Während sich die NFL nun in der lang ersehnten Sommerpause befindet, lohnt ein Blick in die etwas fernere Zukunft. Der Draft 2026 wirft so allmählich seine Schatten voraus, doch auf welche Spieler sollte man dafür besonders in der kommenden College-Football-Saison achten?
Die Offseason-Trainings liegen Minicamps sind hinter uns, das Training Camp öffnet für alle nicht vor Ende Juli. Entsprechend gibt uns das die Gelegenheit, in die Zukunft zu schauen. Wer sind die interessantesten Prospects, die im kommenden Jahr im Draft gezogen werden könnten?
Vor ihnen liegt noch eine ganze Saison am College, weshalb sich noch einiges verschieben kann, doch schon jetzt sind ein paar Namen bekannt, auf die man einfach achten muss.
sport.de blickt daher voraus und nennt die Spieler, die besonders gefragt sein könnten im kommenden NFL Draft. Wir schauen zum einen auf die namhaftesten Quarterbacks und dann noch auf die besten Spieler auf den anderen Positionen.
NFL: Die besten Talente im Draft 2026
Vorab sei noch erwähnt, dass der NFL Draft 2026 vom 23. bis 25. April in Pittsburgh/Pennsylvania stattfinden wird.
Quarterbacks
Arch Manning (Texas)
Kein Quarterback dürfte in den kommenden Monaten mehr Buzz erzeugen als Arch Manning, der Neffe von Hall-of-Famer Peyton Manning und dem ebenfalls zweimaligen Super-Bowl-Sieger Eli Manning. Er gilt schon jetzt als größtes Quarterback-Talent und möglicher Nummer-1-Pick im Draft. Die Frage bei ihm ist allerdings zunächst mal, ob er überhaupt 2026 für den Draft melden wird. Er könnte, doch ist er schon aufgrund seines Namens nicht aufs schnelle NFL-Geld angewiesen. Vielmehr gehen einige davon aus, dass er eher noch ein weiteres Jahr College dranhängen und erst 2027 in die NFL kommen wird.
Dennoch sollte man ihn im Blick behalten. Er ist anders als seine Onkel deutlich mobiler, hat sehr viel Armtalent und kann sowohl hart als auch mit Touch werfen. Was ihm vor allem jedoch fehlt, ist Spielpraxis. Bei den Longhorns saß er bislang hinter Quinn Ewers auf der Bank und durfte nur gelegentlich ran, zumeist aber in der Garbage Time, wo sich dann ohnehin nicht mehr viel zeigen ließ. Insofern wird ein ganzes Jahr von ihm als Starter sehr wichtig sein, um ihn fair zu bewerten.
Zudem muss er noch zeigen, wie er mit Pressure in der starken SEC umgeht. Auch hier haben wir noch nicht genügend Anhaltspunkte, um ein Urteil zu fällen.
Garrett Nussmeier (LSU)
Bei Garrett Nussmeier stehen uns sicherlich im kommenden Jahr kontroverse Diskussionen ins Haus. Er ist, was die Fundamentals angeht, ein sehr gut ausgebildeter Quarterback mit sehr guter und konstanter Technik. Er zeigt gute Beinarbeit und präzise Würfe. In einer stabilen Basis und Pocket geht er souverän durch seine Progressions und bringt die Bälle äußerst "fangbar" zum Receiver.
Man merkt, dass sein Vater, Doug, schon lange als Quarterbacks Coach in der NFL unterwegs und neuerdings der Offensive Coordinator der New Orleans Saints ist. Doch ist Garrett eben nicht der Top-Athlet, den sich viele mittlerweile auf Quarterback wünschen. Er ist nicht sonderlich schnell und hat keinen Raketenarm. Zudem zeigte er bislang Schwächen unter Druck und neigte zu zu vielen Turnovern, gerade mit aggressiven Pässen.
Er geht nun in seine zweite Saison als Starter und hat die Möglichkeit, die Leute mit weniger Fehlern von sich zu überzeugen. Wenn ihm das gelingt, dann könnten NFL-Scouts über seine physischen Limitierungen hinweg sehen.
LaNorris Sellers (South Carolina)
Sellers, den vor einem Jahr noch niemand auf dem Radar hatte, machte kürzlich Schlagzeilen damit, dass er auf einen Transfer zu einer nicht genannten Schule für acht Millionen Dollar verzichtet hat, weil er sich lieber auf seine Ausbildung und den weiteren Weg bei den Gamecocks konzentrieren wollte. Sein Vater Norris enthüllte diesen Abwerbeversuch gegenüber "The Athletic".
Sellers avancierte in der Saison 2025 quasi aus dem Nichts zu einem der gefragtesten Dual-Threat-Quarterbacks der Nation und brachte es auf über 3200 Yards und 25 Total Touchdowns. Im Gegensatz zu Nussmeier ist er der gewünschte Top-Athlet unter den Quarterbacks. Er hat einen bärenstarken Arm, kann aus diversen Winkeln werfen und ist aber auch ein sehr beweglicher und schneller Runner.
Was bei ihm noch Sorgen bereitet sind sein Timing in der Pocket - er zögert zuweilen zu lange und wird zu schnell nervös, wenn Pressure kommt - sowie seine Präzision, die noch nicht da ist, wo sie sein sollte. Doch zeigte er schon gute Ansätze, was sein generelles Verhalten in der Pocket betrifft. Und er versucht, zunächst durch seine Progressions zu gehen, ehe er die Beine in die Hand nimmt.
Restliche Offense
Kadyn Proctor (OT, Alabama)
Er ist einer der Spielertypen, der im NFL Draft 2025 gefehlt hat - ein dominanter Tackle! Er war ein 5-Star-Recruit, als er aus der High School kam und ist ein echter Brocken (2,01 m, 163 kg), der sich aber herausragend bewegen kann. Er spielte auf der High School sogar Basketball und war in der Leichtathletik (Kugelstoßen) unterwegs.
Proctor ist enorm stark und zeigte sich auch versiert in Zone-Blocking-Schemes. Er muss an seiner Beinarbeit arbeiten, wird aber generell schwer zu überwinden sein auf der Blind Side. Er muss an seiner Technik arbeiten, aber dann steht ihm nichts im Weg, um ein Top-Left-Tackle in der NFL zu werden.
Carnell Tate (WR, Ohio State)
Die Wide-Receiver-Pipeline OSU dürfte noch lange nicht versiegen. Der nächste hochgehandelte Draft-Kandidat der Buckeyes ist Tate, der mit seinen 1,91 Metern Gardmaß mitbringt und sowohl outside als auch im Slot agieren kann. Er bewegt sich sehr flüssig und hat einen enormen Catch-Radius, sodass er eine Waffe bei Contested Balls sein kann.
Allerdings fehlt ihm ein wenig die Explosivität und seine Sprungkraft ist zumindest mal nicht "elite". Letztlich ist er aber äußerst zuverlässig und kann sich gut in Traffic lösen, was heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr ist.
Evan Stewart (WR, Oregon)
Physische Freaks werden in der NFL gern gesehen. Stewart ist einer davon. Er ist sehr schnell und lief auf der High School die 100 Meter in 10,58 Sekunden. Zudem gewann er den State-Titel in Texas im Weitsprung und wurde Zweiter im Dreisprung. Er ist zwar nicht der Größte (1,80 m), verfügt jedoch über enorme Sprungkraft und macht damit das Größendefizit gut wett.
Er bringt gute Hände mit und verliert den Ball auch unter Druck nicht aus den Augen. Allerdings - und darüber wird sicher viel geredet werden in nächster Zeit -, ist er vor allem ein Sprinter. Das heißt, er läuft geradeaus sehr schnell, seine laterale Bewegung dagegen ist ausbaufähig. Als Deep Threat dürfte er daher mehr gefragt sein als jemand, der mit scharfen Routes über die Mitte oder zwingend nach dem Catch glänzt.
Defense
Caleb Downs (S, Ohio State)
Downs ist "NFL Royalty", um mal aus "Draft Day" zu zitieren. Sein Bruder, Josh, ist Wide Receiver bei den Indianapolis Colts und war ein Drittrundenpick 2023. Sein Vater, Gary, spielte sieben Jahre in der NFL und war ebenfalls ein Drittrundenpick (1994). Und sein Onkel ist Dre' Bly - nicht blutverwandt allerdings - ein Zweitrundenpick 1999, der mit den St. Louis Rams den Super Bowl gewann und generell ein starker Cornerback in elf Jahren in der NFL war.
Caleb war der erste Freshman überhaupt, der Alabama in Tackles angeführt hat. Er verließ die Crimson Tide jedoch im Vorfeld der vergangenen Saison nach dem Karriereende von Head Coach Nick Saban und gewann dann auf Anhieb mit Ohio State die National Championship. Er ist versiert in Man und Zone Coverage, bringt sehr guten Skills und herausragende Ballskills mit und hat sehr gute Übersicht. Er weiß, wo ein Quarterback mit seinen Pässen hin will.
Er spielt zwar nur Safety, aber die frühen Big Boards der Draft-Experten haben ihn größtenteils in den Top 10. Auf ihn muss man achten!

T.J. Parker (EDGE, Clemson)
Der vielleicht interessanteste Pass-Rusher im Draft 2026 könnte Parker sein. Er bringt Gardemaß für einen Edge-Verteidiger mit (1,91 m, 120 kg) und generiert damit extrem viel Power. Er kann mit Speed um die Ecke rauschen, wenn es sein muss, ist er aber auch in der Lage, gegnerische Tackles rückwärts zu bewegen. Und er hat bereits jetzt ein diverses Arsenal an Rush-Moves und ist zudem stark gegen das Run Game.
Parker war 2024 äußerst produktiv und sammelte für "The U" insgesamt 30,5 Tackles for Loss (inklusive Sacks). Wenn er das nochmal annähernd wiederholt, dürfte er im kommenden April ein gefragter Mann sein.
Peter Woods (DL, Clemson)
Die Clemson Tigers könnten eine beeindruckende Defense in der kommenden Saison stellen, wenn man alleine auf Parker und eben Woods schaut. Nicht wenige Draft-Experten sahen sein Tape und hielten es im Vorjahr für besser als das von Mason Graham, den die Cleveland Browns mit dem fünften Pick gezogen haben.
Er hat die ideale Statur für einen Defensive Tackle, kräftige Hände und ist trotz seiner Größe sehr flink, um als Inside-Rusher zu gewinnen. Er hat verschiedenste Pass-Rush-Moves in seinem Arsenal und genügend Power, um sich auch gegen Double-Teams zu beweisen.
Es ist noch früh, doch aufgrund seiner Position, die mittlerweile zu den Premium-Positionen zählt, wäre es zumindest mal nicht überraschend, wenn er 2026 der erste Non-Quarterback wird, der im Draft gezogen wird.
Anthony Hill Jr. (Linebacker, Texas)
Der Vergleich mit Jihaad Campbell (31. Pick der Eagles) ist sicherlich bei Hill angebracht. Auch er hat die Fähigkeiten, ein Hybrid zwischen Off-Ball Linebacker und Edge-Verteidiger zu sein. Er ist explosiv und ein aggressiver Tackler. Zudem bringt er gute Übersicht mit und wird von Texas überall an der Front Seven eingesetzt, sei es als Blitzer, in Coverage oder als echter zusätzlicher Rusher.
Er ist gerade mal 20 Jahre alt und hat noch sehr viel Zeit zu wachsen und sich weiter zu verbessern. Dennoch geht er schon in seine Junior-Saison und könnte hier den letzten Schritt Richtung NFL vagen, wo ein kreativer Defensive Coordinator sicher seine Freude an ihm haben dürfte.