Wenige Monate nach ihrem Rauswurf aus der norwegischen Biathlon-Nationalmannschaft steht das Trainerteam von Karoline Knotten. Ein Problem stellt derweil die finanzielle Seite dar. Zwischenzeitlich dachte sie an Rücktritt.
Karoline Knotten hat nach dem Streit mit ihrem norwegischen Biathlonverband über ein vorzeitiges Karriereende nachgedacht. Das bekannte die 30-Jährige im Gespräch mit "VG".
Sie habe sich erschöpft gefühlt und sich "viele Gedanken gemacht", ob sich ein Weitermachen überhaupt noch lohne. "Und ich muss den ganzen Winter über mit diesen Leuten zu tun haben. Willst du das?", lautete eine der Fragen, die sie sich gestellt habe.
Die große Unterstützung, die ihr nach dem Aus in der Nationalmannschaft zuteil wurde, habe neben dem "persönlichen Ehrgeiz" allerdings dazu geführt, dass sie sich für ein Fortsetzen auf eigene Faust entschied. Zudem will sie es den Verantwortlichen im Verband nun umso mehr zeigen: "Ich möchte die Beste sein, denn dann besteht kein Zweifel daran, dass es funktioniert und ich Recht habe."
Biathletin stellt Trainerteam zusammen - Finanzierung ein Problem
Im vergangenen April war es zu einem Bruch zwischen der norwegischen Top-Biathlin und ihrem Verband gekommen. Knotten wurde von Seiten des Verbands vorgeworfen, sich nicht vollständig mit den Trainingsplänen für die kommende Olympia-Saison zu identifizieren, nun muss sich die Skijägerin selbstständig um die Vorbereitung kümmern.
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Ihr wichtigster Unterstützer und Trainer ist nun Roger Grubben, wie sie gegenüber "VG" bestätigte. Gemeinsam sei bereits ein kurzfristiger Plan für den Winter 2025/26 und ein langfristiger bis zur Heim-WM 2029 ausgearbeitet worden. "Es ist schwer zu beschreiben, wie gut er ist", so Knotten glücklich über die Zusammenarbeit. Beide kennen sich bereits seit Jahren.
Beim Schießtraining wird Karoline Knotten von Hanne Gussow unterstützt, Tom Henning Øvrebø assistiert als Mentalcoach. Aus dem Kreis der Nationalmannschaft kann die Biathletin immerhin auf die Hilfe von Physiotherapeut Ragnar Hagen setzen, in Carl Petter Simonsen hat sie einen wichtigen Sponsor gefunden. Wichtig zudem: Knotten hat Zugang zu den Einrichtungen des Olympiazentrums in Oslo.
Das Problem: Die Finanzierung. "Ich habe jetzt null Einkommen", so Knotten: "Aber auch viel mehr Ausgaben." Die Biathletin muss auf Ersparnisse zurückgreifen und auf die Unterstützung ihrer Eltern setzen.
Knotten legt im Zoff nach: "Ich traue dem nicht"
Für Unverständnis sorgt bei der drittbesten Norwegerin des vergangenen Weltcup-Winters derweil noch immer, dass es überhaupt zu einem Bruch mit ihrem Biathlon-Verband gekommen ist.
Der Vorwurf der Offiziellen, sie habe sich nicht zu "100 Prozent" hinter die Trainingspläne gestellt, sei zwar "wahr", gibt sie offen zu, sagt aber zugleich: "Ich hatte noch nie 100-prozentiges Vertrauen in das was, die Trainer sagen. Ich hinterfrage immer, warum wir etwas tun, damit wir uns gemeinsam verbessern können."
Sie glaubt vielmehr, dass es noch weitere Gründe gab, sie aus der Nationalmannschaft zu werfen. "Jeder weiß, dass es etwas anderes ist", legte sie im Zoff nach.
Norwegens Sportdirektor Per Arne Botnan verwies gegenüber "VG" derweil, konfrontiert mit Knottens Kritik, auf die zuvor getätigten Aussagen. "Auf der Grundlage der Auswertung und des Feedbacks, das uns gegeben wurde, wollten wir bei dem Treffen den Umfang rund um das Training straffen. Wir waren darauf angewiesen, dass alle hundertprozentig dahinter stehen", so die Erklärung.
Trotz der Erklärung ist das Vertrauen der Biathletin in den Verband erschüttert, zweifelt gar an, dass künftig die Auswahlkriterien für Startplatzvergaben - etwa für die Olympischen Spiele - eingehalten werden. "Es kann so oder so ausgehen", sagt sie: Ich traue dem nicht."