Mit viel Glück erreichten die Kansas City Chiefs Super Bowl LIX. Dort bekamen Patrick Mahomes und Co. von den Philadelphia Eagles aber ihre Grenzen aufgezeigt. Für einen erneuten Angriff auf die NFL-Krone müssen die Chiefs nun ein paar Weichen richtig stellen.
Die Kansas City Chiefs waren im Grunde chancenlos im Super Bowl gegen die Eagles (22:40) und sorgten lediglich in der Garbage Time für ein wenig Ergebniskosmetik. Die Ursachen für den Misserfolg sind dabei keineswegs mysteriös oder überraschend gewesen. Vielmehr schleppte man seine Großbaustellen durch die gesamte Saison und bekam dafür ultimativ die Quittung.
Die Rede ist natürlich in erster Linie von der Offensive Line. Schon vor Saisonbeginn war eigentlich klar, dass speziell Left Tackle zum Problem werden würde. Weder Wanya Morris noch Rookie Kingsley Suamataia schienen eine Ideallösung für diese so wichtige Planstelle zu sein. Und da auch Right Tackle Jawaan Taylor keine sonderlich große Hilfe war, reden wir hier vom Epizentrum der Probleme der Chiefs - beide Tackle-Positionen! Im Super Bowl kassierte Patrick Mahomes erstmals in seiner Karriere sechs Sacks und sah 22 Pressures - ohne einen einzigen Blitz der Eagles!
Problemzone Nummer 2 war dann einmal mehr das Receiving Corps. Hier kam viel Pech dazu, denn schon vor Saisonbeginn verletzte sich Neuzugang Hollywood Brown, fiel bis spät in der Regular Season aus und fand anschließend nur bedingt in die Spur. Rookie Xavier Worthy war zwar grün hinter den Ohren, überzeugte jedoch im Rahmen seiner Möglichkeiten und zeigte spätestens im Super Bowl, dass mit ihm künftig als Big-Play-Waffe zu rechnen ist.
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NFL-Karriereende von Travis Kelce in Sicht
Aber sonst? Rashee Rice verpasste die komplette Saison verletzt und über ihm schwebt weiter das Damoklesschwert einer Bestrafung durch die Justiz und die NFL für sein illegales Autorennen im Raum Dallas samt Massencrash und Fahrerflucht. Er könnte also auch in der kommenden Saison nicht zur Verfügung stehen. Dahinter gab es im Laufe des Jahres höchstens Ansätze von DeAndre Hopkins, JuJu Smith-Schuster oder Justin Watson zu verzeichnen - Skyy Moore machte verletzungsbedingt auch nur drei Spiele.
Zu allem Überfluss zeigte sich auch, dass für Tight End Travis Kelce das Ende der Reise naht - er legte seine schwächste Saison seit der Rookie-Saison 2013 hin und war bis aufs Wild Card Game gegen die Texans auch in den Playoffs im Grunde kein Faktor mehr. All das zusammengenommen führte dann folgerichtig zur statistisch schwächsten Saison von Patrick Mahomes.
Dennoch gewannen sie 15 Spiele und erreichten zum dritten Mal in Serie den Super Bowl, was viel mit Glück zu tun hatte, und eben der Tatsache, dass die Defense meist ein großer Faktor war. Doch auch jene könnte mit Linebacker Nick Bolton und Safety Justin Reid Eckpfeiler in der Free Agency verlieren.
Die Chiefs stehen derzeit bei 5,783 Millionen Dollar an Cap Space. Nicht gerade viel für eine Generalüberholung in dieser Offseason. Doch haben die Chiefs den Spielraum, mit zwei, drei simplen Kniffen für deutlich mehr Cap Space zu sorgen. Allen voran sollte man den Vertrag von Patrick Mahomes umstrukturieren. Er steht derzeit bei einer Cap Number von 66,26 Millionen Dollar. Nimmt man den Großteil seines Jahresgehalts (16,65 Mio. Dollar), seinen Roster Bonus (33,35 Mio.) und seinen Workout Bonus (1 Mio.) und macht daraus einen Signing Bonus, würden die Chiefs Cap Space von fast 39 Millionen Dollar freimachen.
Mehr Cap Space für die Kansas City Chiefs
Wenn das nicht reicht, wäre Chris Jones an der Reihe. Sein Cap Hit liegt derzeit bei 28,75 Millionen Dollar. Hier könnte man bis zu 12,495 Millionen seines Jahresgehalts und seine anstehenden Boni (15,1 Mio.) in einen Signing Bonus verwandeln und damit weitere rund 20,7 Millionen Dollar an Cap Space gewinnen. Und mit einem ähnlichen Manöver wären bei Jawaan Taylor weitere rund 9,4 Millionen Dollar drin.
Am Ende könnten die Chiefs also mit diesen drei Moves alleine Cap Space in Höhe von rund 77 Millionen Dollar kreieren und wären damit äußerst konkurrenzfähig auf dem Free-Agent-Markt.
Und damit ginge es dann in der Free Agency darum, zunächst mal die Offensive Line zu verbessern. Position 1 auf der Tagesordnung ist erstmal Right Guard Trey Smith. Er zählt zu den vier Spielern in dieser Saison mit mindestens 1000 Snaps, die keinen einzigen Sack (laut "PFF") in der Regular Season zugelassen haben und wäre damit einer der gefragtesten Free Agents gewesen. Jedoch wird er den Franchise Tag bekommen und kommt damit eben nicht auf den Markt. Sein Gehalt liegt damit bei 23,4 Millionen Dollar.
Nun haben sie bis Mitte Juli Zeit, langfristig mit Smith zu verlängern, was das angestrebte Ziel ist.
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Chiefs: Neuer Left Tackle aus der Free Agency
Dann wäre auch noch genügend Geld in der Kriegskasse, um sich einen neuen Left Tackle zu angeln. Der größte Name im Kandidatenkreis ist sicherlich Ronnie Stanley von den Ravens. Ihn würden die Ravens sicher gerne halten, doch dürfte es einige Interessenten geben. Ansonsten kommen sicherlich Leute wie Cam Robinson (zuletzt Vikings), Tyron Smith (Jets) oder Alaric Jackson (Rams) als Upgrades infrage.
Realistisch betrachtet sollte man auch nach einem Ersatz für Taylor Ausschau halten, doch jenem sind 20 Millionen Dollar in diesem Jahr garantiert, weshalb eine Trennung eher keinen Sinn macht. Das Problem generell ist jedoch, dass Tackle keine sonderlich gut besetzte Position in der diesjährigen Draftklasse ist, weshalb dieser Weg wohl keinen großen Ertrag verspricht, besonders nicht mit Pick 31.
Anschließend sollte man sich erneut nach besseren Anspielstationen für Mahomes umsehen. Der Draft bietet hier mehr Möglichkeiten, doch birgt das eben die Gefahr, dass man erneut mit eingeschränktem Playbook durch die Saison gehen muss, wie das zuletzt bei Rice (2023) und Worthy lange der Fall war. Beide hatten beschränkte Route-Trees und wurden eher mit kurzen Pässen als YAC-Künstler gefährlich.
In der Free Agency wiederum bietet sich eigentlich nur eine Premium-Option an - Tee Higgins. Doch der wird sehr wahrscheinlich ein zweites Mal nacheinander den Franchise Tag erhalten und damit nicht zur Verfügung stehen. Neben Hopkins und Brown wären dann Leute wie Amari Cooper, Chris Godwin oder Stefon Diggs die verheißungsvollsten Namen, die einst als Nummer-1-Receiver durchgegangen wären. Betonung liegt hier auf "einst".
Kelce-Abgang hätte auch Vorteile
Klar ist mittlerweile, dass Kelce weitermacht. Er ist jedoch nicht mehr der Alte und nur noch bedingt als Sicherheitsnetz für Mahomes zu gebrauchen. Ein perspektivisches Upgrade wäre also wünschenswert. Tight End ist in diesem Draft zudem eine Position mit einer gewissen Tiefe.
Defensiv sollte man derweil auf den Draft vertrauen, wenn es darum geht, die Defensive Line zu stärken. Defensive Tackle Tershawn Wharton, Nebenmann von Chris Jones, dürfte in einer tief besetzten DT-Draftklasse auch an Tag 2 noch adäquat zu ersetzen sein, ebenso die drei Spieler aus Reihe 2, die ebenfalls Free Agents werden.
Durchaus schmerzhaft wäre indes ein Verlust von Free Agent Bolton, der gerade auch gegen den Pass ein wichtiger Faktor ist. Dre Greenlaw scheint hier neben Zack Baun der größte Name auf der Position zu sein. Ein interessanter Name wäre jedoch auch Tyrel Dodson von den Bills, der gerade in Sachen Coverage wohl der beste LB auf dem Markt ist - neben Bucs-Urgestein Lavonte David. Doch auch hier könnte man im Draft fündig werden. Und Reid wiederum dürfte noch am ehesten via Free Agency zu ersetzen sein, schließlich sind so einige gute Safetys für vermutlich kleineres Geld zu haben.
Doch egal, was die Chiefs letztlich im Detail machen, wird nichts wichtiger sein als die Offensive Line mit mindestens einem besseren Left Tackle zu bestücken, nachdem man Smith gehalten hat. Nur wer seinen Quarterback gut beschützt, hat eine reelle Chance, auch den Super Bowl zu gewinnen. Die Eagles haben das deutlich gemacht - auf beiden Seiten des Balls.







































