Borussia Dortmund hat in der Bundesliga vorerst wieder in die Spur gefunden, nun trifft der BVB in der Champions League auf OSC Lille. Cheftrainer Niko Kovac hält die Spannung vor dem so wichtigen Achtelfinal-Hinspiel am Dienstag (21:00 Uhr) hoch.
Niko Kovac tritt nach den zwei gewonnenen Liga-Spielen des BVB auf die Euphoriebremse. "Es gibt nichts zu beschönigen. Es ist bei Weitem noch nicht das, was wir erreichen wollen und können", stellte der Cheftrainer von Borussia Dortmund am Montagmittag vor dem Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen Lille OSC auf der Pressekonferenz klar.
Dennoch hob Kovac hervor, dass es in den vergangenen Wochen gelungen sei, "ein bisschen Stabilität" in das wacklige Dortmunder Spiel zu bekommen.
"Defensiv stehen wir schon sehr gut, in sechs Spielen gab es nur vier Gegentreffer", fügte Kovac hinzu: "Davon haben wir uns noch zwei selbst reingelegt." Lille sei trotz des jüngsten 1:4 bei Paris Saint-Germain nicht zu unterschätzen: "Wir müssen uns auf eine harte Nuss einstellen." Seine eigene Mannschaft sei "noch nicht dort, wo wir sein wollen".
Der Signal-Iduna-Park war am Montagmittag noch nicht ausverkauft, der BVB verwies auf wenige Restkarten im freien Verkauf. Dennoch: "Das Stadion wird brennen - und wir werden für das Spiel brennen", kündigte Offensivspieler Karim Adeyemi an.
BVB-Neuzugang Chukwuemeka erneut fraglich
Personell kann der Nachfolger von Nuri Sahin wieder auf Rechtsverteidiger Julian Ryerson setzen. Der Norweger nahm am Abschlusstraining teil "und ist einsatzbereit", sagte der Trainer. Angeschlagen ist hingegen Winter-Zugang Carney Chukwuemeka. Der Mittelfeldspieler hat nach einem Zusammenprall im Bundesliga-Spiel beim FC St. Pauli (2:0) Oberschenkelprobleme. Einen Einsatz aber wollte Kovac noch nicht ausschließen.
Möglich, dass Kovac, der in den ersten Spielen auf eine klare Stammformation gesetzt hatte, in den kommenden Spielen auf größere Rotation setzt. Einen Konkurrenzkampf in der Mannschaft zu haben, sei "das erklärte Ziel", so der Coach: "Wir brauchen den Druck von denen, die nicht spielen, damit die, die spielen, noch mehr Leistung bringen."
Die Aussagen von Niko Kovac und Karim Adeyemi zum Nachlesen:
+++ Was fehlt Gittens zurzeit? +++
Kovac: Jamie hat in der Hinserie sicherlich overperformt im Vergleich zur gesamten Mannschaft. Er war der Lichtblick. In den Jahren zuvor kam er von der Bank, jetzt hat er viel gespielt. Einem Spieler in seinem Alter muss man es auch erlauben, dass er eine Delle bekommt. Daher habe ich ihm Minuten auf der Bank gegeben. Ich habe aber im Training gesehen, dass er wieder brennt. Er ist sicher nicht nur morgen wieder eine Alternative. Wenn er ausgeruht ist, kann er zeigen was er kann: seine Tempodribblings und seine Tiefenläufe.
+++ Gibt es jetzt den Konkurrenzkampf? +++
Kovac: Das ist das erklärte Ziel eines Trainers. Wir brauchen den Druck von denen, die nicht spielen, damit die, die spielen, noch mehr Leistung bringen. Wenn Spieler wie Maxi Beier oder Daniel Svensson gute Leistungen zeigen, freut sich der Trainer und die Mannschaft. Wir haben jetzt viele Alternativen. Es zeigt auch, dass jeder Einzelne die Möglichkeit hat zu spielen.
+++ Wird Lille Angst vor der Gelben Wand haben? +++
Kovac: Unser Stadion ist unsere Festung, es ist hart, hier zu spielen. Als Spieler habe ich hier nie gewonnen. Ich hoffe, dass wir diese Atmosphäre nutzen können um Lille zu beeindrucken. Aber die haben auch schon woanders gespielt, etwa in Liverpool. Aber das ist eine unserer Stärken.
+++ Wie ist Ihr Verhältnis zu Guirassy? +++
Adeyemi: Abseits des Platzes ist er ruhig, er redet nicht so viel. Er spricht mehr mit seiner Familie. Auf dem Feld ist die Verbindung aber sehr gut. Ich spiele gerne mit ihm, er kann die Bälle gut festhalten und Tore schießen. Meine Aufgabe ist es, ihn zu unterstützen. Wir sind froh, einen Stürmer wie ihn zu haben.
+++ Spüren Sie schon den neuen BVB-Spirit? +++
Kovac: Es gibt nichts zu beschönigen. Es ist bei Weitem noch nicht das, was wir erreichen wollen und können. Wir haben jetzt ein bisschen Stabilität hereingebracht und wichtig ist, dass die Mannschaft das aufnimmt. Karim (Adeyemi) ist ein gutes Beispiel dafür. Das Lob haben sich die Spieler nicht ergaunert, es ist harte Arbeit.
+++ Ist Jonathan David Lilles größte Waffe? +++
Kovac: Wir kennen David. Er hat eine großartige Entwicklung genommen. Wir kennen seine Qualitäten genau. In der nahen Zukunft wird er Lille und Frankreich wohl verlassen, einige Top-Klubs beobachten hin. Aber er ist nicht die einzige Gefahr. Wir müssen unsere Stärken ins Spiel bringen und hochintensiven Fußball zeigen.
+++ Wie erklärt sich Guirassys Leistungsexplosion nach seinem Abschied aus Frankreich? +++
Kovac: Serhou ist für uns ein sehr wichtiger Spieler. Er hat eine großartige Entwicklung gemacht. Jeder Spieler braucht Zeit. Für uns ist er sehr wichtig, nicht nur weil er die Tore macht. Wir können uns auf ihn verlassen. Natürlich wird Lille wissen, wie gut er ist.
+++ Ist die Lille-Pleite ein Vorteil? +++
Kovac: Nein, wir müssen das Spiel nicht überbewerten. Gegen PSG ist jedes Spiel schwierig. Lille hat gegen die AS Monaco 2:1 gewonnen, das geht auch nicht im Vorbeigehen. Wir lassen uns von dem 1:4 nicht blenden. Es liegt an uns, wie sehr wir den Gegner morgen bearbeiten.
+++ Brandt oder Reyna: Wer spielt? +++
Kovac: Jule (Brandt) ist ein sehr wichtiger Spieler, das hat er in einigen Spielen schon gezeigt. Gio (Reyna) hat in den beiden Spielen, in denen Brandt nicht zum Einsatz kam, seine Arbeit sehr gut gemacht. Vielleicht war er offensiv nicht so stark, wie er sein kann. Aber er hat viel gearbeitet. Das ist das, was ich von allen erwarte. Dass sie von der ersten bis zur letzten Minute alles geben. Mit beiden bin ich sehr zufrieden, der in der nächsten Zeit seine Minuten bekommen wird, die er sich verdient.
+++ Adeyemi über sein letztes Spiel gegen Lille +++
Adeyemi: Ich kann mich an mein letztes Spiel gegen Lille nicht gut erinnern. Aber sie sind eine Top-Mannschaft. Zuhause sind wir aber noch ein Stück besser mit den Fans im Rücken.
+++ Was hat zum neuen Selbstbewusstsein geholfen? +++
Adeyemi: Schwierig zu sagen, woher es kommt. Wenn man das Vertrauen vom Trainer bekommt, kommt es aber von alleine. Ich bin sehr dankbar, die Spielminuten zu bekommen. Ich bin noch nicht in der Form, in der ich selbst sein will. Ich kann noch gefährlicher vor dem Tor sein. Selbstbewusstsein habe ich durchaus bekommen.
+++ Was macht der Königsklassen-Faktor aus? +++
Adeyemi: Die letzte Saison lief in der Champions League sehr gut. Da wusste jeder, was der andere machen muss. In dieser Saison ist es gleich. Wir spielen gut, das müssen wir mitnehmen. Das Stadion wird morgen brennen.
+++ Was erwartet den BVB gegen Lille? +++
Kovac: Ich möchte das klarstellen: Der französische Fußball und gerade Lille: Das ist gut, sehr technisch. Bruno Genesio ist ein Trainer, der Angriffs- und Ballbesitzfußball spielen lässt. Das wird uns einiges an Konzentration und Kraft abverlangen. Nicht zu unrecht ist Lille unter die ersten Acht gekommen. Sie haben Real besiegt. Es wird eine harte Nuss.
+++ Sehen wir jetzt den Kovac-Fußball? +++
Kovac: Es geht um Stabilität, sowohl mit als auch ohne den Ball. Defensiv stehen wir sehr gut. Wenn ich mir die sechs Spiele anschaue, haben wir vier Gegentore kassiert, von denen haben wir uns zwei selbst reingehauen. Was mir persönlich gefällt, ist, dass wir nicht reaktiv, sondern proaktiv sind. Offensiv haben wir noch Luft nach oben. Nach dem jetzigen Stand ist das gut, aber wir haben viel Verbesserungspotenzial.
+++ Wie steht es ums BVB-Personal? +++
Kovac: Julian (Ryerson) ist wieder dabei, er ist morgen einsatzbereit. Bei Carney (Chukwuemeka) ist es so, dass er in Hamburg im Zweikampf mit jemandem zusammengerasselt ist. Wir können morgen erst schauen, ob er dabei ist oder nicht.
+++ Los geht's! +++
Die Protagonisten nehmen Platz, die Pressekonferenz beginnt.
+++ Karim Adeyemi unter Niko Kovac im Aufwind +++
Neu-Trainer Niko Kovac setzt bislang auf eine klare Stammformation. Im Angriff hat Karim Adeyemi zuletzt das Vertrauen erhalten, beim 2:0-Auswärtssieg beim FC St. Pauli zahlte es der schnelle Flügelstürmer mit einem Tor und einer Vorlage zurück. Auch gegen Lille wird seine Geschwindigkeit gefragt sein. Welche Chancen sieht der 23-Jährige gegen die Franzosen? Auf der PK wird der Angreifer die Antworten geben.
+++ Bleibt Brandt wieder nur der Bankplatz? +++
Julian Brandt hatte den 6:0-Kantersieg des BVB gegen Union Berlin zuletzt wegen einer Muskelverletzung verpasst. In Hamburg saß er aus Belastungsgründen nur auf der Bank, erst in den Schlussminuten wurde er eingewechselt. Ist der Dortmunder Spielmacher wieder bereit für einen Startelfeinsatz oder bekommt erneut Giovanni Reyna den Vortritt? Oder wäre etwa auch Winter-Neuzugang Carney Chukwuemeka eine Option für die erste Elf?
+++ Lille geht bei PSG unter +++
Während der BVB am Samstag beim FC St. Pauli (2:0) eine gelungene Generalprobe für das Achtelfinal-Hinspiel am Dienstag (21:00 Uhr) in der Champions League hinlegte, kam der kommende Gegner gehörig unter die Räder. Lille OSC verlor bei Ligue-1-Spitzenreiter Paris Saint-Germain mit 1:4, schon nach der Pause lagen die Doggen mit 0:4 zurück.
Vor einigen Wochen hatte der derzeitige Tabellenfünfte der Ligue 1 auch im französischen Pokal einen herben Dämpfer kassiert. Im Elfmeterschießen schied das Team von Bruno Génésio Anfang Februar im Achtelfinale gegen USL Dunkerque aus.
Danach folgten eine Pleite gegen Havre AC und Siege gegen Stade Rennais (2:0) und AS Monaco (2:1). Wie präsentieren sich die Franzosen, die die Ligaphase der Champions League überraschend auf Platz sieben beendeten, nun gegen Borussia Dortmund?
