Der 31:14-Erfolg der Chicago Bears über die Dallas Cowboys am Sonntag war wohl das beste Spiel der noch jungen Karriere von Quarterback Caleb Williams in der NFL. Doch ist er damit nun endgültig angekommen?
Die große Aufgabe von Head Coach Ben Johnson war und ist es, das Beste aus Caleb Williams, dem ersten Pick insgesamt im Draft 2024, herauszuholen. Doch die bisherigen Ergebnisse waren dabei noch nicht sonderlich überzeugend. Bis zum klaren Erfolg der Bears über die Cowboys in Woche 3. In diesem Spiel blühte Williams unter Johnson erstmals richtig auf - wenn man die Opening Drives der ersten zwei Partien mal außen vor lässt.
Williams warf für 298 Yards und vier Touchdowns bei keiner Interception. Er brachte es dabei auf ein Passer Rating von 142,6 und 13,5 Adjusted Yards pro Passversuch. Zudem kassierte er erstmals in seiner Karriere keinen Sack - im 20. Spiel. Generell ist dies das erste Spiel, in dem er keinen Sack kassierte, seit dem 9. September 2023, als er in Diensten von USC Stanford mit 56:10 besiegt hatte.
Dabei sei noch erwähnt, dass es nicht sein erstes Spiel mit vier TD-Pässen war, aber das erste, in dem er keinen Pick geworfen hat. Und: das Passer Rating sowie die AY/A sind Career-Highs. Ebenfalls Karrierebestwert sind seine 10,6 Pass-Yards pro Passversuch.
Williams gleichauf mit Aaron Rodgers
Williams ist im Liga-Vergleich nun zusammen mit Aaron Rodgers und Jared Goff mit sieben Touchdown-Pässen auf dem zweiten Rang (Platz 1: Lamar Jackson mit 9) und - hier kommt der Faktor Ben Johnson und sein Offensiv-Scheme ins Spiel - er brachte sechs von neun Pässen zu offenen Targets Downfield - also alles über 10 Air Yards tief laut "Next Gen Stats" - für 174 Yards und vier Touchdowns an den Mann. Dies war das erste Mal, dass Williams in der NFL bei solchen Targets mehr als 100 Yards in einem Spiel erzielt hat! Das sagt natürlich auch einiges über Johnsons Play-Caller-Vorgänger Shane Waldron und interimsweise Thomas Brown aus, doch konzentrieren wir uns weiter auf Williams!
In seinen bisherigen 19 Spielen hatte Williams bis dahin nur drei Touchdown-Pässe Richtung offene Receiver Downfield überhaupt verzeichnet. Generell wirft er signifikant mehr Pässe auf solche offenen Targets als noch 2024. Damals waren dies gerade mal 8,7 Prozent seiner Pässe, jetzt sind es nach drei Spielen 19,4 Prozent. Gerade ein junger Quarterback profitiert ungemein davon, wenn seine Receiver zur Abwechslung mal offen sind.
Zudem wirkt er nun generell sicherer mit Pässen, die mehr als zehn Air Yards unterwegs sind. Gegen die Cowboys war er 7/13 bei solchen Pässen für 186 Yards und eben die vier Touchdowns. Das waren auch die zweitmeisten solcher Pässe in seiner Karriere.
Ein Weg, das zu erklären, ist die Diversität der Routes, die seine Receiver nun laufen. Im Vorjahr war das alles noch recht eintönig, vieles waren Screens oder vertikale Routes. So hat man D.J. Moore regelrecht verschwendet. Speziell gegen Chicago sahen wir Pässe zu allen möglichen Levels - sei es hinter der Line of Scrimmage, kurz zur Seite und sogar zwei Touchdowns über die Mitte. Genau genommen waren sogar 60,7 Prozent seiner Pässe über die Mitte geworfen, der dritthöchste Anteil solcher Pässe in seiner Karriere. Und die 35,7 Prozent seiner Pässe über mittellange Distanzen (10-19 Air Yards) waren ein Bestwert für ihn.

Bears-Offense diverser als 2024
Die Bears-Offense ist deutlich schwieriger auszurechnen als noch im Vorjahr. Und Vielfalt ist generell ein großes Thema unter Johnson. In zwei von drei Spielen hat Caleb Williams nun jeweils Pässe zu mindestens acht verschiedenen Receivern angebracht. Das hatte er 2024 nicht ein einziges Mal geschafft.
An dieser Stelle muss man jedoch betonen, dass Kontext wichtig ist. Und der nicht ganz unwichtige Kontext in diesem Fall besagt, dass der Gegner die Dallas Cowboys sind. Und jene sind bei weitem keine Benchmark für gute Offenses, da ihre Defense gelinde gesagt ein Desaster ist.
Nicht nur sind die Cowboys eben das erste Team, das es nicht geschafft hat, einen Sack gegen Williams zu erzielen - der Mann hat im Vorjahr 68 Sacks geschluckt! Man kann die Truppe von Defensive Coordinator Matt Eberflus, dem ehemaligen Head Coach der Bears in Williams' Rookie-Saison, mittlerweile als Prügelknaben bezeichnen. Nach drei Spielen haben Quarterbacks gegen diese Defense im Schnitt 79,4 Total QBR aufgelegt, zudem 9,8 Yards pro Passversuch laut "ESPN Research". Diese selben Quarterbacks (Williams/Bears, Jalen Hurts/Eagles und Russell Wilson/Giants) brachten es in ihren anderen beiden Spielen lediglich auf 40,8 Total QBR und 5,8 Yards pro Versuch.
Man kann also nicht per se sagen, dass eine starke Offensivvorstellung gegen die Cowboys irgendeine positive Tendenz bestätigen könnte. Vielmehr scheint dies der Normalfall zu sein dieser Tage. Mit Spannung darf man nun gen Sunday Night schauen, wenn Jordan Love, der zuletzt so gar kein Land gegen die Browns sah, gegen diese Defense aufläuft ...
Williams gegen Cowboys nur Sturm im Wasserglas?
Doch das soll jetzt nicht heißen, dass Williams' Vorstellung in Woche 3 nur ein Sturm im Wasserglas war. Es gibt durchaus Indizien, dass er unter Johnson auf dem richtigen Weg ist. Er hat sich vor allem in den wichtigen Aspekten schon merklich gesteigert. Da wäre seine Tendenz, Sacks zu schlucken. In drei Spielen waren es jetzt sechs - das sind zwei pro Spiel. Im Vorjahr waren es noch vier pro Spiel. Laut "PFF" liegt seine Rate von "Big Time Throws" bei sechs Prozent, im Vorjahr waren es 3,9 Prozent. Zudem hat er Stand jetzt seinen Anteil an Pässen, die zu Turnovern führen sollten, von 2,6 auf 1,7 Prozent gesenkt. Und seine "Pressure to Sack Rate" ging von 28,2 Prozent auf nun 15,8 Prozent runter.
Gerade diese Werte sind natürlich mit so einer kleinen Sample Size mit Vorsicht zu genießen. Doch ist es schon bemerkenswert, dass er diese Zahlen auflegt, obwohl er den Ball derzeit rund 0,2 Sekunden länger hält, ehe er ihn wirft. Und dennoch kassiert er weniger Sacks. Sein Pocket-Movement hat sich also offenkundig verbessert. Und er tut das alles, obwohl sich seine durchschnittliche Target-Tiefe um rund ein Yards erhöht hat. Er wirft jetzt also nicht nur Sicherheitspässe.
Was das nun alles wert ist, werden die kommenden Aufgaben zeigen. Aber die Indizien sprechen zumindest mal dafür, dass Williams in seiner zweiten Saison unter neuer sportlicher Leitung die Kurve bekommt und womöglich anfängt, sein großes Potenzial auszunutzen. Überbewerten darf man die Leistung gegen die Cowboys aber dennoch nicht, schließlich sehen die immer so aus, egal gegen welchen Quarterback.




































