Die Formel-1-Saison 2025 steht vor der Tür! Reicht es für Max Verstappen zum fünften WM-Titel in Folge? Blüht Lewis Hamilton bei Ferrari wieder auf? Und wie schlimm wird das Jahr für Nico Hülkenberg? Die sport.de-Redakteure haben dazu eine klare Meinung.
Die Spannung vor dem ersten Rennen der neuen Formel-1-Saison ist förmlich zu spüren. Das Kräfteverhältnis an der Spitze scheint so ausgeglichen wie selten. Auch dahinter geht es eng zu. Vor dem Auftakt in Melbourne stellt die sport.de-Redaktion vier Thesen auf - und liefert Antworten.
Die Verstappen-Ära endet
Chris Rohdenburg: Wenn mit "Ära" die WM-Titelsammelphase gemeint ist? Dann: Vorerst ja. Wenn damit gemeint ist, dass Verstappen auch 2025 ein deutliches Wörtchen mitreden wird bis zum Schluss, dann nein. Denn Verstappen ist einfach als Fahrer das Maß aller Dinge.
Martin Armbruster: Verstappen mag fahrerisch das Maß der Dinge sein. Aber auch der Holländer kann nur gewinnen, wenn er das entsprechende Auto hat. Hat er das nicht - siehe die zweite Saisonhälfte der Vorsaison - kitzelt er zwar noch immer die Extrazehntel heraus, zum Gewinnen reicht es aber nicht. Red Bull befindet sich nach dem Abgang zahlreicher Topleute in einer Phase der Sortierung und wird 2025 zu schwach sein. Fünf Titel in Serie - dieser Rekord bleibt in Schumacher-Hand.
Christian Schenzel: Die Ära geht weiter und er holt Titel Nummer fünf. Punkt. Warum? Zum einen, weil er der beste Fahrer ist. Zum anderen, weil Red Bull ein Team ist, das aus den eigenen Fehlern lernt und die aus 2024 nicht wiederholen wird. Es würde mich nicht wundern, wenn der RB21 sehr schnell auf dem Niveau des McLarens ist. Und dann ist Max nicht zu schlagen.
Mats-Yannick Roth: Eine Ära im Leistungssport definiert sich nicht bloß aus den großen Weltmeistertiteln; denn für diesen wird es in 2025 für Max Verstappen in seinem RB21 nicht reichen. Der beste Fahrer im 20er-Feld wird sein Ausnahmetalent trotzdem immer wieder unter Beweis stellen können. Die Ära Max Verstappen ist auch ohne den fünften Titel in Serie längt nicht vorbei.
Hamilton ist gegen Leclerc chancenlos
Chris Rohdenburg: Hamilton wird Weltmeister - im Ausreden finden! Gut, vielleicht ein wenig übertrieben formuliert, aber bei aller Euphorie, die derzeit rund um den Superstar der Formel 1 herrscht, wird der Altmeister gegen Leclerc in 2025 keine Chance haben. Zu lange ist der Monegasse schon dabei, um sich ganz sicher nicht die Olivenbutter vom Panini nehmen zu lassen. Und Hamilton wird dann erklären müssen, warum er als Rekordchampion sich doch so schwer tut bei der Scuderia.
Christian Schenzel: Leclerc war drei Jahre lang in Folge stärker als Carlos Sainz. Ist Hamilton ein besserer Fahrer als Sainz? Ich denke nicht (mehr). Hamilton ist immer noch gut, aber Leclerc wird ihn deutlich in die Schranken weisen und das teaminterne Duell mit mindestens 50 Punkten Vorsprung gewinnen.
Martin Armbruster: Ob Lewis Hamilton mit Ferrari gleich ein Wörtchen um den Titel mitredet, sei dahingestellt. Dass ihn Leclerc bügelt wie er einst Sebastian Vettel gebügelt hat, sehe ich nicht. Dazu ist Hamilton noch viel zu motiviert - und einfach viel zu gut. Vor allem im Renntrimm, in Sachen Reifenmanagement und Renneinteilung wird der Altmeister dem Ferrari-Prinzen zeigen, wo der Barthel den Most holt.
Mats-Yannick Roth: Die Liste an Fahrfehlern, die Charles Leclerc in den letzten Jahren in aussichtsreichen Renn-Situationen produziert hat, ist mittlerweile ganz schön lang. Dem gegenüber steht Lewis Hamilton, der seit bald zwei Dekaden als einer der konstantesten Piloten überhaupt gilt. Auf das lange Jahr mit 24 Rennen gesehen wird Lewis Hamilton seine Spitzen setzen - und alles andere als chancenlos gegen den eigenen Teamkollegen sein.
Mercedes hat sich mit Antonelli ein Eigentor geschossen
Christian Schenzel: Fakt ist, dass Mercedes mit ihm ein enorm hohes Risiko eingeht. Das kann sich auszahlen. Allerdings darf sich Toto Wolff gerne mal bei Christian Horner erkundigen, wie schwer es Neulinge in einem Top-Team für gewöhnlich haben. Das wissen auch die Silberpfeile, die Antonelli aus Gründen nur einen Einjahresvertrag gegeben und die Hintertür für Max Verstappen offen gelassen haben.
Mats-Yannick Roth: Als Rookie wird er gegen George Russell teamintern keine Chance haben, dafür ist der Brite mittlerweile viel zu konstant unterwegs. Spannend wird sein, wie viele Fahrfehler Antonelli im ersten Jahr Königsklasse unterlaufen werden, die die Richtigkeit seiner Beförderung infrage stellen könnten. Meine Prognose: Es werden viele sein!
Chris Rohdenburg: Kimi ist zwar Anto-Schnelli, das hat er bei seinem F1-Debüt im Training von Monza bereits angedeutet, doch darüber hinaus ist der junge Italiener eben auch noch ein Heißsporn und unerfahren. Dementsprechend wird Mercedes, das es ohnehin sportlich nicht leicht haben wird in 2025, den ein oder anderen Crash-Euro mehr ausgeben müssen.
Martin Armbruster: Endlich mal wieder ein schneller Italiener in der Formel 1. Ja, Andrea Kimi Antonelli wird in der ersten Saisonhälfte den ein oder anderen Schrotthaufen hinterlassen. Mit Toto Wolff weiß er aber einen fürsorglichen Teamchef an seiner Seite, der ihn in die Spur bringen wird. Antonelli wird schnell lernen und zum Saisonende auf Russell-Niveau fahren.
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Hülkenbergs größter Gegner ist das eigene Team
Chris Rohdenburg: Der "Hülk" kann es, das hat er in den letzten Jahren immer und immer wieder beweisen. Allein: Bislang fehlte ihm der richtige Untersatz. In dieser Hinsicht ist Sauber derzeit die wahrscheinlichste undankbarste Station für den Deutschen, der schon jetzt auf 2026 hinfiebern dürfte und hoffen wird, dass mit Audi und den neuen Regeln alles besser wird.
Martin Armbruster: Wer will da widersprechen?! Nico Hülkenberg hat mit Sauber kurzfristig die A-Karte gezogen, der Bolide der Schweizer rollt so gemächlich wie die Sätze eines alteingesessenen Eidgenossen aus dem Kanton Appenzell Innerrhoden (oder Ausserrhoden). Der Routinier wird mit unterlegenem Material dennoch einmal mehr seine Klasse unter Beweis stellen und bei entsprechenden Bedingungen das ein oder andere Ausrufezeichen setzen.
Mats-Yannick Roth: Ja, Hülkenberg wird auch im zwölften Jahr als Stammfahrer keinen Podestplatz einfahren und ja, erneut liegt das vor allem am unterlegenen Auto. Der Wechsel zu Sauber bzw. Audi wird sich für den Deutschen noch bezahlt machen - aber noch nicht in 2025. Er wird trotzdem für gute Stimmung innerhalb des Teams sorgen und es mit Sicherheit nicht als Gegner wahrnehmen.
Christian Schenzel: Das ist leider so. Aber, da bin ich bei Martin: Lass es irgendwo regnen, stürmen oder sonstwas, und Hülkenberg wird zum x-ten Mal zeigen, dass er aus einem unterlegenen Auto mehr rausholen kann als viele andere Fahrer. Ich lege mich fest: In irgendeine Top-10-Platzierung wird er 2025 reinstolpern - und damit für das deutsche Highlight des Formel-1-Jahres sorgen.