Max Verstappens Rammstoß gegen George Russell hat die Formel-1-Gemüter erhitzt. RTL-Experte Christian Danner sieht in der Aktion als Kurzschluss-Reaktion - hinter der aber deutlich mehr steckt.
Wenn Formel-1-König Max Verstappen eine Schwäche hat, dann vielleicht die, dass ihm im Cockpit bisweilen mal die Gäule durchgehen. "Das Kontroll-Problem des Max Verstappen", hieß es im sport.de-Debrief von F1-Experte Christian Danner und RTL-Daten-Analytiker Steffen Kosuch zum Rammstoß des Holländers beim Spanien-GP gegen George Russell.
Im Avd-Motorsport-Talk von "Motorsport-Magazin.com" ging Danner erneut auf das Thema ein. Verstappen sei in Barcelona schlicht und einfach "eine Sicherung durchgebrannt", sagte der frühere Formel-1-Fahrer.
Mit seinen Aussetzern stehe der Red-Bull-Mann im historischen Vergleich allerdings nicht alleine da.
"Es ist nicht so, dass seine Vorgänger, die ähnliche Giganten waren, solche Aktionen nicht auch gemacht hätten - sogar noch schlimmer. Man denke an Ayrton Senna und Alain Prost in der Anfahrt auf die Schikane in Suzuka oder in der ersten Kurve. Das ist den großen Champions immer mal wieder abzusehen", erinnerte Danner an Ikonen der Formel 1 und nannte Michael Schumacher als weiteres Beispiel.
Der Deutsche habe 1994 im Saisonfinale um den Titel in Adelaide seinen Rivalen Damon Hill "über den Haufen gefahren - dann war er Weltmeister", so der RTL-Experte.
Drei Jahre später in Jerez "wollte er Jacques Villeneuve unbedingt aus dem Rennen haben und ist ihm ins Auto gefahren. Was war? Er ist disqualifiziert worden. Solche Dinge passieren immer wieder und es scheint, dass das bei den ganz großen Champions irgendwo ganz hinten auf der Festplatte mit dabei ist."
Formel 1: Danner sieht Revierkampf zwischen Verstappen und Russell
Von Moderator Christian Menath darauf angesprochen, dass es sich bei den genannten Beispielen um WM-Kämpfe, bei Verstappen vs. Russell aber um das Duell um einen vierten Platz handelte, präzisierte Danner und stellte eine spannende These auf.
Demnach hat sich Russell längst als Herausforderer des Alphatiers Verstappen in Stellung gebracht, weshalb der Titelverteidiger so empfindlich reagiert habe. Heißt: Auch wenn Russell im Silberpfeil nicht im WM-Kampf mitmischt und für Verstappen keine Gefahr darstellt, will der F1-Regent dem Briten nicht den kleinsten Platz auf seinem Territorium lassen.
"Russell hat natürlich Öl ins Feuer gegossen bereits im vergangenen Jahr, in diesem Zwist, der zwischen den beiden immer wieder aufgekommen ist. Ich glaube, Russell positioniert sich jetzt schon für das kommende Jahr oder die kommenden Jahre, um Verstappen zu zeigen: 'Pass mal auf, mein Freund, ich bin aus anderem Holz geschnitzt.' Der hat ihn damals schon geärgert und aufgeregt", erläuterte der langjährige RTL-Kommentator.
Zwischen Verstappen und Russell bestehe längst eine "gewachsene Disharmonie, auch das ist in der Formel 1 nichts neues. Sie finden sich halt gegenseitig ziemlich überflüssig".
Russell hatte Verstappens Blut in der Vorsaison erst mit einem harten Manöver in Baku, später in Katar mit öffentlichen Vorwürfen gegen den Niederländer zum Kochen gebracht. Er habe "jeglichen Respekt" vor dem Mercedes-Fahrer verloren, grantele Verstappen damals.
