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Elgert: Der Knappenschmied zieht weiter

Norbert Elgert wird Schalke spätestens 2018 verlassen
Norbert Elgert wird Schalke spätestens 2018 verlassen
Foto: © getty, Sascha Steinbach
14. März 2016, 14:45

U19-Erfolgstrainer Norbert Elgert hat am Wochenende seinen baldigen Abschied von Schalke 04 bekanntgegeben. Der Entdecker von Weltstars wie Manuel Neuer und Mesut Özil wird eine klaffende Lücke beim Revierklub hinterlassen. Seine berufliche Zukunft ist noch ungeklärt. Logisch wäre aber ein Wechsel zur größten Adresse im deutschen Fußball.

Der vergangene Sonntag war kein guter Tag für die Jugendabteilung des FC Schalke 04. Erst kassierte die A-Jugend, das Aushängeschild der so erfolgreichen "Knappenschmiede" der Gelsenkirchener, ihre erste Saisonniederlage in der Bundesliga. Gegen Bayer Leverkusen verloren die S04-Bubis 0:1.

Danach ließ Trainer Norbert Elgert die Bombe platzen. "Ich merke für mich, dass die Ära Norbert Elgert in ein bis zwei Jahren zu Ende geht", diktierte der 59-Jährige den anwesenden Journalisten vom "Reviersport" in die Blöcke: "Ich muss einfach mal etwas Neues machen."

Eine Ära endet

Spätestens wenn Elgerts Vertrag im Sommer 2018 ausläuft, ist auf Schalke also Schluss für den renommierten Fußballlehrer. Es ist das Ende einer Ära, die der gebürtige Gelsenkirchener seit seinem Amtsantritt im Jahre 1996 im Unterbau des Bundesligisten prägte.

Während sich im Profiteam zahlreiche Trainer die Klinke in die Hand gaben und meist mit durchwachsenem Erfolg versuchten, der traditionellen Unruhe und den öffentlichen Scharmützeln rund um den Klub zu trotzen, stand Elgert für Kontinuität, effizientes, ruhiges Arbeiten und – auch das eher Schalke-untypisch - Titel.

Drei Mal holte die U19 der Knappen unter seiner Ägide die A-Jugend-Meisterschaft, sogar fünfmal den Titel in der Staffel West. Hinzu kamen zwei Titel im DFB-Pokal.

Ziehvater zahlreicher Stars

Elgert gab in der ältesten Nachwuchsklasse zudem zahlreichen namhaften Spielern der jüngeren Schalker Klubgeschichte den letzten Feinschliff für ihre Profikarriere. Anders ausgedrückt: Er produzierte Stars wie am Fließband.

Ob Manuel Neuer, Mesut Özil, Benedikt Höwedes oder Julian Draxler – sie alle trainierten und spielten unter "Ziehvater" Elgert. Auch die aktuellen Schalker Riesentalente Max Meyer und Leroy Sané durchliefen seine Schule.

Dem "besten U19-Trainer Europas", wie Elgert-Schützling Erdinc Karakas unlängst seinen Coach in einem Interview mit der "Bild" bezeichnete, verdankt der Klub eine Durchlässigkeit zwischen Jugendabteilung und Profiteam, wie sie europaweit ihresgleichen sucht.

Nicht nur Technik, Taktik und Kondition

Elgerts Erfolgsrezept: die ganzheitliche Ausbildung der jungen Spieler. "Wir Trainer sollten auch in Zukunft mehr sein als nur Vermittler von Technik, Taktik und Kondition. Werte wie zum Beispiel Respekt, Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft, Toleranz, Fairness, Zusammenhalt und Demut sind gerade in der heutigen Hochgeschwindigkeitszeit wichtiger denn je", erklärte er einmal bei "n-tv".

Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen: Elgert wird eine Riesenlücke auf Schalke hinterlassen. Er ist das Gesicht der brillanten Nachwuchsarbeit, die in den vergangenen Jahren mehr alles andere zur Schalke-DNA wurde. Diese benötigte der Klub gerade im Schatten des inzwischen sportlich und wirtschaftlich um Längen enteilten Erzrivalen Borussia Dortmund dringend.

Ab in den Süden?

Wohin es den Trainer des Jahres 2014 zieht, ist noch offen. Klar ist: Elgert, der über die Jahre immer wieder auch als Schalker Profi-Coach im Gespräch war, bleibt der Jugendarbeit erhalten. "So etwas Ähnliches wie jetzt kann ich mir gut vorstellen", sagte er über seine Job-Pläne nach dem Ende auf Schalke, "nur woanders dann".

Denkbar und keineswegs abwegig wäre das Szenario, dass es Elgert ein paar Hundert Kilometer weiter in den Süden verschlägt. Im Münchener Norden entsteht gerade das 70 Millionen Euro teure neue Leistungszentrum des FC Bayern. Zur Saison 2017/2018 soll es eröffnet werden.

Der erfolgsverwöhnte Rekordmeister will damit die strukturellen Voraussetzungen schaffen, seinen gewaltigen Rückstand im Nachwuchsbereich aufzuholen. Und die Bayern wären nicht die Bayern, wenn sie nicht zumindest darüber nachdenken würden, sich einen Fachmann wie Elgert für dieses Vorhaben ins Boot zu holen.

Tobias Knoop

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