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Experten erklären Verstappens Extraklasse

Der "Max-Faktor" verschiebt das Formel-1-Limit

Video: Danner: Darum bleibt es ein spannender Dreikampf
11. April 2025, 08:10

Von wegen Langweile! Max Verstappen hat mit seinem Parforceritt beim letzten Formel-1-Rennen in Japan die überlegene Konkurrenz von McLaren geschockt. Vom "Max-Faktor", der die materielle Ungleichheit der Königsklasse neutralisiert, ist die Rede. Doch was heißt das eigentlich? Versuch einer Annäherung.

Als McLaren die Formel 1 letztmals so dominierte wie aktuell, war es 1998 und im Cockpit des Traditions-Rennstalls saßen mit Mika Häkkinen und David Coulthard zwei ausgewiesene Könner. Die Beiden fuhren der Konkurrenz zum Auftakt in Australien und Brasilien derart um die Ohren, dass viele Fans und Beobachter nur noch die Frage stellten, welcher McLaren-Fahrer am Ende Weltmeister würde.

Michael Schumacher pulverisierte diese Frage beim dritten Rennen. Auf der tückischen Piste von Buenos Aires schlug der Rote Baron im Ferrari mit einer seiner Glanzleistungen gegen die Silberpfeile zurück. Die WM entschied sich erst beim Saisonfinale in Japan nach einem Herzschlagfinale zugunsten Häkkinens.

Auch 2025 witterte manch einer nach den ersten Grands Prix in Australien und China bereits die Formel Langeweile. Ganz so eisern wie der "fliegende Finne" und "DC" vor 27 Jahren hatten Lando Norris und Oscar Piastri die Konkurrenz in ihren McLaren-Papayas zwar nicht im Griff – aber immer noch quetschend fest.

Die Fahrer-WM ist vor dem vierten Saisonrennen in Bahrain (das Qualifying am Samstag LIVE auf RTL+) dennoch die engste aller Kisten. Nur ein mickriges Pünktchen liegt Norris trotz eines Materialvorteils vor Titelverteidiger Max Verstappen im launischen Red Bull. Und das, weil der Holländer beim letzten GP-Wochenende mal wieder eine einzigartige Vorstellung aus dem Hut gezaubert hat.

Im Qualifying schnappte Verstappen dem McLaren-Duo mit einer Traumrunde die Pole Position weg. Das Limit tanzte mal wieder nach der Pfeife des Weltmeisters. Am Sonntag verteidigte Verstappen im Land der aufgehenden Sonne seinen Platz im Licht, raste "mit 53 Qualifying-Runden" (so Bullen-Boss Helmut Marko) zum ersten Saisonsieg.

Max Verstappen "auf Knopfdruck" weltklasse

Während die Konkurrenz König Sonne ehrfurchtsvoll Tribut zollte, jubilierte Marko über den "Max-Faktor", der mal wieder den Unterschied gemacht habe. Das Wort war danach in aller Munde. Max als entscheidende Variable in der Faktorgleichung für perfektes Formel-1-fahren. Doch was verbirgt sich dahinter?

"Seine Leistung ist immer optimal. Er beherrscht, was Champions beherrschen: Auf Knopfdruck sowohl physisch als auch mental alles abzurufen. Das macht ihn außergewöhnlich", versucht sich Chefberater Marko im Gespräch mit RTL/ntv und sport.de an einer Definition. Der 27-Jährige brauche auf der Strecke keine Aufwärmphase, könne "alles aus dem Auto herausquetschen, selbst wenn es unterlegen ist".

Das wichtigste Plus Verstappen sei aber "seine Nervenstärke", betont Marko: "Wenn es notwendig ist, bringt er alles auf den Punkt und knallt eine Runde hin, die man zu diesem Zeitpunkt braucht. Er schmeißt nie eine Runde weg, weil er seine Nerven nicht im Griff hat wie andere Fahrer, er steigert sich jedes Mal."

Oder wie es Christian Danner ausdrückt: "Verstappen hat die Fähigkeit, etwas zusammenzufahren, was den anderen nicht gelingt." Der RTL-Experte präzisiert die Fahrkünste des Niederländers. Der Max-Faktor sei schlussendlich eine herausragende "Bedienung der Bedienungs-Elemente Lenkrad, Bremspedal und Gaspedal", erläutert der frühere Formel-1-Pilot. Und diese Bedingungs-Elemente könne Verstappen schlichtweg wie kein Zweiter einsetzen – und zwar so, "dass er sich im maximalen Leistungsbereich des Autos bewegt".

Verstappen sei in der Lage, seinen Fahrstil "an das anzupassen, was das Auto in einem ganz kleinen Fenster macht – eine Grund-Performance, ohne die nichts geht, vorausgesetzt", sagt Danner. Heißt zum Beispiel: "Beim Bremsen nicht einfach brutal in die Eisen steigen und hauruck einlenken, sondern das Auto so zu steuern, dass es einlenkt – die Lenkradbewegung und der Fuß auf dem Bremspedal dabei in einer Harmonie –, und das Heck eben nicht ausbricht."

"Er ist der Größte seiner Zeit – auf einer Ebene mit Senna, Schumacher und Hamilton"

Wer richtig bremst, gewinnt. Wer richtig Gas gibt, natürlich auch. "Für das Rausfahren aus einer Kurve gilt genau das Gleiche", erklärt Danner: "Nicht wie wild aufs Gas drücken. Das Pedal so einsetzen, dass man mit dem Öffnen der Lenkung in einer Art und Weise Gas gibt, dass das Auto tut, was man will: zu beschleunigen, ohne querzustehen."

Derart zu fahren, sei die "ganz feine Linie". In Suzuka habe Verstappen solch eine Götterspur gefunden und in gewohnter Manier befahren. "Das klappt aber auch nicht immer", gibt der RTL-Kommentator zu bedenken. "Man sieht es daran, dass er letztes Jahr mit dem Red Bull im Qualifying und auch im Rennen teilweise Probleme hatte."

Max-Faktor hin oder her, eine Ausnahmestellung hat Verstappen im PS-Zirkus längst eingenommen. "Er ist der Größte seiner Zeit – auf einer Ebene mit Senna, Prost, Schumacher und Hamilton", sagt Marko. Danner stimmt ohne Zögern zu. "Es gibt in bestimmten Abständen immer nur einen, der seine Generation prägt. Das ist Verstappen, er prägt seine Ära."

Und weil das so ist, stehen Verstappen in der Formel 1 auch alle Türen offen – ob er nun 2025 gegen die McLaren-Dominanz ankommt und seinen fünften Titel in Serie einfährt, oder nicht. "Er hat jetzt Unlimited Access", betont Danner: "Was er will, kriegt er, jetzt und in der Zukunft. Wenn er morgen sagt, ich würde gerne Ferrari fahren, wäre ich mir nicht sicher, welcher Ferrari-Mann fliegt – Leclerc oder Hamilton –, aber einer fliegt 100 Pro."

Verstappen "genial, aber nicht faul"

Red Bull ist gefordert. Schafft es der Rennstall nicht, Verstappen WM-würdiges Material unter den Hintern zu schieben, "schaut er halt, wo er das bekommt", räumte Marko bei sport.de jüngst ein. Dass der viermalige Champion entsprechende Performance-Klauseln in seinem bis 2028 laufenden Vertrag hat, die ihm einen vorzeitigen Abgang ermöglichen, ist ein offenes Geheimnis. Aston Martin mit Milliardärs-Eigner Lawrence Stroll und Design-Guru Adrian Newey wird immer wieder als Anlegestelle gehandelt.

"Wenn er morgen sagt, ich will zu Aston Martin, dann schicken die Alonso in den Ruhestand oder sagen Lance Stroll, er soll mal ein Jahr Pause machen. Wenn Verstappen morgen Toto Wolff und Mercedes anruft, gilt das Gleiche – alle Unmöglichkeiten stehen ihm offen", unterstreicht Danner.

Eine ziemlich komfortable Position ist das, aus der Max Verstappen die in dieser Saison vermeintlich unschlagbaren McLaren-Piloten attackiert. Dazu kommt eine scheinbar perfekte "Work-Life-Balance".

Verstappen und Partnerin Kelly Piquet erwarten in Kürze ihr erstes gemeinsames Kind. Dass Verstappen die berüchtigten "Daddy-Zehntel" verliert – darauf solle besser keiner wetten, sagt Marko. Der Erfolg fliege seinem Protegé aber auch nicht einfach in den Mund wie goldgebratene Tauben. "Er ist genial, aber nicht faul."

Verstappen sei einer "wie Picasso", schwärmt die Eminenz der Bullen. "Er liebt das Schöne und Elegante und er hat dieses Geniale." Der Faktor Max – vielleicht ist er tatsächlich am ehesten mit Anleihen aus der Kunstwelt zu fassen.

Fahrerwertung

#FahrerTeamPunkte
1AustralienOscar PiastriMcLaren324
2GroßbritannienLando NorrisMcLaren293
3NiederlandeMax VerstappenRed Bull Racing230
4GroßbritannienGeorge RussellMercedes AMG F1 Team194
5MonacoCharles LeclercFerrari163

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