BVB vs. Schalke 04: Noten und Einzelkritik

Im 99. Revierderby der Fußball-Bundesliga gewinnt Borussia Dortmund denkbar knapp mit 1:0 (0:0) gegen den FC Schalke 04. Der BVB war über weite Strecken spielbestimmend, es fehlten jedoch die klaren Torchancen - bis Moukoko die Partie entschied. Alle Akteure in der Einzelkritik:

Der Kobel-Vertreter holte Larsson 20 Meter vor dem eigenen Tor von den Füßen und hatte dabei Glück, dass der Schwede zuvor leicht im Abseits stand (19.). Bekam über 90 Minuten keinen einzigen Schuss auf seinen Kasten. Mit Ausnahme eines Querschlägers, den er souverän abfing, verbrachte er einen entspannten Nachmittag.

Defensiv grundsolide, hatte Larsson und später Bülter über weite Strecken im Griff. Schaltete sich ob seiner Freiheiten daher viel mit in die Offensive ein. Bediente Modeste mit einem guten Anspiel (7.), seine hohen Flanken fanden allesamt keine Abnehmer.

Nach seiner starken CL-Vorstellung erneut in der Startelf, verdrängte Süle auf die Bank. Bewies erneut ein gutes Stellungsspiel und fing einen Pass auf den freien Terodde gerade noch so ab (23.). Kurbelte das Aufbauspiel immer wieder an, hatte aber durchaus Probleme, die Lücke in der tief gestaffelten Schalke-Defensive zu finden.

Nahm Schalkes Mittelstürmer - erst Terodde, dann Polter - nahezu komplett aus dem Spiel. Hatte seine wichtigste Abwehraktion, als er Karamans Schuss im letzten Moment blockte (62.). Griff im Spielaufbau immer wieder auf lange Bälle zurück, es erwies sich nicht als beste Wahl.

Ersetzte den angeschlagenen Guerreiro hinten links. Produzierte früh einen ersten Halb-Schuss, aus dem noch keine Gefahr resultierte (2.). Schwolow musste erst eingreifen, als Wolf kurz vor der Pause aus spitzem Winkel abzog (45.). Lieferte den Assist zum wichtigen 1:0 durch Moukoko mit einer punktgenauen Flanke (78.).

Präsentierte wenig Lösungen gegen die gut organisierte königsblaue Defensive. Verstrickte sich immer wieder in Dribblings gegen mehrere Gegenspieler, nennenswerte Raumgewinne ergaben sich dadurch nicht. Prüfte Schwolow mit einem guten Kopfball, übersah dabei aber gleichzeitig den besser postierten Reyna (32.).

Spielte in der Zentrale neben Bellingham einen im Vergleich deutlich unaufgeregteren Part. Eroberte viele Bälle noch in der Schalker Hälfte zurück. Traute sich aber nur selten den Pass in die Tiefe zu und spielte überwiegend quer.

Startete auf dem rechten Flügel und hatte viele Aktionen im Zusammenspiel mit Meunier. Entwickelte daraus aber nicht den unbedingten Zug zum Tor. Übernahm nach Reus' Verletzung die Rolle des Spielgestalters. Setzte gute Impulse, insgesamt fehlte Brandt die Durchschlagskraft. Seine Standards verpufften ebenfalls.

Fuhr Zalazar heftig in die Parade und war mit der Gelben Karte noch gut bedient (85.).

Ganz bitterer Nachmittag für den BVB-Kapitän. Fand gut in die Partie und war umtriebig in der Gefahrenzone. Knickte bei einem unglücklichen Schritt auf Flicks Fuß um und musste mit der Trage vom Feld gebracht werden.

Kam unverhofft früh in die Partie und sortierte sich auf der rechten Seite ein. Beschwere sich bei Bellingham und Moukoko, die ihm beide gute Abschlussgelegenheiten vor der Nase wegschnappten (32./69.). Reyna selbst verpasste mit seinem schönen Schlenzer nur hauchzart die Vorentscheidung (81.).

Half mit, das Ergebnis über die Zeit zu retten und sorgte auf dem linken Flügel noch für gelegentliche Entlastung.

Nach über vier Wochen und überstandenem Muskelfaserriss zurück in der Startelf. Profitierte von seinem schieren Tempo und zog häufig ohne echte Begleitung bis an die Grundlinie. Von dort fehlte Malen die Genauigkeit in den Anschlussaktionen - bis auf einen gefährlichen Schuss, den Schwolow mit dem Fuß klärte (47.).

Sorgte auf der rechten Seite für frischen Wind. Tauchte häufig hinter der Schalker Viererkette auf, fand mit seinen Flanken aber nie einen freien Teamkollegen. Bediente Reyna vor dessen Top-Chance mit einem guten Anspiel in die Tiefe (81.).

Verstolperte eine erste Möglichkeit, weil er am Ball vorbeitrat (7.). Deutlich gefährlicher wurde es beim Kopfball des Franzosen, der nur knapp neben den Pfosten rauschte (45.). Sah Gelb für ein taktisches Foul und hatte beinahe Glück, dass er nach einem harten Einsteigen gegen Schwolow nicht vom Platz flog.

Brach kurz nach seiner Einwechslung in Folge eines Meunier-Zuspiels durch, Schwolow tauchte rechtzeitig ab und parierte den Flachschuss (66.). Im Strafraum durchaus zu eigensinnig, klaute Reyna die Kugel vom Fuß. Sein Kopfball gegen Schwolows Laufrichtung machte all das vergessen (78.) - Moukoko wurde damit zum jüngsten Derby-Torschützen aller Zeiten.

Bewies besonders bei Eckbällen keine gute Strafraumbeherrschung und sorgte regelmäßig für erhöhten Schalker Puls. Schöne Flugeinlage bei Bellinghams Kopfball (32.), auch bei Wolfs frechem Versuch (45.) auf dem Posten. Tauchte bei Malens und Moukokos Schüssen blitzschnell ab (47./66.). Gegen Moukokos Kopfball chancenlos (78.).

Bekam es mit dem wieselflinken Malen zu tun und rannte in den meisten Situationen nur hinterher. War der große Schwachpunkt in der königsblauen Hintermannschaft. Vor dem 0:1 gegen Wolf viel zu passiv, wenig später schickte ihn Reyna ins Karussell.

Hatte in den direkten Duellen gegen Malen einen klaren Temponachteil und wurde regelrecht schwindelig gespielt. Kassierte früh die Gelbe Karte für ein taktisches Foul an seinem Landsmann (20.). In der zweiten Halbzeit etwas gefestigter, wenn auch selten souverän.

Bügelte eine Vielzahl von kleinen und größeren Schnitzern seiner Nebenmänner aus. Klärte unheimlich viele Flanken, meist auf Kosten von Eckbällen. Einziges Manko einer ansonsten abgeklärten Leistung: Verlor Siegtorschütze Moukoko im entscheidenden Moment aus den Augen (78.).

Erhielt erneut den Vorzug gegenüber Ouwejan in der Schalker Viererkette. Hatte gegen Meunier und Reus alle Hände voll zu tun. Stand mehrfach schlecht und ließ Flanke um Flanke zu. Seine durchaus gefährlichen Standards waren an diesem Nachmittag kein Faktor.

Sehr giftige Zweikampfführung, eroberte viele Bälle im Mittelfeld. Nutzte die Räume geschickt aus, die sich bei den wenigen Konter-Gelegenheiten ergaben. War einer der besten Knappen im Derby und machte nach dem Rückstand Platz für den offensiveren Zalazar.

Zettelte Sekunden nach seiner Einwechslung sofort eine Rudelbildung an und kassierte dafür Gelb. Sorgte für ein paar Tempoverschärfungen im Spiel nach vorne, Torgefahr brachte er nicht mehr auf den Rasen.

Das Zusammenspiel mit Nebenmann Krauß funktionierte über weite Strecken der Partie gut. War mit dafür verantwortlich, dass dem BVB die Ideen im Spiel nach vorne ausgingen. Nach dem bitteren Zusammenprall mit Reus kurzzeitig am Knie behandelt, konnte aber weiterspielen.

Da die wenigen Schalker Offensivbemühungen sehr zentrumsorientiert vorgetragen wurden, war Bülter erst auf dem rechten, später auf dem linken Flügel auf verlorenem Posten. Schaffte es nicht, sein ordentliches Tempo auszuspielen.

Wurde eingewechselt, um das Unentschieden abzusichern, doch wenig später schlug Moukoko zu. Sorgte in der hitzigen Schlussphase nicht für die nötige Ruhe.

Auf der Zehnerposition durchaus mit Räumen, wenn Dortmund im Vorwärtsgang den Ball verlor. Schaffte es allerdings nicht, seine Nebenmänner gewinnbringend in Szene zu setzen. Rieb sich auf, ackerte viel, unter dem Strich produzierte er aber zu wenig Ertrag.

Startete in der Anfangsphase nur einen Ticken zu früh, wäre sonst frei vor Meyer gewesen (19.). Insgesamt fehlte dem Schweden die Bindung zum Spiel, hatte im ersten Abschnitt nur 16 Ballaktionen - mit die wenigsten aller Akteure. Machte nach knapp einer Stunde Platz für Karaman.

Strahlte nur wenige Minuten nach seiner Einwechslung die größte Schalker Torgefahr aus und blieb mit einem Flachschuss an Schlotterbeck hängen (62.). Es blieb die auffälligste Aktion des Türken.

Fiel in der ersten Halbzeit vor allem durch rabiate Stürmerfouls auf, nach dem dritten dieser Art kassierte er die Gelbe Karte (39.). Hatte in vorderster Front einen schweren Stand gegen Hummels und Schlotterbeck. Bekam kaum Anspiele - wenn, dann verstolperte er den Ball.

Lieferte sich einige physische Duelle im Dortmunder Strafraum, kam aber nie wirklich in eine gute Abschlussposition. Der Dortmund-Schreck, der in seinen letzten drei Spielen gegen den BVB vier mal traf, blieb im Derby blass.