevilla können ab und an die Dominanz der großen Drei ankratzen. Nicht so im Jahr 2000. Zur Jahrtausendwende war Deportivo La Coruña eine bedeutende Nummer im spanischen Fußball. Im Mittelfeld zogen die Brasilianer Mauro Silva und Djalminha die Fäden, vorne traf Roy Makaay wie am Fließband. Am Ende der Saison hatte man Vizemeister Barcelona auf fünf Punkte distanziert. Danach ging es aber kontinuierlich bergab. Nach mehreren Ab- und Aufstiegen spielt man mittlerweile immerhin weider in der Primera División.
Blackburn Rovers 1994/1995: Auf Pokalfrust folgt Feierlust
Leicester City ist nicht der einzige Klub, der die Premier League zum Erstaunen brachte. Noch heute erinnern sich die Fans der Blackburn Rovers wehmütig an die Spielzeit 1994/95. Dabei hatte sie denkbar ungünstig begonnen: Die Rovers flogen frühzeitig aus dem UEFA-Pokal, dem FA Cup und dem Ligapokal. Zunächst ein Schock, doch letztlich eine glückliche Fügung. Durch die fehlende Mehrfachbelastung konnte sich das Team ausschließlich auf die Meisterschaftsspiele konzentrieren und führte die Tabelle nahezu durchgehend vor Konkurrent Manchester United an.
Dramatik pur dann am letzten Spieltag: Die Rovers unterlagen überraschend 1:2 gegen Liverpool, der Titel schien futsch. Doch dann wurde bekannt, dass United mit einem 1:1 bei West Ham United ebenfalls gepatzt hatte - Blackburn gewann den ersten Meistertitel seit 1914. Einer der Köpfe des Erfolgs: Klubbesitzer Jack Walker, der den Verein nur fünf Jahre nach seiner Übernahme vom Zweitliga-Abstiegskandidaten zum englischen Meister entwickelt hatte. Von jenem Glanz ist heute allerdings nicht mehr viel zu spüren: Die Rovers dümpeln seit Jahren im Niemandsland der zweitklassigen Championship herum.
HSC Montpellier 2011/2012: Ein Zwergenklub schnuppert Höhenluft
Nach Ende der Übermacht von Olympique Lyon, das die Ligue 1 zwischen 2001 und 2008 sieben Jahre lang praktisch konkurrenzlos dominiert hatte, entstand in der Folge ein buntes Wechselspiel an der Spitze. Erst Bordeaux, dann Marseille und schließlich Lille sicherten sich nacheinander den Titel. In diese Riege gesellte sich ein Klub, der zuvor nur knapp dem Abstieg entgangen war: HSC Montpellier, ein kleiner Verein aus der Studentenstadt an der Mittelmeerküste.
Angeführt von heutigen Top-Stars wie Olivier Giroud, Younès Belhanda und Mapou Yanga-Mbiwa spielte der Zwergenklub 2011 von Beginn an um den Titel mit, woraus sich nach und nach ein Zweikampf mit dem frisch aufgepeppelten Paris Saint-Germain entwickelte. Am 29. Spieltag übernahm Montpellier schließlich die Führung und gab diese bis zum Saisonende nicht mehr ab. Selbst ein wegen Zuschauerausschreitungen mehrfach unterbrochenes Match am letzten Spieltag in Auxerre konnte die Mannschaft von Trainer René Girard nicht aus der Bahn werfen - die Sensation war perfekt.
Sampdoria Genua 1990/1991: Das ligurische Wunder
Den bis heute größten Erfolg der Vereinsgeschichte feierte der ligurische Traditionsverein Sampdoria Genua im Sommer 1991: Mit fünf Zählern Vorsprung vor den Mailänder Spitzenklubs sicherten sich die Blucerchiati überraschend den Scudetto. Durch den wundersamen Triumph wurden damalige Schlüsselspieler wie Gianluca Pagliuca, Gianluca Vialli, Roberto Mancini oder Trainer Vujadin Boškov für die Fans zu unsterblichen Legenden.
Falk Velten & Heiko Lütkehus
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