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Bankplatz der Legende nicht würdig

FC Bayern ohne Müller: Unvorstellbar - aber logisch

Video: Experte: So geht's im Müller-Poker weiter
01. April 2025, 17:04

Thomas Müller und der FC Bayern: Was eigentlich untrennbar erschien, könnte sich im Sommer (zumindest vorerst) auf unterschiedliche Pfade begeben. Dass der deutsche Rekordmeister seiner Ikone keinen neuen Vertrag offerieren könnte, mutet wie ein Sakrileg an, ist aus Klubsicht aber nachvollziehbar.

Soviel vorab: Thomas Müller darf sich schon seit geraumer Zeit zu den größten Spielern zählen, die der deutsche Fußball hervorgebracht hat.

Seine 131 A-Länderspiele toppen lediglich Lothar Matthäus (150) und Miroslav Klose (137), 45 Tore für das DFB-Team überbieten lediglich fünf Spieler. Der zwölfmalige Gewinn der deutschen Meisterschaft ist einzigartig, Müllers Titelsammlung (u.a. 1 x WM, 2 x CL, 12 x Meisterschaft, 6 x Pokal) atemberaubend. Mit einem einzigen Verein gewann lediglich ManUnited-Legende Ryan Giggs mehr Trophäen als der beste Vorlagengeber der Bundesliga-Geschichte.

Kurz: Im europäischen Spitzenfußball haben nur sehr wenige Lichtgestalten ähnlichen Einfluss auf die Erfolgsgeschichte eines Klubs ausgeübt -dennoch ist nachvollziehbar, dass der FC Bayern seiner Ikone keinen Blankoscheck ausstellt.

Denn aller Verdienste zum Trotz kristallisiert sich seit Tagen heraus, dass zumindest Müllers Zeit als aktiver Fußballer an der Säbener Straße im Sommer enden könnte. Der Kontrakt des 35-Jährigen läuft am 30. Juni aus, eine Verlängerung ist, glaubt man dem Gros der Berichte, nicht geplant. Andere Quellen sehen zumindest noch eine Rest-Chance auf eine weitere Spielzeit, sofern Müller drastisch von seinem kolportierten Top-Gehalt abrückt. Dies soll der "Bild" zufolge bei rund 17 Millionen Euro liegen - und damit mehr als stattlich ausfallen.

Allein mit seiner ewigen Vereinszugehörigkeit hat sich das Münchner Eigengewächs diesen Kontrakt freilich nicht verdient: Bereits in seiner ersten vollen Profisaison 2009/10 brillierte Müller wettbewerbsübergreifend mit 19 Toren und 16 Vorlagen - ein frühes Versprechen, das Müller immer wieder erfüllte oder übererfüllte und das letztlich, 2019/20 im Bundesligarekord von 21 Vorlagen gipfelte.

Eine Bestmarke, die er gleich zweimal, zuletzt 2021/22, einstellte.

Mehr als Bundesliga-Durchschnitt, aber ...

Nach letztgenannter Saison erfolgte allerdings auch eine Zäsur in der Karriere des Assist-Monsters. 2022/23 und 2023/24 rückte Müller vermehrt ins zweite Glied, bestritt in der Liga rund 1000 Minuten weniger als in den Jahren zuvor. Im Schnitt ist Müller seitdem noch alle 118 Minuten an einem Treffer beteiligt, sein vorheriger Karrierewert lag bei 100 Minuten, in den drei Jahren vor dem Sommer 2022 sogar im Schnitt bei lediglich 92 Minuten.

Torbeteiligungen Thomas Müller
JahrTorbeteiligungenMinutenSchnitt
09/10354040115
10/11383942103
11/12313914126
12/1340357389
13/1440357589
14/1539358091
15/1645382184
16/17293005111
17/1833312794
18/19253251130
19/2040349987
20/2139377096
21/2238356593
22/23212331116
23/24192180114
24/25*101260126

* Saison läuft noch

Dass Müller auch im fortgeschrittenen Fußballeralter in den Saisons 2022/23, 2023/24 und in der laufenden Spielzeit noch an ein Niveau an den Tag legt, das ihn vom Bundesliga-Durchschnitt abhebt, steht außer Frage. Selbiges gilt jedoch für den Umstand, dass der Einfluss des Offensiv-Allrounders auf das Spiel des FC Bayern nachlässt. 

Einen Aspekt können die blanken Zahlen natürlich dennoch nicht abdecken: Müllers herausragende Stellung für das Teamgefüge. Seit Jahren taucht "Radio Müller" immer wieder auf, wenn aktuelle oder ehemalige Spieler des deutschen Rekordmeisters enthüllen, wer ihnen die Eingewöhnung im Team leichter gemacht hat. Videos, die den deutschen Champions-League-Rekordtorschützen zeigen, wie er seinen Kollegen auf dem Trainingsplatz einen spitzbübischen Spruch hinterherschickt, sind ohnehin den wenigsten Fußballfans fremd.

Genau hier liegt allerdings auch eine Gefahr: Sinkt Müllers Einsatzzeit beim FC Bayern weiter, könnte die Rolle des "Klassenclowns" schlicht zu sehr in den Vordergrund, der ebenso unkonventionelle wie herausragende Fußballer Müller in den Hintergrund rücken. Eine Entwicklung, die Müller bei aller an den Tag gelegten Leichtigkeit kaum zusagen dürfte.

Letztlich sind lockere Sprüche auch nur die eine, der enorme Ehrgeiz und die Arbeit, die einer mehr als 15-jährigen Karriere auf allerhöchstem Niveau zugrunde liegen, die andere Seite des "Raumdeuters". 

Vom FC Bayern "vor den Kopf gestoßen"?

Glaubt man der "Bild", soll Müller bereits ob der Berichte um sein Ende als Bayern-Profi wenig begeistert gewesen sein. Der FC Bayern habe Müller "ziemlich vor den Kopf gestoßen", erklärte Reporter Christian Falk bei "Welt TV". Dass man ihm, ganz unabhängig von den Zahlen, bislang kein Angebot vorgelegt habe, soll den Routinier "verblüfft" haben.

Nicht auszuschließen ist daher, dass Müller selbst die Zeichen der Zeit erkennt und die Reißleine zieht. RTL-Reporter Timo Latsch fasste die Causa unlängst perfekt zusammen: Emotional betrachtet sei die Nachricht des nahenden Abschieds des Spielers Thomas Müller ein "Messerstich ins Herz jedes Bayern-Fans". Rational gesehen sei das Ausbleiben eines neuen Vertragsangebots allerdings völlig nachvollziehbar. Ein Jahr auf der Ersatzbank sei einer Legende wie Thomas Müller schlicht "nicht würdig".


Im Video: Müller-Aus ein "Messerstich ins Herz jedes Bayern-Fans"

Video: Experte erklärt: So könnte es für Müller weitergehen

Eine Kerbe, in die bereits eine andere Bayern-Ikone schlug: Bei der Premiere der Thomas-Müller-Dokumentation "Einer wie keiner" erklärte Uli Hoeneß laut "Sky" bei "Prime Video" im Februar: "Wenn er nur noch Einwechselspieler ist, würde ich ihm raten, aufzuhören. Das ist seiner großen Karriere nicht würdig. Ein Thomas Müller, der ständig auf der Bank sitzt, das kann auch nicht eine Lösung sein!"

Bleibt eine große Frage: Lässt Müller seine Karriere abseits Europas, vorzugsweise im US-Fußball, ausklingen - oder hängt er die Schuhe endgültig an den Nagel? Erstere Option ist sicher verlockend, zweitere würde Müller hingegen noch stärker mit der Geschichte des FC Bayern verweben.

So oder so ist aber wohl ausgeschlossen, dass sich die Wege zwischen Müller und seinem FC Bayern lange trennen. Der ewige Fanliebling ist schlicht wie geschaffen für eine Rolle im Klub - vielleicht sogar dafür, in die übergroßen Fußstapfen von Hoeneß zu treten. 

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