Polens Handballer haben mit ihrem Triumph gegen Welt- und Europameister Frankreich für den ersten Höhepunkt der EM gesorgt. Das polnische Wintermärchen nimmt Konturen an, doch Coach Michael Biegler stapelt weiter tief.
Die Fans feierten ihre Helden um Torhüter Sławomir Szmal schon wie den kommenden Champion, die Medien überschlugen sich mit Superlativen - doch Michael Biegler blieb cool. "Das ist ein fantastischer Sieg, aber wir werden ihn schnell wieder vergessen", sagte der deutsche Trainer des polnischen Teams dem SID nach dem imposanten 31:25-Erfolg gegen Welt- und Europameister Frankreich: "Das war erst die erste Runde, es ist noch gar nichts passiert."
Dabei war der ungefährdete Sieg gegen die Franzosen um ihren Superstar Nikola Karabatic mehr als nur eine Duftmarke, der polnische Traum von einem Wintermärchen im eigenen Land nimmt angesichts der makellosen Vorrunde mit 6:0 Punkten allmählich Konturen an.
"Wir nehmen vier Punkte in die Hauptrunde mit, das ist natürlich super", sagte Biegler und lieferte seine Halbfinal-Rechnung gleich mit: "Jetzt brauchen wir aus den kommenden drei Spielen noch vier weitere Zähler. Wir sind also weiterhin gut beraten, unseren Job zu erledigen." Gegner in der Hauptrunde sind Norwegen, Weißrussland und Kroatien.
Die Stimmung treibt an
Was mit über 15.000 enthusiastischen Fans im Rücken möglich ist, demonstrierte Bieglers Mannschaft am späten Dienstagabend eindrucksvoll. Nach den eher verhaltenen Auftritten gegen Serbien (29:28) und Mazedonien (24:23) spielte sich die "Representazia Polska" gegen die Franzosen von Beginn an in einen kleinen Handball-Rausch.
Hinten kratzte der langjährige Bundesliga-Keeper Szmal einen Ball nach dem anderen aus den Ecken, vorne versenkte Rückraum-Riese Karol Bielecki (9 Tore) das Leder fast nach Belieben und ließ die französische Torwartlegende Thierry Omeyer dabei ein ums andere Mal alt aussehen.
"Viele Dinge haben funktioniert", sagte Biegler, der in den Auszeiten auf Deutsch seine Anweisungen gibt. Seine Mannschaft habe "nie die Nerven verloren". Selbst als die Franzosen kurz nach dem Seitenwechsel bis auf 14:16 herankamen, bewahrten die Polen ihre Ruhe und zogen abgezockt wieder davon.
Medien überschlagen sich
Die polnischen Medien, die Biegler seit seinem Amtsantritt im Herbst 2012 stets eher kritisch beäugt hatten, reagierten am Mittwoch geradezu entzückt auf den Frankreich-Coup. "Auf eine solche Begegnung warten wir seit Jahren", titelte das Boulevardblatt Fakt nach dem ersten polnischen Erfolg gegen Frankreich seit 22 Jahren, die seriöse Rzeczpospolita schrieb von "fantastischen Polen".
Vater der polnischen Medaillenträume ist zweifelsfrei Biegler. Seit er das Ruder von Bogdan Wenta übernommen hat, geht es mit der polnischen Nationalmannschaft sukzessive bergauf. Nach dem überraschenden dritten Platz bei der WM vor Jahresfrist in Katar soll nun die erste EM-Medaille folgen. Am liebsten die goldene.









