Die New England Patriots haben sich mit Stefon Diggs auf eine Zusammenarbeit in der NFL geeinigt. Damit hat Quarterback Drake Maye endlich einen Top-Wide-Receiver an seiner Seite. Doch was heißt das nun für die weitere Planung New Englands und wie viel hat Diggs noch im Tank?
Schon seit der vergangenen Saison hatten die Patriots immer wieder vergeblich versucht, neue Top-Receiver an Land zu ziehen. In der Free Agency scheiterte man mit teils äußerst sportlichen Angeboten bei Leuten wie Calvin Ridley im Vorjahr oder Chris Godwin in dieser Saison. Zudem gibt es ein Gerücht, das besagt, dass man es in diesem Jahr auch via Trade bei D.K. Metcalf versucht habe, der aber lieber zu den Steelers ging.
Die Verpflichtung von Stefon Diggs ist daher ein erstes Ausrufezeichen in dieser Hinsicht, denn er hat nach wie vor einen großen Namen und dürfte vermutlich auf dem Papier der talentierteste Patriots-Receiver seit Randy Moss sein. Jener verließ Foxborough im Jahr 2010.
Diggs ist viermaliger Pro-Bowler und stand 2020 sogar im All-Pro First Team. Er ist ein Topspieler, der allerdings alterstechnisch nun auch schon auf der falschen Seite der 30 (31) steht und von einem Kreuzbandriss zurückkehrt. Was also ist von ihm noch zu erwarten im Zusammenspiel mit Drake Maye?
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Patriots planen zukunftsgerichtet
Die jüngere Vergangenheit hat gezeigt, dass Wide Receiver, die von Kreuzbandverletzungen zurückgekehrt sind, in der Regel fast ein Jahr gebraucht haben, um wieder vollständig fit zu werden. Das droht somit auch Diggs. Allerdings ist alles, was die Patriots derzeit machen, ohnehin mit der längerfristigen Zukunft im Auge zu betrachten, da man selbst mit einem perfekten Draft wohl immer noch mindestens eine weitere gute Offseason davon entfernt ist, wirklich wieder anzugreifen - wenn alles gut läuft, versteht sich.
Doch schon jetzt - die Prognose ist laut "ESPN", dass Diggs in Woche 1 auf dem Feld stehen dürfte - könnte Diggs dabei helfen, die Offense insgesamt besser zu machen. Die Hoffnung der Patriots dürfte ohnehin sein, dass es Maye mit Diggs' Hilfe gelingt, selbst den nächsten Schritt zu machen. Er hat per se das Zeug zu Großem, braucht dafür aber eben auch entsprechend gute Mitspieler, die ihm als Rookie abgegangen waren. Diggs ist nun der erhoffte Nummer-1-Receiver, den es so lange nicht gegeben hat in New England.
Diggs ist vor allem ein echter Outside-Receiver, den es im Kader New Englands einfach nicht gab. Nahezu alle Spieler in diesem Receiving Corps sind von ihren Anlagen her eher Leute, die man in den Slot stellt. Dort spielte Diggs zwar 2024 auch überwiegend für die Houston Texans (52,8 Prozent der Snaps), doch gab es zu Saisonbeginn mit Nico Collins und Tank Dell eben auch zwei starke Outside-Receiver, die es möglich machten, dass sich Diggs eher auf den Slot konzentrieren konnte.
Entsprechend kam er in den acht Spielen für die Texans auf die kürzeste durchschnittliche Target-Tiefe seiner Karriere (8,7 Air Yards), hatte dadurch jedoch auch die höchste durchschnittliche Separation (Abstand vom nächsten Verteidiger beim Pass) in seiner Zeit in der Liga (3,0 Yards). Auch sah er die wenigsten Deep Targets (mehr als 20 Air Yards) seiner Karriere (9,4 Prozent) und die wenigsten Pässe in enge Fenster (10,9 Prozent).
Patriots: Klare Rolle für Diggs
All das dürfte sich jetzt wieder ändern, wenn er wieder hauptsächlich außen spielen wird. Maye wiederum wird schon davon profitieren, dass Diggs über herausragende Hände verfügt. Diggs brachte es auf eine Catch Rate over Expected laut "Next Gen Stats" von +7,9 Prozent. Der einzige Patriots-Receiver, der im Vorjahr besser war, war Kendrick Bourne, der es auf +11,9 Prozent brachte.
Bemerkenswert ist zudem, dass Diggs seine Effizienz in einem neuen Team und trotz neuer Rolle nochmal gesteigert hat. Kam er 2023 in seinem letzten Jahr in Buffalo noch auf 0,17 EPA/Play, waren es in Houston 0,26 EPA/Play. Schaut man nun auf die Patriots-Receiver der Saison 2024, dann übertrifft lediglich Marcus Jones diesen Wert (1,52 EPA/Play), doch der Cornerback (!) lief in der gesamten Saison nur drei Routes und hatte auch nur ein Target in der Offense ...
Die Frage wird in der Tat sein, wie schnell Diggs zu seinem Top-Niveau finden kann oder zumindest in die Nähe davon kommen wird. Doch selbst wenn er nur mit Präsenz glänzen sollte, würde von ihm immer noch eine gewisse Gefahr in den Augen des Gegners ausgehen. Man kann ihn nicht außer Acht lassen. Und das allein wird schon helfen, die Statik im Spiel der Patriots zu verändern. Mit Diggs auf X ergeben sich klarere Rollen für die restlichen Receiver.
Bourne kann genauso wie Kayshon Boutte auf Z spielen und Pop Douglas wie gehabt im Slot bleiben. Keiner würde deutlich außerhalb seiner Komfortzone agieren, was helfen mag, denn bis auf Douglas spielte zuletzt eigentlich keiner dort, wo er tatsächlich hingehört.
Runde | Pick | Bemerkungen |
---|---|---|
1 | 4 | - |
2 | 38 | - |
3 | 69 | - |
3 | 77 | Von Atlanta |
4 | 106 | - |
5 | 144 | - |
7 | 217 | Von Tennessee |
7 | 220 | - |
7 | 238 | Von Los Angeles |
Patriots: Wird Diggs zum King Maker?
Die Gefahr, die sich allerdings auch für die Patriots aus dieser neuen Konstellation und dieser für sie so seltenen Star-Verpflichtung ergibt, ist jedoch auch der Ruf, der Diggs nachhängt. Er hat damals Minnesota im Unfrieden verlassen und auch der Abgang aus Buffalo verlief nicht unbedingt freudig. Immer wieder war zu hören, dass er mit seiner Rolle nicht zufrieden war, womöglich auch aus seiner Sicht zu wenige Targets sah. Nun wird er ebenfalls unter Beobachtung stehen, denn Maye hat nun zwar seinen Go-To-Guy gefunden, doch zu ihm muss er nun auch entsprechend häufig werfen, damit Diggs bei Laune bleibt - speziell dann, wenn es sportlich anfangs weiterhin überschaubar laufen sollte.
Auf der anderen Seite jedoch kann Diggs eben nun auch als eine Art King Maker fungieren. So, wie er es 2020 und in den folgenden Jahren mit Josh Allen gemacht hat, der ähnliche Anlagen wie Maye hat und anfangs noch sehr roh war. Dessen erste elitäre Saison - für ihn die dritte in der NFL - kam just nach Diggs' Ankunft im Jahr 2020. Gut möglich, dass es Maye nun ähnlich ergeht.
Um das letztlich zu bewerkstelligen, müssen jedoch noch einige weitere Lücken geschlossen und Upgrades vorgenommen werden. Left Tackle bleibt das größte Problem, Pass Rush ein anderes. Doch mit Diggs an Bord ist die Last auf den Schultern der Funktionäre geringer geworden, auf Teufel komm raus einen Top-Receiver im Draft zu finden, was ihnen in Foxborough schon seit Jahrzehnten nicht mehr gelungen ist.
Der Plan war es ohnehin, an Position 3 im Draft den besten verfügbaren Spieler zu ziehen. Ein Wide Receiver wird dies sehr sicher nicht sein.