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Piastri glänzt, Norris patzt

Die große Stallorder-Frage in der Formel 1

Wie geht es weiter zwischen den beiden McLaren-Stars Lando Norris und Oscar Piastri?
Wie geht es weiter zwischen den beiden McLaren-Stars Lando Norris und Oscar Piastri?
Foto: © IMAGO/Andrea Diodato
18. Juni 2025, 16:58

McLaren ist nach einem guten Saisonstart 2025 der große Favorit auf beide WM-Titel in der Formel 1. Doch gerade in der Fahrerwertung stellt sich die Frage angesichts der sich häufenden Fehler von Lando Norris, ob man beim britischen Rennstall nicht doch besser alle Karten auf Oscar Piastri setzen sollte. Eine kommentierende Analyse:

Für Fans von Lando Norris ist die bisherige Formel-1-Saison in gewisser Weise tragisch. Seit seinem Aufstieg in die Königsklasse zeigte er zwar immer wieder herausragende Leistungen - nur war der McLaren nie gut genug für die Plätze ganz vorn. Bisher!

Spätestens seit Mitte letzter Saison hat das britische Team nun das schnellste Fahrzeug im Feld - da sollte es doch wohl endlich etwas werden mit dem lang ersehnten Titel? Denkste! Die Saison 2025 ist gemessen an der Fehleranzahl ohne Zweifel die bisher schwächste Saison von Norris.

Negatives Highlight: Der Aussetzer in Kanada, bei dem er nur mit Glück nicht auch seinen Teamkollegen Oscar Piastri mit aus dem Rennen riss. Vorher noch leise Stimmen waren im Anschluss sehr deutlich zu vernehmen: McLaren sollte sein Geld auf Piastri setzen - eine Stallorder sei jetzt nötig.

Und in der Tat sprechen viele Gründe dafür:

Norris Fehlerquote - symptomatisch war der Brite in Kanada nur deshalb hinter Piastri, weil er am Vortag im entscheidenden Q3 beide Runden verpatzte und deshalb nur von Startplatz sieben aus ins Rennen ging.

Piastris beängstigend coole Konstanz - der Australier landete, Sprints eingeschlossen, vor dem Kanada GP zehn Mal in Folge auf dem Podium und leistete sich dabei keine Patzer.

Und tatsächlich auch die eigene Geschichte aus dem Vorjahr: 2024 dominierte Max Verstappen im Red Bull die erste Saisonhälfte nach Belieben. Sieben Siege aus den ersten zehn Grand Prix. Dann wendete sich das Blatt. Der Red Bull wurde zur Diva, Verstappen kam immer häufiger in schwierige Situationen.

Auf der anderen Seite arbeitete sich McLaren durch zündende Updates an die Spitze der Startaufstellung. Und bis zu Verstappens Masterclass im Regen von Sao Paolo sah es zwischenzeitlich sogar aus, als könnte Norris den Niederländer in der Fahrerwertung noch abfangen.

Die Formel-1-Saison ist noch lang

Dass das Pendel im Laufe einer Saison stark ausschlagen kann, dafür gibt es noch weitere Beispiele: 2009 etwa, als Brawn mit dem Doppeldiffusor alles in Grund und Boden fuhr, in der zweiten Saisonhälfte aber keinen Stich mehr gegen Red Bull und einen damals jungen Sebastian Vettel setzte. Weltmeister wurde Brawn nur wegen des großen Vorsprungs aus den ersten Rennen.

Wer sagt, dass McLaren 2025 nicht Ähnliches passieren kann? - Und wenn am Ende ein Titel futsch ist und das nur, weil sich Norris und Piastri gegenseitig Punkte weggenommen haben, dann steht man in Woking ziemlich dumm da.

Also volle Kraft voraus in Richtung Stallorder? - Nun, dass die Saison noch so lang ist, kann genauso gut als Gegenargument genutzt werden.

Es ist noch nicht einmal die Hälfte der Rennen gefahren und der Rückstand von Norris auf Piastri beträgt jämmerliche 22 Punkte. Angenommen Piastri fliegt beim kommenden Grand Prix in Österreich der Motor um die Ohren und Norris gewinnt das Rennen am Red-Bull-Ring, dann ist auf einmal wieder der Brite vorn in der Fahrerwertung.

Wer dann für die Teamorder Pro Piastri argumentiert hat, stünde mit heruntergelassenen Hosen da.

Video: F1-Experten beleuchten "Norris' Nullnummer"

Dass das nächste Rennen in Österreich stattfindet, ist angesichts der bunten Formel-1-Historie pikant. Stallorder und Österreich - war da nicht mal was?

Ferrari-Stallorder sorgte für Kopfschütteln und Wut

Genau! "Rubens - Let Michael pass for the Championship" - Wann war das gleich nochmal? 2001? Oder doch 2002?

Auflösung: Es war in beiden Jahren. Zwei Jahre hintereinander sahen die Formel-1-Fans, wie Ferrari noch im ersten Saisondrittel zur Stallorder griff und jeweils in der letzten Runde die Plätze zwischen Michael Schumacher und Rubens Barrichello tauschte. Begeisterung rief das nicht hervor - gerade weil es in beiden Fällen überhaupt keine Not für das Eingreifen gab. Ferrari war in beiden Jahren unantastbar für den Rest des Feldes.

Wie sollten sich McLaren-Teamchef Andrea Stella und Co. am Kommando-Stand also entscheiden? Die hohe Norris-Fehlerquote spricht für eine Stallorder, aber am Ende zählen dann doch die nackten Zahlen. Und noch vor Saisonhalbzeit bei nicht einmal einem Rennsieg Abstand zwischen beiden Fahrern einzugreifen, das wäre verfrüht.

Zum einen, weil man aufgrund von ein, zwei unglücklichen Piastri-Ausfällen - gewollt oder nicht - doch auf Norris setzen müsste. Zum anderen weil es ein mangelndes Vertrauen in die eigenen Mitarbeiter belegen würde. Wer jetzt schon zur Stallorder greift, der geht ja davon aus, dass man die Spitzenposition verliert.

Die Frage nach der Stallorder sollte also vorerst wieder in der Schublade verschwinden. Wieder hervorholen kann man sie noch früh genug.

Fahrerwertung

#FahrerTeamPunkte
1AustralienOscar PiastriMcLaren324
2GroßbritannienLando NorrisMcLaren293
3NiederlandeMax VerstappenRed Bull Racing230
4GroßbritannienGeorge RussellMercedes AMG F1 Team194
5MonacoCharles LeclercFerrari163

Kanada GP 2025

1GroßbritannienGeorge Russell1:31:52.688h
2NiederlandeMax Verstappen+0.228s
3ItalienKimi Antonelli+1.014s
4AustralienOscar Piastri+2.109s
5MonacoCharles Leclerc+3.442s

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