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Das Ende einer Ära

City kollabiert: Was ist nur mit Pep passiert?

Pep Guardiola und City stecken tief in der Krise
Pep Guardiola und City stecken tief in der Krise
Foto: © IMAGO/Jose Breton
20. Februar 2025, 10:52

Manchester City und Pep Guardiola kassieren in den Playoffs gegen Real Madrid eine bittere Lektion. Das System kollabiert, der Absturz wird immer deutlicher. Es ist, als laste ein Fluch auf Klub und Trainer.

Es ist vorbei. Pep Guardiolas Serie als Wundertrainer ist gerissen. Zum ersten Mal in seiner langen Karriere als Coach verpasst der 54-Jährige ein Achtelfinale der Champions League. Das hat ein wenig mit dem neuen Modus zu tun, aber viel mehr mit dem Ende einer Ära an großen Spielern. Die von zahlreichen Verletzungen dezimierten Altstars von Manchester City konnten dem sich stets erneuernden Königsklassen-Monster Real Madrid über zwei Playoff-Spiele nichts entgegensetzen. Beim 1:3 (0:2) im Rückspiel nach dem 2:3 im Hinspiel wurde der englische Meister früh mit einfachen Methoden ausgehebelt und stand bei der Kylian-Mbappé-Show nur Spalier.

Das Aus kam nicht überraschend. Nicht einmal für Guardiola. Bereits die Ligaphase der Champions League war für City ein zitternder Tanz auf einem über dem Abgrund der Mittelmäßigkeit gespannten Drahtseil. "Wenn du 22. wirst, dann ist das, weil du nicht gut warst", bemerkte Guardiola. "Es ist unser schlechteste Jahr überhaupt. Wir haben nicht den Rhythmus, den Madrid gerade hat. Was soll ich sonst noch sagen? Sie waren die bessere Mannschaft. Man muss das akzeptieren."

Der Katalane, dem es als Spieler des FC Barcelona immer wieder gelungen war, das Santiago Bernabéu in Madrid in Ruhe erstarren zu lassen, musste sich nun anhören, wie jeder Ballkontakt der Heimmannschaft, jeder der am Ende 447 erfolgreichen Pässe der Königlichen mit einem "Ole" begleitet wurde. Die Demütigung ging so weit, dass die Fans, als das Fiasko für City nicht mehr abzuwenden war, nicht mehr die gelungenen Pässe feierten, sondern den Gästetrainer. "Pep bleib, Pep bleib", flehten sie.

City zieht plötzlich Unglück magisch an

Das Ende einer Ära für Guardiola war trotzdem eines ohne Schmerz, behauptete der ehemalige Wundertrainer nach dem Spiel. Eines, das ohne erneute Kratzer auf der Glatze über die Bühne ging. Mit denen hatte er sich nach der achtlos weggeworfenen 3:0-Führung gegen Feyenoord Rotterdam im späten November 2024 gezeigt. "Ich will mir Schmerzen zufügen," hatte er erklärt und die Kommentare später ein wenig eingefangen. Doch sie waren in der Welt, wie all das Unglück, das City in dieser Spielzeit so magisch anzieht.

"Es hat früher vielleicht mehr weh getan", fuhr Guardiola in seiner Aussage also fort. Er meinte damit den Fakt, dass die andere Mannschaft die bessere war. Dann wehte ihn die Melancholie des Unterlegenen fort, an einen besseren Ort namens Vergangenheit. "Wir waren ein großartiges Team. In diesem Jahr sind wir es aus vielen Gründen nicht. Wir haben etwas Einzigartiges erreicht. In unserem Land. In Europa."

Damit ist in der Saison 2024/2025 erst einmal Schluss. Die schnöde Gewöhnlichkeit hat die Cityzens in Beschlag genommen. Und weil der Absturz aus so großer Höhe geschieht, schaut die Welt drauf und fragt sich, was überhaupt passiert ist. Wird der ehemals unbestritten beste Trainer der Welt in Abwesenheit seines großen Rivalen Jürgen Klopp in den Schlund des Menschlichen gezogen und kann sich nicht mehr befreien? Wird er der, der José Mourinho am Ende seines Weges als Supertrainer war? Einer mit viel Vergangenheit und wenig Zukunft?

Fluch auf Guardiola und City?

Es ist, als laste ein Fluch auf City und Guardiola. Ein Fluch, der vielleicht sogar von dem europäischen Dauerrivalen Real Madrid ausgeht. Denn nichts mehr wurde gut, seit Europameister Rodri bei der Wahl zum Weltfußballer überraschend Vinicius Jr. besiegte, die Königlichen deswegen schmollten und der Spanier Rodri die Trophäe bereits auf Krücken in Empfang nehmen musste. Der, der sich über die dichte Taktung der Spiele im modernen Fußball beschwert und mit Streik gedroht hatte, wurde im Ligaspiel gegen Arsenal Anfang September 2024 von einem Kreuzbandriss aus der Saison geworfen.

Mit dem Saison-Aus für den Strukturspieler im Mittelfeld von City, kollabierte das System Guardiola. Sein Klub geriet derart außer Tritt, dass nicht nur das Playoff-Aus in den zwei Spielen gegen die Königlichen mehr als folgerichtig war, sondern auch die Qualifikation für die Champions League in der kommenden Saison trotz einer gigantischen Transferoffensive im Winter kaum als gesichert gelten darf. Vorentscheidenden Charakter hat dabei für den aktuellen Tabellenvierten der englischen Premier League das Aufeinandertreffen mit dem um 17 Punkten enteilten Spitzenreiter Liverpool am kommenden Sonntag (17:30 Uhr/Sky und im Liveticker auf sport.de).

Wieso verzichtete Pep auf Tor-Monster Haaland?

Wohl auch aus dem Grund musste sich Guardiola nach dem Spiel den beißenden Fragen der Reporter stellen. Hatte er Liverpool über Real priorisiert? Hatte er, der vor dem Spiel ohnehin nur von einer einprozentigen Chance aufs Weiterkommen gesprochen hatte, deswegen auf Tormonster Erling Haaland verzichtet? Oder vielleicht auch nur, weil Guardiola in großen Spielen oft kuriose Entscheidungen trifft?

"Ich weiß, manchmal mache ich das", sagte Guardiola mit ironischem Unterton, "aber Haaland lasse ich natürlich spielen. Der war verletzt". Der Norweger hatte sich beim wichtigen 4:0 in der Liga gegen Newcastle United am Knie verletzt und musste von der Bank anschauen, wie seine letzte Chance auf den Weltfußballertitel 2025 vom Hattrick-Hagel Kylian Mbappés zerstört wurde.

Mit 44 Punkten beträgt der Vorsprung auf die Verfolger Bournemouth auf Rang fünf und Chelsea auf Rang sechs gerade einmal einen Punkt. Das ist bei 13 ausstehenden Spielen nicht viel. Mit Newcastle, Fulham, Villa und sogar Brighton lauern weitere Teams auf Ausrutscher. In England wird in dieser Saison aller Voraussicht nach der fünfte Platz für die Qualifikation zur Champions League reichen. In der UEFA-Einjahreswertung sieht es für die beste Liga der Welt nach dem Dreifach-Debakel der italienischen Klubs mit dem Playoff-Aus für Milan, Atalanta und Juventus überragend aus.

"Wir müssen uns jetzt für die Rückkehr qualifizieren. Wir müssen Vierter werden oder Fünfter", sagte Guardiola nun in Madrid und machte dann eine Kampfansage. Von einem Rückzug wolle er nichts wissen. Er werde den Umbruch vorantreiben. "Ja, ja, ja! Ja, ja. Ich will weitermachen", sagte er und sprach davon, dass nichts für die Ewigkeit sei. "Spieler werden älter. Und mit der Zeit akzeptiert das die Mannschaft, akzeptiert das der Klub, akzeptieren das alle anderen. Wir waren eine unglaubliche Mannschaft."

Manchester City muss Umbruch vollziehen

Die Trümmer dieser unglaublichen Mannschaft sind immer noch zu bewundern. Torhüter Ederson ist 31 und duelliert sich in dieser Saison mit dem ehemaligen Bielefeld-Keeper Stefan Ortega, der ist auch bereits 32. Defensivkünstler John Stones hat ebenfalls mit 30 an Kraft verloren und wurde in Madrid frühzeitig verletzt ausgewechselt. Die Mittelfeldspieler Mateo Kovacic, İlkay Gündoğan, Bernardo Silva und Kevin de Bruyne haben alle mindestens die 30 erreicht und blicken in Richtung Karriereende. Es war eine unglaubliche Mannschaft. Eine, die den Ansprüchen des modernen Fußballs momentan nicht mehr genügt. "Wir müssen Schritt für Schritt versuchen, wieder besser zu werden", sagte Guardiola.

Diese Schritte, das war im Winter bereits zu beobachten, werden mit viel Geld erfolgen. Die City Football Group, mehrheitlich im Besitz der Herrscherfamilie von Abu Dhabi, lässt sich weiter nicht lumpen. In diesem Winter kamen mit Frankfurts Omar Marmoush, Portos Mittelfeldspieler Nico Gonzalez sowie den Innenverteidigern Abdukodir Khusanov und Vitor Reis bereits vier Spieler der nächsten Generation für insgesamt weit über 200 Millionen Euro. Mit Florian Wirtz ist auch ein DFB-Star ins Blickfeld geraten. Immer wieder gibt es Gerüchte um einen City-Wechsel des kommenden Weltstars, der bei Bayer Leverkusen weiter zufrieden scheint.

Schockverliebt in Ex-Frankfurter Marmoush

Schockverliebt zeigte sich Guardiola zuletzt besonders in Marmoush und den bei Barcelona ausgebildeten Gonzalez. Ihr Zusammenspiel sorgte für den einzigen Treffer Citys in Madrid. Viel zu spät und eher zufällig. "Ich bin sehr glücklich über diese Verpflichtung, sie wird sehr wichtig sein. Er ist jung, er kann als Nummer sechs und als Nummer acht spielen", sagte Guardiola und blickte in eine Zukunft mit dem 23-Jährigen, für den City am Deadline Day 60 Millionen Euro auf den Tisch gelegt hatten. Noch ist Guardiola Teil dieser Zukunft. Ob seine Worte mehr als blanke Durchhalteparolen sind, werden jedoch erst die restlichen Monate dieser Spielzeit zeigen.

Dass man sich jedoch stets erneuern kann, zeigt ausgerechnet sein Gegenüber an diesem historischen Abend: Carlo Ancelotti. Der 65-Jährige schien nach seinem 2017er-Aus bei Bayern München erledigt. Doch über den Umweg Napoli und Everton kehrte er 2021 zurück zu seiner alten Liebe Real Madrid - und wurde dort zum absoluten Dominator der Champions League.

Stephan Uersfeld

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