Ein Jahr nach dem Einstieg von Red Bull beim deutschen Radsport-Team Bora-hansgrohe hat Teamchef Ralph Denk eine eher ambivalente Zwischenbilanz gezogen.
Zwar zeigt sich der 51-Jährige durchaus zufrieden mit strukturellen Veränderungen, die eher im Hintergrund des einzigen deutschen Profi-Teams bei der anstehenden Tour de France vollzogen wurden.
Auf sportlicher Ebene sieht er jedoch noch viel Verbesserungspotenzial, wie Denk bei einer Medienrunde einige Tage vor dem Auftakt der Frankreich-Rundfahrt am 5. Juli zu Protokoll gab.
"Auf der Profiseite wären wir gerne schon ein Stück weiter, aber es geht auch nicht von heute auf morgen", meinte der Teamchef vor dem Grand Depart am Samstag in Lille.
Der Einfluss des neuen Mehrheitseigners Red Bull sei nach etwas mehr als einem Jahr deutlich spürbar – allerdings eher hinter den Kulissen, wie Denk betonte: "Wir haben bisher an den Details im Team gearbeitet, was man jetzt vielleicht nicht auf den ersten Blick sieht. Es wurde sehr viel in Performance, Ernährung und Aerodynamik investiert." Gleichzeitig betonte er, dass vonseiten des Konzerns kein unmittelbarer Leistungsdruck aufgebaut werde.
Besonders optimistisch äußerte sich Denk zur Nachwuchsarbeit. Die Entwicklung der Jugendteams des Raublinger Rennstalls sei ein großer Erfolg. "Man kann sagen, dass wir die beste U19 der Welt haben und die U23 ist auch ganz vorne dabei", freute er sich über mehrere Siege, die in den entsprechenden Nachwuchsrennen bereits eingefahren wurden und ergänzte: "Da ist etwas entstanden und das ist auch der Red-Bull-Ansatz."
"Vielleicht ist der Radsport da noch nicht so weit"
Kritisch äußerte sich Denk hingegen zum Aus der Netflix-Dokuserie "Tour de France: Im Hauptfeld". Die insgesamt dritte und letzte Staffel wird ab Mittwoch ausgestrahlt – danach ist Schluss.
"Ich finde es schade. Irgendwo muss auch das Geld herkommen, und dafür brauchen wir größere Reichweiten", sagte Denk.
Dass es nicht weitergeht, liege auch an der Zurückhaltung mancher Teams. "Für mich war es nicht schmerzhaft, die Kameras dabei zu haben, aber vielleicht ist der Radsport da noch nicht ganz so weit", so Denk. Von mehreren Teams habe er gehört, dass die mediale Begleitung eher kritisch betrachtet wurde.