Die Indiana Pacers sind dem Einzug in die Finals einen riesigen Schritt näher gekommen. Sie gewannen Spiel 4 gegen die New York Knicks im Gainbridge Fieldhouse und führen in den Eastern Conference Finals nun mit 3:1. Tyrese Haliburton führte das Spiel der Gastgeber auf historische Weise an.
Autor: Tim Kosel
Heim | Ergebnis | Gast | Serie |
Indiana Pacers | 130:121 | New York Knicks | 3-1 |
Floor General der Nacht: Tyrese Haliburton lachhaft stark
Nach einem durchwachsenen Auftritt in Spiel 3 zeigte Haliburton in Spiel 4 seine ganze Klasse. Sein Triple-Double garnierte er dadurch, dass er sich trotz immenser Ballhandling-Aufgaben keinen einzigen Ballverlust leistete.
Er wurde zum ersten Spieler in der Playoff-Geschichte, der mindestens 30 Punkte, 15 Assists und 10 Rebounds erzielte und dabei ohne Turnover auskam. Angemerkt sei, dass die Turnover-Statistik erst seit 1977/78 von der NBA geführt wird. Dazu verbuchte er vier Steals.
Andere Spieler mit einer solchen Ausbeute an Punkten, Assists und Rebounds in der Postseason sind Oscar Robertson und Nikola Jokic. Es war die dritte Partie seiner Karriere, in der er mindestens 15 Vorlagen ohne Ballverlust verteilte. Nur Chris Paul (13) und John Stockton (14) haben noch mehr. Die Rückkehr seines Vaters auf die Zuschauertribüne, nach einem Vorfall um Giannis Antetokounmpo in der ersten Runde, veredelte die Galavorstellung.
"Die Tatsache, dass er in all diesen Situationen keinen einzigen Ballverlust hatte, ist ziemlich bemerkenswert", staunte sein Trainer Rick Carlisle. "Aber das ist mittlerweile sein Markenzeichen geworden. Irgendwann wird es vielleicht eine neue statistische Kategorie geben, die nach ihm benannt ist."
Offensivspektakel der Nacht: Pacers vs. Knicks
Anders als 48 Stunden zuvor in Spiel 3 zeigten sich beide Offensivabteilungen in bester Verfassung. Die Knicks vertrauten wieder auf die Starting Five mit Mitchell Robinson an Stelle von Josh Hart, was sich jedoch in den ersten 12 Minuten nicht auszahlte. Mit 43:35 gewannen die Pacers das erste Viertel, in dem die meisten Punkte der gesamten Serie erzielt wurden.
Die Gäste, die dringend einen zweiten Auswärtssieg in Indianapolis entführen wollten, drehten die Partie im Verlauf des zweiten Viertels. Unter anderem dank einer erneut vergrößerten Rotation von Knicks-Coach Tom Thibodeau, der neben Hart und McBride auch Delon Wright und Landry Shamet vertraute.
In den fünf Minuten ohne den überragenden Tyrese Haliburton (32 Punkte, 15 Assists, 12 Rebounds) zum Start ins zweite Viertel glichen die Knicks das Spiel zunächst aus und gingen dann durch Karl-Anthony Towns (24 Punkte, 12 Rebounds) mit 52:51 in Führung.
Diese erlangten sie jedoch 1:45 Minute vor der Halbzeit durch einen And-One von Jalen Brunson (31 Punkte) beim Stand von 64:63 letztmals. Denn bis zur Halbzeit assistierte Haliburton erst für Nesmith dann für Tony Bradley und die Pacers sahen ihren Kontrahenten für den Rest des Weges nur noch im Rückspiegel.
Früh nach dem Seitenwechsel preschten die Pacers zu einer zweistelligen Führung. Den Knicks gelang es zwar immer wieder den Rückstand zu verkürzen, doch in unmittelbare Schlagdistanz kamen sie in der Folge nicht mehr. Ex-Knickerbocker Obi Toppin sorgte 46 Sekunden vor dem Ende mit Ablauf der Wurfuhr per Dreier zur viel umjubelten 126:116-Vorentscheidung.
Trend der Nacht: Knicks laden Pacers ein
Während Haliburton zum besten Beispiel wurde, wie man auf den Ball aufpasst, präsentierten sich die Knicks als das komplette Gegenteil. 17 Ballverluste bei nur 17 Assists erlaubten sich die Gäste, die damit genau die Karten der Geschwindigkeit liebenden Pacers spielten.
Spiel 4 | Spiel 3 | Spiel 2 | Spiel 1 | |
Knicks-Turnover | 17 | 15 | 13 | 15 |
Pacers-Punkte nach TO | 20 | 22 | 17 | 27 |
Pacers Fastbreak-Punkte | 22 | 16 | 14 | 13 |
Es lässt sich durchaus ein Trend in den Zahlen ablesen. Bei der jüngsten Niederlage luden die Knicks ihren Gegner öfter zu Fast-Break-Punkten ein, wie in den restlichen Spielen. Den Knicks gelingt es immer weniger die brandgefährliche Transition-Offense ihres Gegners zu unterbinden. Gerade mit Geschenken direkt in die Hände der Pacers, die nicht zu Spielunterbrechungen führen, machen ihnen Probleme. 17 Turnover der Knicks kamen bei 11 Steals der Pacers.
Sidekick der Nacht: Pascal Siakam
Es ist an der Zeit, eine Lobeshymne für Pascal Siakam anzustimmen. Der Kameruner entpuppte sich einmal mehr als Unterschiedsspieler für die Pacers. 30 Zähler bei 11/21 aus dem Feld, 3/4 von Downtown sowie 5/6 Treffern an der Freiwurflinie standen für den Kameruner in 35-minütiger Spielzeit auf dem Statistikzettel.
Zudem übernahm er für einige Sequenzen das Matchup mit Karl-Anthony Towns. Siakam, der Spiel 2 im Madison Square Garden beinahe im Alleingang für die Pacers klaute, scheint immer als Retter in der Not daherzukommen. Egal, ob aus der Midrange, im Fastbreak oder aus dem Postup ergibt sich für die Offensive der Pacers in den meisten Fällen etwas Gutes.
In nun 14 Spielen in den laufenden Playoffs trifft Siakam den Dreier zu überragenden 45,7 Prozent bei 3,3 Versuchen pro Partie. Eine Baustelle in seinem Spiel, die er über seine neunjährige NBA-Karriere stetig verbesserte.
Freiwurfkünstler der Nacht: Bennedict Mathurin
Shai Gilgeous-Alexander und Jalen Brunson polarisieren momentan mit ihrer Fähigkeit, regelmäßig Freiwürfe zu ziehen. Doch was Bennedict Mathurin in nur 12 Minuten in Spiel 4 schaffte, müssen die beiden Stars erstmal nachmachen.
Der Reservist der Pacers verbuchte 20 Punkte bei 5/8 aus dem Feld, dazu traf er 10 seiner 11 Freiwürfe. In nur 12 Minuten!
Vier dieser Freiwürfe kamen nach absichtlichen Fouls am Ende des Spiels, um die Uhr zu stoppen. Der Rest war erarbeitet. Mathurin trat mit einem Selbstbewusstsein und einer Dynamik auf, die in den ersten drei Spielen der Serie nicht zu sehen waren.
Happy End der Nacht: Bedrängter Fan lacht zuletzt
Nach dem Weiterkommen der Knicks in der zweiten Runde gegen die Boston Celtics verbreitete sich ein Video in den sozialen Medien, in dem Knicks-Fans einen Anhänger der Pacers in den Straßen New York bedrängten und mit Müllsäcken bewarfen. Hans Perez, der leidtragende Pacers-Fan, hatte in Spiel 4 das letzte Lachen.
Tyrese Haliburton sprach in der Pat McAfee Show mit Perez und lud ihn für Spiel 4 der Serie ein. Mit dem Sieg und der 3:1-Führung bekam dieser eine kleine Revanche für die Schelte der Knicks-Fans. Ein Happy End einer unschönen Geschichte!
NBA Playoffs, Pacers vs. Knicks: Stimmen der Nacht
Tyrese Haliburton (Indiana Pacers): "Ich wollte beweisen, dass ich eine Antwort finden kann, mit meinem Rücken an der Wand - mit dem Rücken meiner Mannschaft an der Wand. Ich habe das Gefühl, wir haben auf die richtige Weise geantwortet."
Karl-Anthony Towns (New York Knicks): "Wir müssen alle besser sein. Wir müssen besser sein als Team. Es ist unglücklich gelaufen, dass wir heute keinen Weg zum Sieg gefunden haben, obwohl wir es in all den anderen Serien geschafft haben."
Rick Carlisle (Head Coach, Indiana Pacers) über Haliburton: "Er war unser Anführer heute Abend. Wir hatten gestern eine schwierige Videoanalyse, das hat keinen Spaß gemacht. Wir haben einige Dinge in Spiel 3 sich falsch entwickeln lassen und waren heute entschlossen, sie zurück in die richtige Richtung zu biegen."