Den Indiana Pacers gelang in der Nacht auf Donnerstag ein beeindruckender Sieg gegen die Oklahoma City Thunder in Spiel 3 der NBA Finals. In gewohnter Manier rannten die gastgebenden Pacers zum Heimerfolg, wobei nicht nur Tyrese Haliburton das Zepter schwang, sondern gleich zwei andere Akteure für die nötige Hilfe sorgten.
Heim | Ergebnis | Auswärts | Serie |
Indiana Pacers | 116:107 | Oklahoma City Thunder | 2-1 |
Schema F der Nacht: OKC sieht erstmals die Rücklichter Indianas
An dem Ort, wo sich vor 25 Jahren der letzte Heimsieg der Pacers gegen die übermächtigen Los Angeles Lakers um Shaquille O'Neal und Kobe Bryant abspielte, sorgte die Franchise aus Indianapolis wieder für einen erfolgreichen Widerstand. In einem wahrlich rasanten Spiel setzten sich die Pacers schlussendlich verdient gegen die Thunder durch.
Dazu kam es, weil die Gastgeber mit andauernder Spielzeit immer mehr zu ihrem Spiel fanden. Zu Beginn der Partie drückten die Gäste aus Oklahoma City, insbesondere durch Jalen Williams (26 Punkte) und Chet Holmgren (20 Punkte, 10 Rebounds) ihren Stempel auf die Partie.
Während Shai Gilgeous-Alexander (24 Punkte) etwas Anlaufzeit benötigte, konnte die zu Beginn der Serie so erstickende Thunder-Defense die Offensivmaschinerie der Pacers bei lediglich 24 Punkten halten. Was danach aber folgte, war das typische, aber bisher in dieser Serie vermisste Spiel der Pacers - die von einer euphorischen Kulisse nach vorne gepeitscht wurden.
Erstmals in dieser Serie konnten sie wirklich in der Transition glänzen. Früh im zweiten Viertel sorgte der überragende T.J. McConnell (10 Punkte) für die erste Führung seiner Farben an der Freiwurflinie beim Stand von 37:36. Ein minimaler Vorsprung, den die Pacers bis zum Seitenwechsel auf 64:60 aus ihrer Sicht ausbauten.
Im Verlauf der zweiten Hälfte wurde die Partie gefühlt immer turbulenter. Ein Hin und Her in einem atemberaubenden Tempo ergab sich, in dem die Thunder mit leichten Vorteilen in den Schlussabschnitt schritten. Während OKC den dritten Abschnitt mit 29:20 gewann, gehörte der Schlussakt wiederum den Pacers, die von Tyrese Haliburton (22 Punkte, 11 Assists und 8 Rebounds) angeführt wurden.
Der konstante Druck und das gewohnt hohe Tempo der Pacers machte den Gäste merkbar zu schaffen. Thunder-Trainer Mark Daigneault sprach nach dem 32:18-Schlussviertel des Gegners von einem Auftritt der Pacers, der von dessen Charakter zeugte: "Sie haben in Sachen Physis und Druck in der Defensive nach ihrem Standard gespielt und waren danach in ihrem Element in der Offensive."
German Ballin': Hartenstein diesmal ohne großen Einfluss
Anders als in den ersten beiden Partien in Oklahoma City hatte Isaiah Hartenstein in Spiel 3 weniger Einfluss auf das Geschehen. Er beendete seinen 18-minütigen Arbeitstag, der unverändert von der Bank starteten mit 4 Punkten und 3 Rebounds.
Seine vier Zähler kamen einmal per Dunk auf Vorlage von SGA und später mit einem widerspenstigen Drive, den er mit seiner starken linken Hand gegen mehrere Pacers-Verteidiger vollendete.
Sein Blöcke am Ball sowie die Rolle als Ballverteiler konnte er allerdings weniger exzellent ins Spiel der Thunder einbringen als in den ersten beiden Partien. Noch weniger Rebounds holte der deutsche Big Man zuletzt im Februar gegen die Brooklyn Nets (2).
Rollenspielerromantik: McConnell und Mathurin glänzen
Hustle-Plays ist man in Indianapolis von McConnell gewohnt. Dass dieser auch auf der größtmöglichen Bühne damit einen Einfluss haben kann, ist dagegen eine neue Erfahrung. Sinnbildlich für seinen Auftritt? Gleich dreimal fing er einen Einwurf an der Baseline der Thunder ab und brachte seiner Mannschaft so kostbare Zähler. "Diese Plays tun weh. Erst Recht, weil sie sehr kontrollierbar sind", gab Gilgeous-Alexander nach dem Spiel zu.
Mit 10 Punkten, 5 Vorlagen und 5 Steals verbuchte er obendrein eine historische Statline. 10 oder mehr Zähler, sowie 5 oder mehr Assists und Steals konnte vor ihm kein Bankspieler in den NBA Finals anschreiben. Sein Legendenstatus in Indiana dürfte damit spätestens jetzt in Stein gemeißelt sein.
Als vierter Funken an Offensivpower neben McConnell, Haliburton und Pascal Siakam (21 Punkte) entpuppte sich der überragende Bennedict Mathurin. Mit 27 Zählern (9/12 FG, 2/3 3P) machte der 22-Jährige das beste Spiel seiner bisherigen Karriere im für die Pacers bedeutendsten Moment. Es sind die meisten Punkte eines Reservisten seit Jason Terry für die Dallas Mavericks in Spiel 6 der Finals 2011 den Miami Heat ebenfalls 27 Zähler einstreute.
Abtaucher der Nacht: Shai Gilgeous-Alexander
Vorne weg: Shai Gilgeous-Alexander Leistung von 24 Punkten, 8 Rebounds, 4 Assists bei 9/20 aus dem Feld allerdings auch 6 Ballverlusten ist keine Schande. Doch insbesondere im Schlussviertel, als seine Mannschaft den MVP am dringendsten brauchte, verschwand SGA von der Bildfläche.
Ungefähr bei der Marke von noch zehn zu spielenden Minuten wurde der Kanadier von seinem Trainer eingewechselt, als seine Mannschaft noch mit 93:91 in Führung lag. Danach folgte in etwa ein völlig uncharakteristischer, aus der Not geborener Schrittfehler.
Nur einen einzigen Wurf gab er in gut zweieinhalb Minuten ab, in denen die Thunder punktlos zusahen, wie sich das Blatt zugunsten der Pacers wendete. Nur drei Würfe im gesamten Schlussviertel gab der Leitwolf seiner Mannschaft ab - zu wenig, um ein Auswärtsspiel in Indiana zu gewinnen.
"Es ist schwer zu beurteilen, weil ich es gerade nicht aus der Vogelperspektive vor Augen habe", gab er später zu. "Nachdem wir uns das Spiel angesehen haben, werden wir eine bessere Vorstellung haben. Sie waren aggressiv und haben die Räume eng gemacht."
X-Faktor der Nacht: Obi Toppin
Schon zum zweiten Mal in dieser Serie spielte Obi Toppin in Spiel 3 eine entscheidende Rolle in den siegreichen Bemühungen der Pacers. Nachdem er in Spiel 1 mit fünf Dreiern aus der Distanz für Furore gesorgt hatte, war in Spiel 3 seine beispiellose Athletik ein Trumpf in den Karten von seinem Trainer Rick Carlisle.
Toppin glänzte in der Transition und beendete die Partie mit dem besten +/--Wert aller Akteure bei +18. In 28 Minuten auf dem Parkett lieferte der Forward 8 Punkte, 6 Rebounds und 2 Blocks ab. Zudem heizte er den 17.274 Zuschauern im Gainbridge Fieldhouse mit einem spektakulären Putback-Dunk ein.
Während bei Myles Turner in der Offensive wenig zusammenlief, konnte Toppin in dieser Hinsicht eine Entlastung bieten. In der Defensive war es hingegen Turner (5 Blocks), der den Laden zusammenhielt und Toppin, der gefühlt über den gesamten Platz flog und so eine Hilfe für seine Mannschaft darstellte. Auch dank Toppin glänzten die Pacers mit 17 Punkten aus dem Fast Break und 21 Zählern aus den Ballverlusten der Thunder.
Stimmen der Nacht
Tyrese Haliburton (Indiana Pacers): "Meistens ist mir das Gerede der Experten auf den großen Plattformen ehrlich gesagt völlig egal. Was wissen die denn wirklich über Basketball?"
Bennedict Mathurin (Indiana Pacers): "Der Stadt Indianapolis geht es um Basketball. Heute habe ich das zum ersten Mal gespürt. So viel das gerade auch ein Traum ist, versuche ich im Moment zu bleiben und dafür zu sorgen, dass der Traum ein gutes Ende hat."
Chet Holmgren (Oklahoma City Thunder): "Jetzt ist nicht die Zeit für Emotionen und für seine Gefühle. Emotionen hin, Emotionen her. Man muss es ausblenden und auf die Substanz gucken. Wir haben eine große Möglichkeit."
Shai Gilgeous-Alexander (Oklahoma City Thunder): "Es startet mit mir, aber wir müssen diesen Druck zurückgeben. Erst recht, wenn man dieses Team auswärts schlagen will."