Max Verstappen war der strahlende Sieger beim Großen Preis von Japan in Suzuka. Der viermalige Formel-1-Weltmeister stellte einmal mehr seine außergewöhnlichen fahrerischen Fähigkeiten unter Beweis fuhr seinen umjubelten ersten Saisonsieg ein.
Im sport.de-Debrief erfahrt ihr, wie Max Verstappen in seinem Red Bull ein gesamtes Rennen vor den vermeintlich überlegenen McLaren-Konkurrenten Lando Norris und Oscar Piastri fahren konnte, was eine McLaren-interne Stallorder hätte bewirken können und warum es für Ferraris und Mercedes nicht weiter nach vorne ging.
Mit einer fehlerfreien Fahrt gewann Max Verstappen das Rennen in Suzuka denkbar knapp vor den beiden McLaren-Piloten Lando Norris und Oscar Piastri, die lediglich 1,4 beziehungsweise 2,1 Sekunden nach dem Niederländer die Zielflagge sahen. Die Basis für seinen ersten Saisonsieg legte der amtierende Weltmeister aber schon am Samstag mit einer sensationellen Runde im Qualifying, die ihm um zwölf Tausendstelsekunden (umgerechnet 80 Zentimeter auf der 5,807 Kilometer langen Strecke) die Pole Position einbrachte.
Nachdem Verstappen im Rennen auch den Start gewann, blieben McLaren nur noch wenige Optionen, Norris oder Piastri am Führenden vorbei zu bekommen. Für ein Überholen auf der Strecke war der Performance-Vorteil einfach nicht groß genug. Und auch der Versuch, den Red-Bull-Fahrer beziehungsweise sein Team in einen Fehler zu treiben, misslang. Somit blieb als letzte Option noch die Strategie übrig.
Auf der teilweise neuasphaltierten Strecke war der Reifenverschleiß sehr gering, was einerseits zu einem klaren Ein-Stopp-Rennen führte und anderseits die verschiedenen Varianten (Undercut, Overcut oder Offset) weniger effektiv machte.
Letztlich entschieden sich die Strategen am McLaren-Kommandostand etwas überraschend, den drittplatzierten Oscar Piastri zuerst zum Reifenwechsel zu holen und somit eher unüblich den vor ihm fahrenden Teamkollegen der Gefahr eines Undercuts auszusetzen. In der folgenden Runde reagierten aber Verstappen und auch Norris sofort, stoppten ihrerseits, und stellten die vorherige Reihenfolge wieder her.
Leclerc rettet P4 vor den Mercedes
Einzig ein kleines Duell zwischen den beiden WM-Rivalen Norris und Verstappen direkt am Boxenausgang, hervorgerufen durch einen um 1,2 Sekunden längeren Boxenstopp des Niederländers, brachte noch etwas Unruhe. Letztlich blieb aber auch das folgenlos, da Verstappen seine Führung knallhart verteidigte.
Interessant war in dieser Phase, dass McLaren den letzten Willen vermissen ließ, Verstappen unter Druck zu setzen. Der Abstand zum viertplatzierten Leclerc im Ferrari wäre eigentlich groß genug gewesen, um die beiden Autos zu splitten, ohne Punktverluste für das Team zu riskieren.
Mit unterschiedlichen Strategien hätte McLaren den Widersacher im Red Bull zwingen können, gegen einen McLaren abzusichern, während der andere wiederum hätte versuchen können, von dieser Situation zu profitieren. Dies hätte aber zur Folge gehabt, dass ein McLaren die schlechtere Strategie gegenüber seinem Teamkollegen gehabt hätte. Diesen Nachteil wollte man wohl bei McLaren teamintern vermeiden, auch wenn es am Ende dieses Tages bedeutete, Verstappen den Sieg leichter zu machen.
Ferrari mit Leclerc folgte mit einem gehörigen Respektabstand auf Platz 4 (16,1 Sekunden zurück), knapp vor den Mercedes-Rivalen George Russell (17,4 Sekunden hinter Verstappen zurück) und Kimi Antonelli (18,7 Sekunden zurück).

Tsunoda enttäuscht mit Platz zwölf bei Red-Bull-Debüt
Die schlechter platzierten Teamkollegen bei Mercedes und Ferrari versuchten mit alternativen Strategien noch, zumindest etwas Farbe ins Rennen zu bringen. Antonelli verlängerte seinen ersten Stint, um gegen Rennende dank frischerer Reifen auf Russell aufzuholen. Außer den ersten Führungsrunden seiner Karriere blieb am Ende aber trotzdem nur der sechste Platz.

Lewis Hamilton ging noch einen Schritt weiter und drehte die Reifenwahl um. Während die restliche Spitze das Rennen mit Medium begann, versuchte Hamilton es mit Hard. Der längere erste Stint brachte zwar einen zwischenzeitlichen Platz 2, nach dem fälligen Stopp ging es jedoch wieder auf den "regulären" siebten Rang.
Ähnlich wie bei Youngster Antonelli hätten auch beim Rekordweltmeister hätte nur Regen oder eine Rote Flagge zu Rennmitte die jeweilige Strategie zum Erfolg geführt. Einen Versuch war es aber allemal wert. Generell scheint Hamilton aber immer noch Probleme zu haben, mit dem Ferrari und seinem neuen Team eine Einheit zu bilden.
Hinter den Top-Autos reihten sich Isack Hadjar (P8, Racing Bulls), Alexander Albon (P9, Williams) und Oliver Bearman (P10, Haas) mit starken Rennen ein und holten noch die letzten WM-Punkte.
Yuki Tsunoda, Verstappens neuer Teamkollege bei Red Bull, bezahlte im Rennen teuer für sein vermasseltes Qualifying. Von Startplatz 14 konnte er zwar zwei Positionen gut machen. Mehr als P12 war aber nicht drin, von den anvisierten Punkten ganz zu schweigen.
Zur Person:
Christian Danner schaffte 1985 mit dem Gewinn der Formel-3000-Europameisterschaft den Sprung in die Formel 1. Bis 1986 fuhr er in der Königsklasse für mehrere kleine Teams und errang bei 36 Grand-Prix-Starts vier WM-Punkte. Danach fuhr er in der US-amerikanischen IndyCar-Serie und avancierte zum ersten deutsche Rennfahrer, der in Formel 1 und IndyCar Punkte holte. In der DTM gewann Danner zwischen 1988 und 1996 fünf Rennen, 1997 zog er sich aus dem Motorsport zurück. Von 1998 bis 2022 kommentierte der Bayer an der Seite von Heiko Waßer die Formel 1 bei RTL. Danner arbeitet als TV-Experte und Fahrsicherheitstrainer. Folgt Christian Danner auf Instagram.
Steffen Kosuch, ein ehemaliger Moto-Cross-Fahrer, ist seit Anfang der 2000er Jahre Teil des Formel-1-Teams bei RTL. Als ehemaliger Renningenieur und Berater der FIA kümmert er sich bei RTL um Rennstrategie, Performance-Analysen, Reglementfragen und die Werbeplanung.