Saisonzeugnis des BVB: Mehrere Fünfen, nur eine Eins
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Das ernüchternde Saison-Zeugnis für den BVB
Niko Kovac hat es tatsächlich geschafft und mit Borussia Dortmund die Champions-League-Qualifikation erreicht. Der starke Schlussspurt täuscht aber nicht darüber hinweg, dass der BVB über weite Strecken der Saison komplett unter seinen Möglichkeiten blieb und letztlich nur das Minimalziel erreichte. Bewertet wurden alle Spieler, die mindestens fünf Einsätze erhielten:
TOR: Gregor Kobel - Note: 3,0
Konnte über weite Strecken nicht die Form der Vorsaison erreichen. Unter Ex-Trainer Nuri Sahin haderte Kobel zudem mit seiner Rolle als mitspielender Torwart und wirkte bisweilen verunsichert. Patzer, wie in der Champions League gegen Donezk oder Lille, waren die Folge. Erst im Endspurt war er der gewohnt sichere Rückhalt und in den so wichtigen Spielen in München (2:2) und Leverkusen (4:2) einer der besten Dortmunder.
ABWEHR: Waldemar Anton - Note: 4,0
Obwohl Anton im Schlussspurt als zweikampfstarker Abwehrchef in Erscheinung traf - zwei Drittel der Liga-Duelle gewann er, was BVB-interne Spitze ist -, fällt das Saison-Fazit ernüchternd aus. Der Ex-Stuttgarter hatte zu große Anpassungsprobleme, seinen angepeilten Stammplatz verlor er zwischenzeitlich folgerichtig - übrigens auch in der Nationalmannschaft.
Ramy Bensebaini - Note: 3,0
Der Linksverteidiger zeigte sich im Vergleich zum Vorjahr verbessert, wenngleich er in puncto Torbeteiligungen (drei Treffer, sieben Vorlagen) sicher noch eine Schippe drauflegen kann. Bensebainis großes Plus, das für Trainer Kovac nach dem Schlotterbeck-Ausfall griff: Der Algerier funktionierte auch als linker Part der Dreier-Abwehrkette.
Nico Schlotterbeck - Note: 2,5
Einer der Lichtblicke, doch auch Schlotterbeck hatte seine Tiefpunkte, etwa beim 2:4 in Kiel. War oftmals viel zu ungestüm (eine Gelb-, eine Gelb-Rot- und eine Rot-Sperre) in Zweikämpfen, etablierte sich dann aber im Saisonverlauf als bester BVB-Verteidiger. Mit über 100 Ballkontakten pro Spiel (viertbester Liga-Wert) im Aufbauspiel eigentlich unersetzlich. Seine Verletzung wiegt schwer.
Niklas Süle - Note: 4,5
Betrachtet man die gesamte Saison, war um Niklas Süle mehr Schatten als Licht. Auch von Verletzungen zurückgeworfen, kam er nur auf 21 Pflichtspiele (16 von Beginn an). Stabilisieren konnte er sich erst in den letzten fünf Partien der Saison - was zu wenig ist für einen Spieler seiner Klasse.
Emre Can - Note: 3,0
Der Kapitän geht durchaus gestärkt aus der Beinahe-Katastrophensaison hervor. Can erfand sich in seiner neuen Rolle als Innenverteidiger quasi neu. In der hintersten Reihe ist der Kämpfer sichtbar besser aufgehoben als im Mittelfeld. Dennoch ist seine Zukunft (Vertrag bis 2026) offen.
Julian Ryerson - Note: 3,5
Stets bemüht, mehr aber auch nicht. Ryerson ackerte auch in dieser Saison für die Dortmunder Borussia. Um offensiv mehr Akzente zu liefern, fehlt es dem Norweger schlichtweg an technischer Finesse. Immerhin: Die Umstellung auf die Dreierkette, wodurch er etwas weiter aufrückte, kam Ryerson zugute.
Almugera Kabar - Note: 4,5
Diese Saison hat gezeigt: Der U17-Weltmeister ist noch nicht bereit für die Bundesliga. Nach drei Kurzeinsätzen im Herbst kam er zu Jahresbeginn gegen Bayer (2:3) zum Startelfdebüt, da dem BVB zahlreiche Spieler fehlten. Kabar zahlte Lehrgeld und kam nur ein weiteres Mal zum Zug. Den Rest der Saison verbrachte er in der 2. Mannschaft - mit der er aus der 3. Liga abstieg. Eine bittere Saison.
Yan Couto - Note: 5,0
Enttäuschende Saison des Sommer-Neuzugangs. Die 25 Millionen Euro, die der BVB für die Leihe samt Kaufpflicht gezahlt hat (zahlen muss), waren nicht gut angelegt. Couto streute zu viele Passfehler (nur 85 % angekommene Zuspiele) ein und zeigte sich defensiv unsicher. Offensiv fehlte es ihm nicht nur am Selbstvertrauen.
Daniel Svensson - Note: 2,5
Ganz anders die Situation beim Winter-Neuling Svensson, der auf Anhieb eine Verstärkung darstellte. Auf der linken Seite ähnlich fleißig wie Ryerson auf rechts, zeigte zugleich aber technisch bessere Ansätze. Seine Festverpflichtung war ein Selbstläufer.
MITTELFELD: Julian Brandt - Note: 4,0
Das starke Saison-Finish und insgesamt 15 Scorerpunkte in der Bundesliga können nicht übertünchen, dass Brandt weit unter seinen Möglichkeiten geblieben ist. Eklatante Fehlpässe und schlechtes Defensiv-Verhalten zogen sich teilweise über Monate hinweg durch sein Spiel. Der Kapitänsbinde, die er als Vize oft trug, wurde er nicht gerecht. Bleibt somit eine Streitfigur unter den Fans.
Pascal Groß - Note: 3,0
Pascal Groß, im Sommer als Königstransfer bezeichnet, zeigte lange eher durchwachsene bis enttäuschende Leistungen, die überhaupt nichts mit seinen DFB-Auftritten gemein hatten. Unter Kovac gelang ihm der Turnaround - auch, weil er im Zentrum gesetzt war und nicht mehr als Rechtsverteidiger aushelfen musste. Zehn Liga-Vorlagen und drei in der Königsklasse sind Werte, auf die sich aufbauen lassen.
Felix Nmecha - Note: 3,5
Deutete durchaus in den letzten Wochen an, warum der BVB vor knapp zwei Jahren rund 30 Millionen Euro für ihn gezahlt hat. Wenn Nmecha fit ist und über einen längeren Zeitraum bleibt, kann er wichtig für die Mannschaft sein. In der Hinrunde lieferte er jedoch wie seine Kollegen teils haarsträubende Auftritte ab, wie etwa in Stuttgart (1:5) oder in Augsburg (1:2).
Salih Özcan - Note: 3,5
Kam im Januar vorzeitig von seiner Leihe aus Wolfsburg zurück, um in Dortmund Löcher zu stopfen. Das gelang Özcan im Rahmen seiner Möglichkeiten - mehr aber auch nicht. Seine Zukunft bei Schwarz-Gelb dürfte ungewiss sein.
Gio Reyna - Note: 5,0
Für einen Spieler mit seinen technischen Fähigkeiten und seiner internationalen Klasse (immerhin 32 Länderspiele, acht Tore) verlief die BVB-Saison schlichtweg katastrophal. Dortmunds Nummer sieben stand nur fünfmal in einer Startelf, die wenigen Auftritte konnte er selten für Eigenwerbung nutzen.
Marcel Sabitzer - Note: 5,5
Sorgte in der Hinrunde für Unruhe, weil er von Trainer Sahin nicht auf seiner Lieblingsposition ran durfte. Spielte der Österreicher dort, enttäuschte er jedoch reihenweise. Ein (!) Tor in 39 Spielen ist ebenfalls viel zu wenig. Längst zählt Sabitzer zu den Abschiedskandidaten in Dortmund.
Carney Chukwuemeka - Note: 3,5
Kam ohne Spielpraxis und mit Trainingsrückstand im Winter zum BVB, verpasste gleich mehrere Spiele aufgrund von kleineren Verletzungen. Wenn der 21-Jährige mal auf dem Platz stand, war aber sofort erkennbar, dass er durchaus Qualität mitbringt. Fraglich, ob das für eine Festverpflichtung reicht.
ANGRIFF: Karim Adeyemi - Note: 3,0
Mit zwölf Toren und neun Vorlagen in allen Wettbewerben deutete Adeyemi seine Klasse durchaus an. Auch durfte der schnelle Stürmer sein Comeback in der Nationalmannschaft feiern. Es ist die Konstanz, die Adeyemi noch abgeht.
Julien Duranville - Note: 5,0
Auch das vermeintliche Supertalent Julien Duranville erlebte eine Spielzeit zum Vergessen. Noch fehlt es ihm an Reife und Durchsetzungsvermögen, um es in der Bundesliga zu packen. Die Konsequenz: Kovac versetzte den Belgier zeitweise in die 2. Mannschaft.
Cole Campbell - Note: 4,0
Der 19-Jährige wurde von Nuri Sahin insgesamt sechs Mal ins Rennen geschickt. Bleibenden Eindruck hinterließ das BVB-Talent nicht.
Jamie Gittens - Note: 3,0
In der Hinrunde noch mit der beste Dortmunder, in der Rückrunde dann plötzlich eines der Sorgenkinder. Womöglich, wie Kovac selbst andeutete, hat der Engländer in der ersten Saisonhälfte schlichtweg "overperformt". Mit zwölf Toren und vier Vorlagen hat sich Gittens zumindest aber ins Schaufenster gestellt.
Serhou Guirassy - Note: 1,0
Bester, weil auch konstantester BVB-Spieler der Saison. In der Liga ist der Ex-Stuttgarter mit 21 Treffern zweitbester Schütze, in der Champions League schnappt er sich mit 13 Buden sogar die Torjägerkanone. Auch spielerisch ein absoluter Gewinn für die Borussia. Guirassy hat geliefert.
Maximilian Beier - Note: 3,5
15 Scorerpunkte in der Bundesliga sind kein schlechter Wert, erst recht nicht für einen Neuzugang. Doch bei Beier dürfte man sich mehr erhofft haben, zumal der Knoten lange nicht platzen wollte. In der Champions League war Beier zudem viel zu selten ein wirklicher Faktor.