Die Testfahrten zur neuen Formel-1-Saison haben für etwas Ernüchterung bei Red Bull geführt. Berater Helmut Marko erklärt gegenüber RTL/ntv und sport.de, wieso er trotzdem nicht enttäuscht von dem neuen Boliden ist und wie groß der Abstand zum wohl größten Konkurrenten McLaren wirklich ist.
Die angestrebte WM-Titelverteidigung von Max Verstappen in der Formel 1 könnte für Red Bull eine extrem herausfordernde Aufgabe werden. Mastermind Helmut Marko deutet im exklusiven Interview mit RTL/ntv und sport.de einen harten Kampf an - nicht nur mit McLaren.
Helmut Markos Aussagen gibt es auch oben im Video, das sich anstelle des Artikelbilds öffnet.
Marko sieht die Breite der Siegesanwärter als "deutlich gewachsen" an. "Es wird meines Erachtens ein Dreikampf bzw. Vierkampf zwischen McLaren, Mercedes, Ferrari und uns", sagt Marko. "Wobei McLaren, wenn man die Testergebnisse hernimmt, bereits einen Vorsprung hat. Das war sowohl in den Short- als auch in den Long Runs so." Das sei noch "nicht alarmierend. Wir haben einen Fortschritt gemacht, aber derzeitiger Favorit ist ganz klar McLaren."
Die Formel-1-Welt rätselt: Wie groß ist der Abstand auf McLaren wirklich?
"Es ist schwer zu sagen, wie das genau aussieht, denn die Wetterbedingungen waren völlig außer der Norm. Es war kalt, es war starker Wind. Es hat sogar geregnet", erklärt Marko. Und zu den gleichen Zeiten sei Verstappen keine Long Runs gefahren. Die Vergleichbarkeit ist also ein Problem.
"Es war nur am Mittwoch der Fall, da waren wir auf Augenhöhe mit McLaren. Aber am Freitag, am letzten Tag würde ich sagen, dass unser Rückstand im Long Run derzeit noch zwei bis drei Zehntel beträgt. Wobei noch dazu kommt, dass der Reifenverschleiß bei McLaren auch deutlich besser war, als es unsere Daten angezeigt haben", so Marko.
Formel 1: Marko will von McLaren-Duell "profitieren"
Die Favoritenrolle in der WM schiebt der 81-Jährige erst mal McLaren zu. "Wenn man den Test in Bahrain hernimmt, dann ist es Lando Norris, der deutlich besser zurechtkam als Oscar Piastri", sagt Marko. "Wobei ich aber glaube, dass das nur eine Erscheinung von Bahrain war. Ich schätze Piastri gleich stark ein und ich hoffe, dass auch damit sich die beiden Punkte wegnehmen und wir davon profitieren."
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Die These geht so: Ein wilder Zweikampf der beiden starken McLaren-Piloten würde dann Red Bull, insbesondere Titelverteidiger Verstappen, im WM-Kampf in die Karten spielen. Denn im Vergleich zu den Briten ist Verstappen der unangefochtene Teamleader.

"Bei uns ist Max ist die klare Nummer eins, und ich glaube nicht, dass Piastri sich freiwillig zur Nummer zwei deklarieren lässt. Und das hat man schon in der vorigen Saison gesehen: Auf gewissen Strecken war er ebenbürtig, wenn nicht sogar schneller als Lando. Aber der Vorteil ist, dass McLaren derzeit wieder ein Auto hat, das - wenn man jetzt Bahrain hernimmt - mit jedem Reifentyp und mit jeder Temperatur sehr gut zurechtkommt."
Marko setzt auf den Joker Max Verstappen
Der Österreicher betont, dass er "nicht enttäuscht" von dem neuen RB21 sei. "Aber es wäre schön gewesen, wenn unsere Adaptionen und Neuerungen auf Anhieb funktioniert hätten." Er erkenne durchaus eine positive Tendenz: "Das Auto ist mehr vorhersehbar. Das Auto reagiert auf technische Sachen so, wie es reagieren soll. Es ist nicht diese Willkür, die wir im vergangenen Jahr hatten."
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Die neuen Teile hätten teils funktioniert, teils auch "nicht funktioniert", so Marko. "Das heißt, da ist noch eine Entwicklung und Verbesserung im Bereich des Möglichen mit dem bestehenden Material."
Dafür habe Red Bull aber ein weiteres Ass. "Wenn also das Auto nicht optimal ist, dann haben wir den Joker Max, der dann seine fahrerische Brillanz ins Spiel bringen muss."
Klar ist aber: "Mit dem Auto ist McLaren überall Favorit". Auch beim Saisonstart in Melbourne.
Die neue Saison der Formel 1 beginnt mit dem Großen Preis von Australien (14. bis 16. März, live bei Sky). Anschließend reist der F1-Tross nach China, das Rennen von Shanghai zeigt RTL wie sechs weitere live im Free TV.




