TSG Hoffenheim vs. BVB: Noten und Einzelkritik

Borussia Dortmund springt zumindest über Nacht an die Spitze der Fußball-Bundesliga. Der BVB zitterte sich in einem intensiven Spiel bei der TSG Hoffenheim zu einem 1:0-Sieg. Während die Schwarz-Gelben den ersten Durchgang dominierten, rollte nach der Pause eine blaue Angriffswelle nach der anderen auf Keeper Kobel zu. Alle Akteure in der Einzelkritik:

Nach einer ruhigen ersten halben Stunde praktisch unter Dauerbeschuss. Rettete zwei Mal überragend gegen Haller (33./34.), ging bei Cans Fernschuss mit beiden Fäusten auf Nummer sicher (41.). Stand dann auch Guerreiro mit zwei super Reflexen im Weg (65./87). Auch Brandt und Bellingham kamen nicht am Kapitän vorbei (76.). Trotz des Gegentreffers ist die Top-Note verdient.

Verteidigte mutig nach vorne und eroberte die Bälle mitunter sehr hoch in der BVB-Hälfte. Klärte Reus' Schuss entscheidend mit dem Kopf (9.) und hatte selbst eine gute Kopfballchance (15.). Verletzte sich bei einer Grätsche am Sprunggelenk und musste früh runter.

Der lange verletzte Verteidiger kam zu seinem erst vierten Saisoneinsatz. Schwamm gehörig mit seinen Nebenmännern in der Phase vor der Pause. Nach dem Seitenwechsel dann ein verändertes Bild, Bicakcic verteidigte resolut und ließ nur wenige Lücken.

Stand zunächst sehr stabil und dirigierte die Dreierkette. Rettete zwei mal in allerhöchster Not im eigenen Strafraum. Mit zunehmender Spieldauer entfachten so viele Feuer in der TSG-Hintermannschaft, dass Vogt bei Weitem nicht überall löschen konnte.

Ersetzte Brooks hinten links in der häufig wackeligen Dreierkette. Akpoguma entpuppte sich nur in der Anfangsphase als Stabilitätsfaktor, im Verbund mit Angelino verteidigte er meist viel zu luftig. Auch im zweiten Abschnitt kombinierte der BVB immer gefällig über seine Seite.

Der rechte Schienenspieler verbuchte in der ersten Halbzeit etliche Punktsiege gegen Bynoe-Gittens - sowohl in der Defensive, als auch im Spiel nach vorne. Auch gegen Brandt hatte der Tscheche seine Seite meist im Griff. Ein solider Auftritt - nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Fiel durch viele tiefe Läufe auf der rechten Seite auf. Schaffte es auf dieser Position allerdings selten an den Dortmunder Verteidigern vorbei. Der BVB hatte häufig viel Platz im Zentrum, unter anderem weil Tohumcu die Räume offen ließ.

Es dauerte nicht lange, bis sich der Stürmer im Spiel anmeldete und Kobel mit einem satten Flachschuss ins kurze Eck prüfte (72.). Es blieb die einzige auffällige Aktion des Dänen.

Rückte neu in die Hoffenheimer Startformation und spielte als defensive Absicherung vor der Abwehr. War für eine Vielzahl der Standardsituationen verantwortlich und setzte einen Fernschuss nur minimal am linken Pfosten vorbei (35.). Die Gegenwehr ließ Mitte der zweiten Hälfte nach, erschöpft ausgewechselt.

Ersetzte den platten Rudy, interpretierte seine Rolle deutlich offensiver und warf große Teile seiner Ressourcen nach vorne. Am Ende reichte es nicht für den Lucky Punch.

Einer der besten TSG-Akteure. Sehr spritzig, sehr umtriebig und giftig im Pressing. Wuselte sich im gegnerischen Strafraum zu häufig fest, statt dem Abschluss oder das Abspiel zu suchen. Nach der Pause lief fast jeder Angriff über den Österreicher, dessen Schlenzer beinahe zum Ausgleich geführt hätte (67.).

Hatte besonders in der Anfangsphase viel Raum zum Flanken, fand im Strafraum aber nie seine Mitspieler. Defensiv wackelig, ließ Akpoguma oftmals alleine. Rückte beim vermeintlichen 2:0 durch Wolf zu spät aus der Kette.

Schaffte es zu keinem Zeitpunkt, sein Tempo auszuspielen und hatte bis zu seiner Auswechslung nach einer runden Stunde nur 16 Ballkontakte. Fest in den Fängen von Schlotterbeck und ohne Akzente ausgewechselt.

Brauchte eine gewisse Eingewöhnungszeit, hatte dann kurz vor Schluss aber zwei große Gelegenheiten. Zunächst grätschte Süle im letzten Moment dazwischen, dann setzte der Angreifer einen Kopfball freistehend am kurzen Eck vorbei (85.).

Zuletzt angeschlagen nur als Joker im Einsatz, gegen den BVB wieder fit. Verzweifelte bei seinen insgesamt vier Abschlüssen, drei davon landeten leicht abgefälscht denkbar knapp neben dem Tor (15./49./71.). Kobel parierte seinen Schuss nach einer Freistoßvariante mit dem Fuß (59.)

Bewahrte den BVB mit einem Mega-Touch gegen Kabak vor dem Rückstand (15.). Nach einer entspannten ersten Halbzeit nach der Pause ständig im Fokus. Beim Flachschuss von Kramaric aufmerksam (59.). Lenkte anschließend die Versuche von Baumgartner (67.) und Dolberg (72.) gerade noch so um den Pfosten.

Leistete sich zu Beginn einige fahrige Ballverluste in der eigenen Hälfte und gewährte Angelino zu viel Platz. Ab Mitte der ersten Halbzeit gefestigter und mutiger im Offensivspiel. Setzte einen freien Abschluss aus 16 Metern nur knapp über die Latte (45+2.). Sein Traumtor in den rechten Winkel wurde vom VAR kassiert (56.).

Hatte mit den flinken TSG-Angreifern kleinere Probleme, gewann insgesamt nur 40 Prozent seiner Zweikämpfe. Wirkte immer wieder etwas orientierungslos, wenn Baumgartner sein Tempo anzog. Sowohl bei flachen als auch bei hohen Flanken nicht zu überwinden.

Brachte zunächst Baumgartner mit einer unglücklichen Flipper-Abwehraktion ins Spiel, ließ ansonsten durch gutes Stellungsspiel wenig anbrennen. Vor allem bei Standards in der Offensive immer wieder gefährlich im Geschehen. Behielt in der hektischen Schlussphase die Übersicht.

Rückte für den am Auge verletzten Ryerson in die Viererkette. Ließ bei seinen etlichen Offensivläufen mitunter den Rückwärtsgang vermissen. Setzte Wolf schön in Szene (45.) und scheiterte im zweiten Durchgang an gleich zwei überragenden Paraden von Baumann (65./87.).

Schuftete emsig vor der Abwehr, fing besonders in den ersten Minuten wichtige Bälle im Zentrum ab. Prüfte Baumann mit einem Flatterschuss aus der zweiten Reihe (41.). Etwas im Glück, dass es für seinen leichten Tritt gegen Akpoguma keinen Strafstoß gab (50.).

Derzeit läuft es einfach beim 26-Jährigen, der gegen Hoffenheim im vierten Bundesligaspiel in Folge traf - wenn auch etwas unfreiwillig mit dem Rücken (43.). Sein zweiter, gewollter Abschluss landete zu zentral direkt bei Baumann (76.). Verhältnismäßig unauffällig, dennoch der umjubelte Matchwinner.

Agierte in vielen Situationen zu lässig. Ließ sich besonders in den defensiven Zweikämpfen zu leicht den Schneid abkaufen. Zeigte erst im zweiten Abschnitt all seine Klasse. Nahezu jeder Angriff lief über den englischen Box-to-Box-Spieler, einzig bei seinen Abschlüssen fehlte die Fortune - beispielsweise bei seinem Pfostenkracher (90+3.).

Wusste die Räume zu nutzen, die Hoffenheim bei schnellen Gegenstößen offenbarte. Trieb das BVB-Spiel stets in Richtung Strafraum. Kabak blockte seinen besten Schuss im letzten Moment mit dem Kopf (9.). Bereitete den Führungstreffer durch Brandt per Freistoß vor (43.).

Kam kurz vor der sechsminütigen Nachspielzeit und half, das knappe Ergebnis über die Zeit zu retten.

Erstmals seit dem Hinrunden-Spiel gegen Hoffenheim in der Startelf. Gab früh einen ersten Warnschuss ab (4.), rannte sich in der Folge oft an Kaderábek fest. Wechselte schon Mitte des ersten Durchgangs auf die rechte Seite. Viele gute Ansätze, in den meisten Aktionen fehlte die nötige Ruhe und Präzision.

Sein Tempo war wichtig bei den Dortmunder Entlastungsangriffen in der Schlussphase. Entwickelte aus der Sturmspitze insgesamt zu wenig Zug zum Tor. Sein einziger Abschluss aus spitzem Winkel datierte von der letzten Minute (90+6.).

Rieb sich über weite Strecken an der Hoffenheimer Dreierkette auf, ehe er binnen weniger Sekunden zwei Mega-Möglichkeiten vergab. Sowohl mit seinem Drehschuss (33.) als auch mit dem Oberschenkel aus Nahdistanz (34.) blieb er an Baumann hängen. Tauchte danach etwas ab.

Sorgte in einer hitzigen Phase für etwas mehr Ruhe im Dortmunder Zentrum. Verbuchte ein paar wichtige Ballgewinne und leitete die Konter ein.